NSU-Prozess


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NSU-Prozess in München Die letzte Tat der Terroristen

Im NSU-Prozess wurde ein neues Kapitel aufgeschlagen: Zum ersten Mal ging es um einen mutmaßlichen Banküberfall von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt - um ihren letzten, am 4. November 2011 in Eisenach und um ihren Tod im Wohnmobil.

Stand: 20.05.2014 | Archiv

Feuerwehrleute und Polizisten standen am 04.11.2011 in Eisenach vor einem qualmenden Wohnwagen, in dem zwei Leichen der Neonazi-Terrorzelle (NSU) gefunden wurden. | Bild: picture-alliance/dpa

Es waren dramatische Stunden am 4. November 2011 in Eisenach mit einem Banküberfall, einer erfolgreichen Ringfahndung und zwei Toten: den mutmaßlichen Neonazi-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, erschossen in einem Wohnmobil. Wenig später steckte Beate Zschäpe die Fluchtwohnung des Trios in Zwickau in Brand. Die fremdenfeindliche NSU-Mordserie kam ans Licht. Heute beschäftigt sich das Münchner Oberlandesgericht zum ersten Mal mit jenem 4. November. Was an diesem Tag geschah, ist bis heute nicht restlos geklärt und Gegenstand zahlreicher Spekulationen.

Brutaler Banküberfall

Klar ist allerdings, wie der Tag begann: Am Morgen überfielen Mundlos und Böhnhardt eine Sparkasse. Mitarbeiter und Kunden beschrieben das rabiate Vorgehen der beiden maskierten und bewaffneten Männer. Ein Zeuge berichtete, er habe am Geldautomaten Bargeld ziehen wollen und sei von einem der Täter in den Hauptraum gezerrt worden. Der Filialleiter sei mit einer Waffe am Kopf bedroht und mit dem Pistolenlauf niedergeschlagen worden. Die Täter hätten Geld gewollt und seien mit dem Inhalt der Notkasse - 5.000 bis 10.000 Euro - nicht zufrieden gewesen. Eine der Mitarbeiterinnen habe dann entschieden: "Es reicht! Wir gehen in den Tresor." Dort hätten sie den Tätern sämtliche vorrätigen Scheine gegeben. Im Ganzen betrug die Beute fast 72.000 Euro. Eine der Angestellten hat die Erfahrung des Überfalls psychisch bis heute nicht verarbeitet. Sie habe die Sparkasse ein halbes Jahr später verlassen und sich einen neuen Beruf gesucht, sagte sie im Gericht.

Spähte Zschäpe die Bank vor dem Überfall aus?

Beate Zschäpe

Möglicherweise hatte Beate Zschäpe die Sparkasse zuvor ausgespäht. Das legt die Aussage des Filialleiters nahe. Seine Angaben zufolge waren zwei Wochen zuvor zwei Männer und eine Frau in der Filiale erschienen, die mit der Bankkarte einer hessischen Sparkasse Geld abheben wollten. Das habe nicht funktioniert. Die Männer hätten nur gebrochenes Englisch gesprochen. Die Frau habe übersetzt und gesagt, sie seien aus Tschechien. Die beiden Männer seien nicht die Räuber gewesen, da "waren wir uns definitiv sicher", sagte der Zeuge. Es sei aber möglich, dass es sich bei der Frau um Zschäpe gehandelt haben könne. Er sei sich aber "nicht hundertprozentig sicher".

Wie starben Mundlos und Böhnhardt?

Das ausgebrannte Wohnmobil in Eisenach

Nach dem Überfall flüchteten Mundlos und Böhnhardt auf Mountainbikes. Ein Zeuge schilderte, er habe sie gesehen. "Da waren zwei Radfahrer, die kamen förmlich angeflogen." Sie seien zu einem Wohnmobil gefahren, das auf dem Parkplatz stand. Nachdem sie die Fahrräder eingeladen hatten, seien sie rasant abgefahren. Wenig später und nur wenige Kilometer entfernt schossen sie aus dem Wohnmobil auf Polizisten. Dann ging das Fahrzeug in Flammen auf.


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