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Alte Akademie Weihenstephan Das Vermächtnis des "Apfelpfarrers" Korbinian Aigner

Gestern wurde in der Alten Akademie Weihenstephan eine Ausstellung mit den Werken und über das Leben des oberbayerischen Priesters und Pomologen Korbinian Aigner eröffnet. Zum 50. Todestag am 5. Oktober soll damit an den mutigen "Apfelpfarrer" aus Hohenpolding im Landkreis Erding erinnert werden.

Von: Barbara Weiß

Stand: 26.09.2016

Ausstellung Korbinian Aigner | Bild: BR/Barbara Weiß

Korbinian Aigner wurde während des NS-Regimes wegen seiner kritischen Äußerungen im Religionsunterricht verhaftet. Fünf Jahre blieb er erst im Konzentrationslager Sachsenhausen und später in Dachau inhaftiert. Doch auch unter schlimmsten Umständen im KZ ließ er sich nicht seine Leidenschaft für den Obstbau zerstören. Vier Apfelsorten hat er heimlich im KZ Dachau gezüchtet, wo er wie viele andere Priester im sogenannten "Kräutergarten" arbeiten musste.

"Korbiniansapfel" regional im Verkauf

Vor Weihenstaphan waren die Bilder unter anderem auch bei der documenta 2012 zu sehen.

Seine Äpfel hat der Theologe mit KZ 1-KZ 4 bezeichnet. Heute gibt es nur noch den KZ 3 Apfel. 1985 wurde er in Korbiniansapfel umbenannt und man kann ihn heute noch in einigen Läden der Region kaufen. Ein schmackhafter Wirtschaftsapfel, wie Wolfgang Herrmann versichert, der Präsident der Technischen Universität München, wo heute am Lehrstuhl für Obstbau der Nachlass des Apfelpfarrers liegt.

Weihbischof Bernhard Haßlberger vom Erzbistum München und Freising meint, dass die Menschen heute noch – auch 50 Jahre nach seinem Tod – viel von Korbinian Aigner lernen können: Nicht nur die Schöpfung zu bewahren und zu lieben, sondern auch "den Mund aufzumachen, das gehört dazu. Und heutzutage muss man das auch lautstark machen, denn sonst wird man nicht gehört".

Aquarelle dienen bis heute der Sortenbestimmung

Über 800 Aquarelle hat Korbinian Aigner detailgetreu gemalt.

Korbinian Aigner hat sich nicht nur um den Obstbau verdient gemacht und ist bis heute weit über Bayerns Grenzen als Pomologe anerkannt. Seine über 800 Aquarelle, auf denen er akribisch genau die verschiedenen Apfel- und Birnensorten gezeichnet hat, werden heute noch zur Bestimmung von Sorten verwendet und auch in Metropolen wie New York in Kunstmuseen gezeigt. Auch auf der documenta wurden sie 2012 gezeigt. Die Ausstellung über Korbinian Aigner ist im Asamsaal der Alten Akademie Weihenstephan noch bis zum 16. Oktober zu sehen. Am 5. Oktober, seinem 50. Todestag, findet im NS-Dokumentationszentrum um 19 Uhr ein Vortrag zum Thema: "Der 'Apfelpfarrer' Korbinian Aigner und die Geschichte des 'Kräutergartens' im KZ Dachau" statt.


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