NSU-Prozess


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16. Verhandlungstag Hausverwalter und Handwerker vernommen

Im NSU-Prozess hat das Oberlandesgericht München am 16. Verhandlungstag erneut Zeugen gehört. Dabei ging es vor allem um die Frage, ob die Hauptangeklagte Beate Zschäpe wusste, dass Handwerker im Haus waren, als sie bei ihrer Flucht die Zwickauer Wohnung in Brand setzte.

Stand: 26.06.2013 | Archiv

Der einzigen Überlebenden der "Zwickauer Zelle" wird in der Anklage unter anderem Mordversuch vorgeworfen, weil sie nach dem Suizid ihrer beiden Komplizen die Wohnung angezündet haben soll, um Spuren zu verwischen. Dabei habe sie den Tod von zwei Handwerkern in Kauf genommen, die normalerweise im Dachgeschoss arbeiteten. Zur Zeit der Explosion machten diese allerdings außerhalb des Hauses Pause.

Handwerker befragt

Die entscheidende Frage: Wusste Zschäpe, dass die Männer nicht im Haus waren? Wartete sie vielleicht, bis sie weg waren? Das würde den Vorwurf des Mordversuchs entkräften. Die Handwerker berichteten heute übereinstimmend , dass die Treppe laut knarzte. Überhaupt sei das Haus recht hellhörig gewesen, meinte einer der Handwerker. Gegen 15 Uhr hätten sie das Haus verlassen, um in einer nahen Bäckerei Kaffee zu trinken. Er sei noch kurz zurückgekehrt und habe das Auto weggefahren, berichtete der 50-jährige Maurer."Dann hat's nen Knall getan." Er sei hingerannt und habe gesehen, dass die Wand fehlte.

Befragung des Hausverwalters ergibt wenig

Die Befragung ergab des Twickauer Hausverwalters brachte keine eindeutigen Hinweise darauf, ob Zschäpe von den Arbeiten der handwerker wusste - oder vielleicht sogar mitbekommen hatte, dass die Handwerker gerade Pause machten, als sie den Brand legte. Der Hausverwalter sagte, er habe Zschäpe nur einmal gesehen, als er wegen eines Schadens am Küchenboden in der Wohnung der drei war. Er konnte sich jedoch nicht mehr erinnern, ob sie sich überhaupt unterhalten hatten.

Brandermittler zeigen Fotos des brennenden Hauses

Während die Frage der Mittäterschaft Zschäpes juristisch durchaus umstritten ist, bezweifelt keiner der Prozessbeteiligten ernsthaft, dass sie die Wohnung angezündet hat. Der Brandermittler zeigte am Dienstag zahlreiche Fotos des brennenden Hauses. Es habe eine "schlagartige Verbrennung im oberen Bereich" gegeben, so der Ermittler. Der Druck der Explosion sprengte Teile der Außenwand weg, Trümmerstücke lagen im Garten und auf dem Gehweg.

Mordwaffe in den Trümmern

In den Trümmern fanden die Ermittler insgesamt zwölf Waffen und Munition - darunter jene Pistole der Marke "Ceska", mit der die Terroristen neun Geschäftsleute ausländischer Herkunft ermordet haben sollen. Beate Zschäpe schaute die Bilder der ausgebrannten Wohnung aufmerksam an, aber - wie meist in diesem Prozess - ohne sichtbare Regung. Die Wohnung, in der das Trio von April 2008 bis November 2011 lebte, war mehrfach gesichert - die Tür hatte eine zusätzliche Verriegelung, mehrere Kameras überwachten die Umgebung. Das Haus wurde im Frühjahr 2012 abgerissen. Die Stadt hatte es erworben, um zu verhindern, dass ein Wallfahrtsort für Rechtsextreme entsteht.


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