NSU-Prozess


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67. Verhandlungstag 10.12.2013 "Sie war meine beste Freundin"

Im NSU-Prozess hat eine Nachbarin von Beate Zschäpe in der Polenzstraße in Zwickau ausgesagt. Die Frauen trafen sich oft, redeten viel. Doch vom Treiben der rechtsextremen Terrorzelle will sie nichts mitbekommen haben.

Stand: 17.12.2013 | Archiv

Heike K. wohnte im gleichen Mietshaus in der Polenzstraße in Zwickau, in dem von 2001 bis 2008 Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt gelebt hatten. Die ehemalige Nachbarin Zschäpes traf die Angeklagte auch nach deren Auszug aus dem Haus regelmäßig - sogar noch wenige Tage bevor das NSU-Trio am 4. November 2011 aufflog. Zschäpe sei die "Hauptperson" in ihrem Leben gewesen und ihr hätte sie alles anvertrauen können.

"Zu diesem Zeitpunkt war das meine beste Freundin." Heike K., ehemalige Nachbarin von Beate Zschäpe

Allerdings hätten die beiden immer nur über Heike K.'s Probleme geredet. Lisa, der Name, unter dem Zschäpe in der Polenzstraße bekannt war, habe dagegen so gut wie nichts Privates erzählt.

Widerprüche in Aussage

In ihrer Aussage verstrickte sich die Zeugin K. jedoch mehrmals in Widersprüche. So gab sie etwa zunächst an, der Ehefrau des Mitangeklagten André E., eine Bekannte Zschäpes, nie begegnet zu sein. Später musste sie dann jedoch zugeben, die Frau mindestens einmal gesehen zu haben. Die 46-Jährige berichtete zudem, dass Zschäpe sie noch am 1. November 2011 besucht habe - also drei Tage vor dem Selbstmord von Zschäpes mutmaßlichen Komplizen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos.

Bei dem Treffen sei Zschäpe unruhiger gewesen als sonst und habe weniger geredet. "Mir war es so, als ob sie mir irgendwas sagen wollte - und hat sie dann doch nicht", sagte die Zeugin vor Gericht. In ihrer Vernehmung bei der Polizei hatte K. zudem berichtet, an dem Abend habe Zschäpe sie richtig festgehalten und dabei Tränen in den Augen gehabt.

Mit einem Bein im Knast

Am Nachmittag sagte dann Patrick K. aus, der 22-jährige Sohn von Heike K. Er gab an, als Jugendlicher einmal politisch rechts gewesen zu sein, sich davon aber wieder gelöst zu haben. Ein Grund dafür soll ausgerechnet Beate Zschäpe gewesen sein, die ihm gesagt habe, er solle sich aus der Naziszene fernhalten, sie wisse wovon sie rede, sei selbst schon mit einem Bein im Knast gewesen. In einer Befragung durch Beamte des Bundeskriminalamts hatte Patrick K. bereits ausgesagt, dass Zschäpe ihm einmal geraten habe sich bei Auseinandersetzungen nichts gefallen zu lassen, sie selbst würde auch ordentlich zulangen wenn die Situation es erfordere. Im Prozess konnte sich der Zeuge aber auch nach massiven Nachfragens seitens der Bundesanwaltschaft nicht mehr an diese Aussage erinnern.

Beate Zschäpe alias Lisa alias Susann E.

Gestern war im Prozess deutlich geworden, dass die sächsische Polizei den drei mutmaßlichen NSU-Terroristen einst dicht auf den Fersen war - ohne es zu wissen. Das ergab eine Zeugenbefragung im NSU-Prozess. Grund waren mehrere Tarnnamen Zschäpes.

Ein Polizist sagte aus, wie er nach einem Wasserschaden in einer Zwickauer Wohnung die Mieterin in der darunter liegenden Wohnung befragte - Beate Zschäpe. An der Wohnungstür stand freilich "Dienelt", Zschäpe selbst stellte sich als Lisa vor. Lisa Dienelt? Nein, so die mutmaßliche Terroristin bei einer späteren Befragung auf dem Revier, Lisa sei nur ihr Spitzname, eigentlich heiße sie Susann E.

Befangenheitsantrag abgelehnt

Ein Befangenheitsantrag gegen den Vorsitzenden Richter Manfred Götzl wurde zudem als unbegründet zurückgewiesen. Der Beschluss sei den Verfahrensbeteiligten bereits zugestellt worden, sagte eine Gerichtssprecherin. Die Anwälte des Angeklagten Ralf Wohlleben hatten die Befragung eines Ex-V-Manns durch eine Nebenklagevertreterin kritisiert. Sie habe lediglich auf der Basis handschriftlicher Notizen Vorhalte aus Ermittlungsakten gemacht. Weil Götzl dies zuließ, stellten die Verteidiger den Befangenheitsantrag.


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