NSU-Prozess


0

86. Verhandlungstag, 19.2.2014 Die Wohnung des mutmaßlichen Terrortrios

Am 86. Prozesstag ging es darum, dass die mutmaßliche Neonazi-Terroristin Beate Zschäpe sich beim Heilbronner NSU-Mordanschlag auf zwei Polizisten in der Nähe aufgehalten haben könnte. Dieser Ansicht sind Opferanwälte.

Stand: 19.02.2014 | Archiv

Symbolbild: Ein Ordner mit der Aufschrift "NSU" | Bild: picture-alliance/dpa

Nach einer Zeugenaussage sei Zschäpe zur Zeit des Anschlags im Jahr 2007 im 35 Kilometer entfernten Backnang gewesen und habe dort übernachtet, so ein Beweisantrag von sechs Nebenklage-Anwälten. Die Nebenkläger beantragten am Mittwoch, dem 86. Verhandlungstag, eine Beamtin der "Ermittlungsgruppe Umfeld" im NSU-Prozess zu hören.

Sie könne nähere Angaben über die Aussage der Zeugin machen. Die Zeugin soll sich im Januar 2014 bei den Behörden gemeldet haben. Die Ermittlungsgruppe hat Bezüge der Neonazi-Terroristen nach Baden-Württemberg untersucht.

Waffenarsenal und Nazispiel

Zschäpe hinterließ bei ihrem Untertauchen 1998 eine Waffensammlung und eine Reichskriegsflagge in ihrer Wohnung. Das berichtete am Mittwoch ein Polizeibeamter, der seinerzeit die Wohnung der NSU-Hauptangeklagten durchsuchte. Unter anderem fanden die Ermittler eine Druckgaspistole, ein Luftgewehr mit Zielfernrohr, eine Armbrust und einen Morgenstern. Bilder aus der Einraumwohnung in Jena zeigen eine Reichskriegsflagge an der Wand. Unter dem Sofa war ein Exemplar des Brettspiels "Pogromly" versteckt. Laut Anklage soll Zschäpe das nach dem Vorbild von "Monopoly" entworfene, NS-verherrlichende Spiel gemeinsam mit ihren Komplizen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt hergestellt haben. Ziel des Spiels ist es laut Anleitung, deutsche Städte «judenfrei» zu machen. Das Gericht versuchte am Mittwoch weiter, die Waffenbeschaffung der mutmaßlichen Neonazi-Terroristen zu klären.

Nach Angaben der Angeklagten Holger G. und Carsten S. sollen zwei Pistolen aus dem Jenaer Szeneladen "Madley" stammen. Eine Waffe soll der Angeklagte Ralf Wohlleben dort erhalten haben, eine andere - wahrscheinlich die Ceska, mit der neun Menschen erschossen wurden - hat Carsten S. nach eigenen Angaben im Auftrag Wohllebens dort besorgt. Der frühere "Madley"-Inhaber Frank L. hatte in seinen Vernehmungen vor Gericht gesagt, er könne sich nicht an Anfragen nach Waffen erinnern.

Am Mittwoch wurden Kriminalbeamte vernommen, die L. im Ermittlungsverfahren vernommen hatten. Damals - so die Beamten - habe L. gesagt, dass Wohlleben öfter in dem Laden war. Es könne auch sein, dass Wohlleben ihn nach einer Waffe gefragt habe. Damit habe er ihn jedoch wahrscheinlich an seinen Angestellten Andreas S. verwiesen. Konkrete Erinnerungen hatte er aber auch damals nicht geschildert.


0