NSU-Prozess


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306. Verhandlungstag, 31.8.2016 Zschäpe spielt weiter auf Zeit - bloß warum?

Rund vier Wochen hatten alle Beteiligten nun Pause vom Mammutverfahren. Wie Beate Zschäpe mit den Fragen der Opferanwälte umgeht, ist weiter offen.

Von: Tim Aßmann

Stand: 31.08.2016 | Archiv

Tim Aßmann | Bild: BR/Tim Aßmann

31 August

Mittwoch, 31. August 2016

Haben Zschäpe und die beiden Verteidiger ihres Vertrauens, Mathias Grasel und Hermann Borchert, die Prozesspause genutzt, um Antworten auf die Fragen der Nebenklage zu formulieren oder sich zumindest eine Strategie zu überlegen, wie mit den Fragen umzugehen ist? Dass es an diesem Verhandlungstag dazu nichts Neues geben würde, war schon kurz vor Beginn klar. Borchert war nicht im Saal und nur wenn ihr Wahlverteidiger dabei ist, lässt Zschäpe Antworten oder wichtige Erklärungen zur Prozesstaktik verlesen. Seit rund zwei Monaten wartet das Gericht nun schon auf die Zschäpe-Antworten. Das Verhalten der Hauptangeklagten und ihrer Verteidiger Grasel und Borchert wirkt zunehmend wie Verzögerungstaktik. Kann das wirklich im Interesse der Mandantin sein?

Nebenklage-Fragen überhaupt zulässig?

"Altverteidiger" Wolfgang Stahl, Wolfgang Heer, Anja Sturm (v.l.n.r.)

Während Rechtsanwalt Grasel heute durchgehend schweigend neben Zschäpe saß, beschäftigten sich ihre drei sogenannten  "Altverteidiger" erneut inhaltlich mit den Fragen der Nebenklage. Anja Sturm, Wolfgang Heer und Wolfgang Stahl, deren Verhältnis zur Mandantin zerrüttet ist, halten eine ganze Reihe der Fragen für nicht zulässig, weil sie keinen Bezug zu den angeklagten Straftaten sehen.

Beweisaufnahme fast abgeschlossen

Verlesen wurden statt Zschäpe-Antworten zahlreiche Aktenbestandteile, die nun also auch offiziell Teil der Beweisaufnahme im NSU-Prozess sind. Die Verlesung war pure Verfahrensroutine und für die Zuhörer eher sehr trockenes Brot, aber zwischen den Zeilen wurde dadurch einmal mehr überdeutlich: Die Beweisaufnahme ist aus Sicht des Gerichts weitgehend abgeschlossen. Für die nächsten Wochen sind bisher nur wenige Zeugen geladen und schon seit Monaten enden die Verhandlungstage häufig bereits kurz nach der Mittagspause. Der Fortschritt des Verfahrens wird aber eben weiter durch Zschäpes zeitraubendes Frage-Antwort-Spielchen beeinflusst.


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