NSU-Prozess


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320. Verhandlungstag, 9.11.2016 Zeuge mit Widersprüchen

Nächster Zeuge, nächster verunsichernder Eindruck: Wieder bleiben Fragen offen im NSU-Prozess. Befragt wurde dieses Mal ein ehemaliger Mitbewohner von Ralf Wohlleben, der auch in Kontakt mit dem NSU-Trio gestanden habe. Am Ende verstrickte er sich in Widersprüche.

Von: Mira Barthelmann

Stand: 09.11.2016 | Archiv

NSU-Prozess | Bild: picture-alliance/dpa

Nico E. ist ein stämmiger Mann mit Glatze und Brille. Ein sogenannter Szene-Zeuge, der nach eigenen Angaben auch heute Abend wieder gerne an einer Demonstration von „Thügida“ in Eisenberg teilnehmen wird. Der 39-Jährige hat Ende der 90er Jahre bei dem Mitangeklagten Ralf Wohlleben gewohnt und Kontakte zur rechten Szene gepflegt. Er gab an, mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt und auch mit den beiden Angeklagten, Beate Zschäpe und Ralf Wohlleben gut befreundet gewesen zu sein. Nach dem Untertauchen des mutmaßlichen NSU-Trios will er weder Kontakt zu den Dreien gehabt haben, noch habe er sich für den Grund ihres Verschwindens interessiert.

Unglaubwürdiger Eindruck eines Zeugen

Der Zeuge war von Ende der 90er Jahre bis Anfang der 2000er Jahre bei der Bundeswehr und wollte sich eigentlich für vier weitere Jahre verpflichten. Doch nachdem der MAD (Militärischer Abschirmdienst) ihn zweimal befragt hatte, zog er es vor, die Bundeswehr bereits nach vier Jahren ehrenhaft zu verlassen. „Ich hab dann lieber die Füße still gehalten“ erklärt Nico E. heute. Er habe den Kontakt zur Jenaer Szene weitgehend abgebrochen, weil er um seine Geld- und Sachbezüge fürchtete.

Nico E. gab an, Ralf Wohlleben 1996 oder 1997 kennengelernt zu haben. In die selbe Zeit falle auch der Erstkontakt zu Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt. Man habe zusammen "ein Bierchen getrunken“, sei auf Partys und zu Demonstrationen gegangen und habe „geschnattert“. Nach seiner Bundeswehrzeit sei der Kontakt so gut wie abgebrochen. Bei den Antworten auf die Frage, ob und in welchem Zusammenhang er Wohlleben später noch getroffen habe, verwickelte sich der Zeuge immer wieder in Widersprüche. Insgesamt machte der 39-Jährige auf viele Prozessbeteiligte einen unglaubwürdigen Eindruck. Der Erkenntnisgewinn seiner Aussagen dürfte gleich Null sein.


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