3

Armenien-Reise Papst besucht Völkermord-Mahnmal

Am zweiten Tag seiner Armenien-Reise hat Papst Franziskus das "Völkermord-Denkmal" besucht, das an den Mord an bis zu 1,5 Millionen Armeniern vor 100 Jahren erinnert. Anschließend kam er mit Nachkommen von Opfern zusammen.

Von: Tillmann Kleinjung

Stand: 24.06.2016

Papst an Mahnmal | Bild: Bayerischer Rundfunk

Das Mahnmal Zizernakaberd ist der Trauerort eines traumatisierten Volkes. Hier gedenken die Armenier der eineinhalb Millionen Menschen die im Jahr 1915 im Osmanischen Reich ums Leben kamen. Für Armenien hat der Besuch des Papstes ausgerechnet an diesem Ort hohen symbolischen Wert, sagt eine junge Frau.

"Für uns ist der Besuch des Papstes sehr positiv, für die Türkei negativ. Das wird zu neuen Aggressionen in der Türkei führen, denn damit gibt es noch einen, der den Völkermord anerkennt. Und das wird in der Türkei auf Widerstand stoßen."

Eine junge Armenierin

Stiller Besuch an der Gedenkstätte

Es war ein stiller Besuch an der Gedenkstätte in Eriwan. Vor der ewigen Flamme legte er eine weiße Rose nieder und sprach ein Gebet. Die Worte, mit denen der Vatikan einen heftigen Konflikt mit der Türkei riskiert, hat der Papst bereits gestern ausgesprochen, als er den armenischen Begriff vom "Großen Übel" aufgriff und an den Tod unzähliger Menschen erinnerte. 

"Diese Tragödie, dieser Völkermord eröffnete leider die traurige Liste der entsetzlichen Katastrophen des vergangenen Jahrhunderts, die von anormalen rassistischen, ideologischen oder religiösen Motivationen ermöglicht wurden, welche den Geist der Menschenschinder so weit verdunkelten, dass sie sich das Ziel setzten, ganze Völker auszurotten."

Papst Franziskus

Im vorab verbreiteten Redemanuskript taucht das Wort Genozid, Völkermord, nicht auf. Es ist offenbar eine Herzensangelegenheit des Papstes, das Verbrechen beim Namen zu nennen, auch wenn er damit einen Konflikt mit der Türkei riskiert. Der armenische Präsident Präsident Sersch Sargsjan sagt: Wir wollen keine Schuldigen, uns geht es um Versöhnung.

"Wir wollen keine Anklagen verbreiten. Wir wollen einfach nur, dass die Dinge beim Namen genannt werden. Damit zwei Nachbarn zur Versöhnung finden und eine gemeinsame, segensreiche Zukunft haben, indem man Vergangenes anerkennt und reinen Gewissens um Vergebung bittet."

Sersch Sargsjan, armenischer Präsident

Verschnupfte Türkei

Im Juni hatte bereits der deutsche Bundestag in einer Erklärung vom Völkermord an den Armeniern gesprochen. Seither sind die deutsch-türkischen Beziehungen massiv belastet.

Ähnlich wie in der Bundestagsresolution hat auch Papst Franziskus gestern die Mitwisser scharf kritisiert. Staaten wie das Deutsche Reich, das von der Vertreibung und Vernichtung der Armenier wusste, aber nichts dagegen unternahm.

"Es ist so traurig: Sowohl bei dieser als auch bei anderen Katastrophen haben die großen Weltmächte weggeschaut."

Papst Franziskus

Für den Papst ist die Beschäftigung mit der Vergangenheit kein Selbstzweck. Er will daraus Lehren für die Zukunft ziehen, das hat er mehrfach betont. Und wohl auch deshalb ist die zentrale Veranstaltung heute Abend in Eriwan ein Friedensgebet.


3