NSU-Prozess


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NSU-Jahrestag Gedenken und Kritik

Vor genau drei Jahren ist der NSU aufgeflogen, aus diesem Anlaß gab es auch vor dem Strafjustizzentrum eine Demonstration. Dabei wurde allerdings nicht an alle NSU-Opfer erinnert.

Von: Oliver Bendixen

Stand: 04.11.2014 | Archiv

Oliver Bendixen | Bild: Bayerischer Rundfunk

04 November

Dienstag, 04. November 2014

Ist das Leben einer von Rechtsterroristen erschossenen deutschen Polizistin weniger wert als das eines vom NSU ermordeten Migranten?  Für die gut zwei Dutzend Demonstranten, die vor dem Münchner Strafjustizzentrum an die  NSU-Opfer erinnerten, wohl schon. "Wir gedenken der neun ermordeten Migranten" stand auf ihren Transparenten zu lesen. An Michele Kiesewetter, die als zehntes NSU-Opfer in Heilbronn ermordete Beamtin verschwendeten die Kundgebungsteilnehmer keinen Gedanken und kein Wort. Dabei war die junge Frau am Tag ihres Todes morgens zum Streifendienst ausgerückt, um alle Menschen auf ihrer Streifenfahrt  zu schützen.

Verhandlungstag fällt aus

Ohnehin kamen die Demonstranten zu spät. "Der heutige Termin fällt aus" – hatte eine Justizangestellte um zehn Uhr über Lautsprecher verkündet – "wegen einer Erkrankung der Angeklagten Beate Zschäpe."  Die 39-Jährige leidet offensichtlich an den Folgen einer Grippe, was die Justiz und Zschäpes Anwälte aber nicht bestätigen durften. Einen Zusammenhang mit dem heutigen dritten Jahrestag der Aufdeckung der NSU-Terrorzelle wollten vor allem die zahlreichen Zuschauer sehen, die frustriert das Strafjustizzentrum wieder verlassen mussten.

Enttarnter V-Mann sollte aussagen

Ihr Interesse hatte einem Zeugen gegolten, der nun auf einen anderen Prozesstag geladen werden muss – einem ehemaligen und mittlerweile enttarnten V-Mann der Verfassungsschutzes in Brandenburg. Der hatte 1998 seinem V-Mannführer in der Behörde von einem Gerücht über drei Skinheads berichtet, die sich Waffen beschaffen wollten. Angeblich wollte das Trio Banken überfallen und sich dann mit der Beute nach Südafrika absetzen. Mit den beiden Uwes und Beate Zschäpe, die Monate später tatsächlich in den Untergrund gingen, brachte das damals niemand in Verbindung.  Allerdings gehörte alle drei nie der Skinheadszene an sondern anderen rechten Zirkeln.

Der Zeuge gilt als gefährdet und wird von Polizeibeamten geschützt. Seiner Aussage vor Gericht wollte der Verfassungsschutz in Potsdam nur zustimmen , wenn der Mann mit dem Tarnnamen Piatto im Verhandlungssaal nicht zu erkennen sei. Sein Auftritt – vielleicht mit Perücke und angeklebtem Bart –  fiel jedoch Beate Zschäpes Grippe zum Opfer. Das Gericht aber versprach sein nächstes geplantes Erscheinen rechtzeitig anzukündigen. 


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