NSU-Prozess


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69. Verhandlungstag 18.12.2013 Vater Mundlos und der Apfel-Eklat

Im NSU-Prozess hat ist es bei der Aussage von Siegfried Mundlos, dem Vater von Uwe Mundlos, zu heftigen Wortgefechten gekommen. Doch nicht nur damit sorgte der frühere Professor für Aufsehen vor dem Münchner Gericht.

Stand: 18.12.2013 | Archiv

Siegfried Mundlos | Bild: dpa-Bildfunk

Richter Manfred Götzl drohte dem Vater des mutmaßlichen Neonazi-Terroristen Uwe Mundlos nach einer Beleidigung Ordnungsmittel an. Wie bereits in früheren Äußerungen gab der ehemalige Informatikprofessor am Mittwoch dem Verfassungsschutz eine Mitschuld daran, dass sein Sohn in die rechte Szene abgeglitten ist. Das Geld von V-Leuten hätte die Rechtsextremisten gestärkt.

Mundlos wandte sich direkt an die Vertreter der Bundesanwaltschaft:

"Sie können den Verfassungsschutz nicht aus diesem Verfahren ausgliedern."

Siegfried Mundlos

Mundlos schilderte seinen Sohn als hilfsbereit und sehr lieb zu seinem behinderten Bruder. Zur Wendezeit habe er ihn im Streit um eine behindertengerechte Wohnung unterstützt. "In der DDR wäre er als systemkritischer Geist durchgegangen." Er sei ehrlich gewesen und etwas naiv. So habe er nicht geahnt, dass der Verfassungsschutz seine Finger in der rechten Szene mit im Spiel hatte.

Apfel und Wasserflasche

Aufsehen erregte Mundlos auch, als er gleich eine Wasserflasche und einen Apfel auf dem Tisch vor sich platzierte. Nach einer guten halben Stunde biss er in den Apfel - worauf Götzl die Sitzung für eine kurze Pause unterbrach. Am Nachmittag dann eskalierte die Situation für kurze Zeit: Mundlos hatte Uwe Böhnhardt, den Komplizen seines Sohnes, als «tickende Zeitbombe» bezeichnet. Freunde seines Sohnes hätten ihn gewarnt. Als der Vorsitzende Richter wissen wollte, warum er nicht mit seinem Sohn darüber gesprochen habe, presste Mundlos hervor: "Sie sind ein kleiner Klugsch...". Er sprach das Wort nicht zu Ende, aber es war klar, was gemeint war. Richter Götzl drohte Ordnungsmittel an, führte aber die Vernehmung fort.

Mitgefühl für Opfer

Den Angehörigen der NSU-Opfer sprach Mundlos sein Mitgefühl aus - was er allerdings mit einem Appell an die Bundesanwaltschaft verband, die Rolle des Verfassungsschutzes genauer aufzuklären. "Ich kann Ihnen versichern, dass ich ganz tief mitempfinden kann", sagte er. "Ich kann auch erst dann ruhig leben, wenn ich genau weiß, was hinter der Sache steht." Schließlich erklärte er die mutmaßlichen Terroristen - seinen Sohn Uwe und dessen Komplizen Uwe Böhnhardt - indirekt zu Opfern: "Es sind zehn Tote zu beklagen. Das heißt eigentlich zwölf Tote."


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