NSU-Prozess


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77. Verhandlungstag, 22.1.2014 Anschlag auf Polizisten rekonstruiert

Die Polizistin Michèle Kiesewetter war nach den Schüssen der mutmaßlichen NSU-Terroristen sofort tot. Ein Gutachter stellte heute eine umfangreiche Rekonstruktionen zum Tathergang des Attentats am 25. April 2007 in Heilbronn an.

Stand: 22.01.2014 | Archiv

Demnach sieht es danach aus, dass die beiden Schützen von schräg hinten auf die in ihrem Streifenwagen sitzenden Polizisten schossen, die gerade bei geöffneten Türen Pause machten. Kiesewetters Kollege Martin A. überlebte den Kopfschuss; die Kugel wurde in seinem Kopf von einem Teil des Schädelknochens abgelenkt. Laut Anklage verübten die Neonazi-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt den Anschlag.

Susann E. verweigert die Aussage

Am Vortag hatte die Ehefrau des Angeklagten André E. die Aussage verweigert. Sie widersprach auch der Verwertung ihrer Aussagen im Ermittlungsverfahren. Am Nachmittag wurden Zeugen zum Mordanschlag in Heilbronn gehört.

Die Angeklagte Beate Zschäpe nutzte zeitweise die Personalien von Susann E. Als Ehefrau eines Angeklagten konnte Susann E. allerdings die Aussage verweigern. Außerdem wird gegen sie wegen Unterstützung des NSU ermittelt. Andre E. muss sich wegen wegen Beihilfe zum Sprengstoffanschlag in der Kölner Altstadt 2001, Beihilfe zum Raub und Unterstützung einer terroristischen Vereinigung im NSU-Prozess verantworten. Er kam nach sechs Monaten Untersuchungshaft wieder auf freiem Fuß.

Am Dienstag wurden auch noch mehrere Zeugen zum Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter in Heilbronn 2007 gehört. Ein Bahnarbeiter etwa, der möglicherweise vor dem Mordanschlag auf die beiden Polizisten in Heilbronn die beiden Attentäter beobachtete. Auf einem Radweg an den Bahngleisen seien ihm zwei Radfahrer aufgefallen, sagte der 67-Jährige. Sie hätten Radfahrerkleidung und Helme getragen und sich angeregt unterhalten.

"Von dem Punkt, wo die beiden Radfahrer gestanden haben, kann man den Tatort gut einsehen", sagte der mittlerweile pensionierte Mann. Kurze Zeit später habe er einen Schlag gehört. "Wir haben gedacht, dass es einem Auto einen Reifen rausgehauen hat." Der Anklage zufolge haben die NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos den Anschlag auf zwei Polizisten im April 2007 Heilbronn verübt. Die Polizistin Michèle Kiesewetter starb noch am Tatort; ihr Kollege, der mit ihr im Streifenwagen saß, überlebte trotz eines Kopfschusses.

Das geschah in Heilbronn

Heilbronn, 25. April 2007: Die mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt erschossen an jenem Tag Michèle Kiesewetter, so das Ergebnis der Ermittlungen. Martin Arnold, der mit ihr im Streifenwagen saß und Pause machte, überlebte das Attentat schwer verletzt mit einem Kopfschuss. Wie die bisherigen Aussagen des 31-Jährigen gegenüber den Ermittlern ergeben haben, sind seine Erinnerungen an den Tattag lückenhaft.

Böhnhardt und Mundlos entwendeten nach der Tat die Dienstpistolen der beiden Beamten und einige Ausrüstungsgegenstände, die sie offenbar wie Trophäen aufbewahrten. Die Bundesanwaltschaft geht davon aus, dass sie die Polizisten angriffen, weil sie den von ihnen gehassten Staat repräsentierten. Beate Zschäpe ist als Mittäterin an sämtlichen Anschlägen des NSU angeklagt.


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