NSU-Prozess


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221. Verhandlungstag, 28.07.2015 Ein Zeichen für Normalität

Am ersten NSU-Prozesstag nach Zschäpes Anzeige gegen ihre Anwälte stand das eigentliche Prozessgeschehen wieder im Vordergrund und nicht die Beziehung der Hauptangeklagten zu ihren Pflichtverteidigern.

Von: Julian von Loewis of Menar

Stand: 28.07.2015 | Archiv

Julian von Löwis | Bild: BR

28 Juli

Dienstag, 28. Juli 2015

Im Münchner NSU-Prozess hat sich in jüngster Zeit viel um die offen ausgetragenen Streitereien zwischen Beate Zschäpe und ihren drei bisherigen Pflichtverteidigern Anja Sturm, Wolfgang Heer und Wolfgang Stahl gedreht. Eigentlich soll das Verfahren zehn Morde, zwei Sprengstoffanschläge und mehrere Raubüberfälle aufklären, doch die Befindlichkeiten der Angeklagten überschatten im Moment alles andere. Das Gericht will und kann das aber nicht so einfach hinnehmen, daher das heutige klare Signal: Es wird weiter verhandelt!

Beweisaufnahme im Kerngebiet des Verfahrens fortgesetzt

Der Zeuge heute stand in gewisser Weise sinnbildlich für eine Rückkehr zur "Prozess-Normalität": ein Mitglied der NPD aus Thüringen, der das Trio aus gemeinsamen Zeiten gekannt haben soll. Es ging um die Rechte Szene in den 1990er Jahren und das Untertauchen der Drei, die später als National Sozialistischer Untergrund bekannt werden sollten. Der NSU ist auch der Kern dieses Verfahrens, das unter anderem die Frage klären soll: war Beate Zschäpe Mittäterin oder Mitläuferin?

Kein "Showdown" auf der Anklagebank

Zwischen Beate Zschäpe und ihren drei alten Pflichtverteidigern Anja Sturm, Wolfgang Heer und Wolfgang Stahl gibt es massive Konflikte.

Wie es um die Entpflichtungsanträge von Zschäpe gegen ihre Verteidiger steht, erwähnte der Vorsitzende Richter Götzl heute ebenso wenig, wie die letzte Woche bei der Staatsanwaltschaft eingegangen Strafanzeige wegen einer angeblichen Verletzung der anwaltlichen Schweigepflicht. Wann und wie über den aktuellen Antrag entschieden wird wurde heute nicht bekannt.

Dem Gericht geht es offenbar darum, wieder Kontinuität in das Verfahren zu bringen. Denn die ist dem Prozess, durch das Hickhack zwischen Zschäpe und ihren Pflichtverteidigern, in letzter Zeit abhanden gekommen.


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