NSU-Prozess


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Tagebuch der Gerichtsreporter Der 15. Verhandlungstag

Am 15. Verhandlungstag stand die Explosion und der Brand der Wohnung in Zwickau im Mittelpunkt. Laut Aussage der Brandermittler konnte in der Wohnung an 19 Stellen Benzin nachgewiesen werden.

Von: Tim Aßmann

Stand: 25.06.2013 | Archiv

Tim Aßmann | Bild: BR

25 Juni

Dienstag, 25. Juni 2013

Es gab Momente an diesem Verhandlungstag da verliess man als Zuhörer im Geiste den Münchner Gerichtssaal. Man hatte das Gefühl durch eine ausgebrannte Wohnung in der Zwickauer Frühlingsstraße 26 zu laufen - dem letzten Wohnort des NSU. Stundenlang ging eine Brandermittler der Polizei im Prozess Fotos der Wohnung durch, die Beate Zschäpe angezündet haben soll. Hunderte von Bildern besprach der Ermittler.

Man sah den riesig wirkenden Kühlschrank des Trios und das ausgebrannte sogenannte "Katzenzimmer" der Terror-WG. Man erfuhr viel über die heimelige Atmosphäre der Untergetauchten zum Beispiel über rosa Plüschpantoffeln, aber auch wieviele Waffen in der Wohnung waren - Zwölf - und wie die Neonazis ihren Unterschlupf sicherten. Und wer hat das vierte Bett benutzt? Immerhin ist sich die Bundesanwaltschaft sicher: Im Bad standen drei Zahnbürsten. Aha! Zäh war dieser Verhandlungstag in weiten Teilen für viele Zuhörer aber doch war er wichtig.

Die Brandstiftung in der Wohnung ist die einzige Tat, die Beate Zschäpe direkt selbst begangen haben soll. An 19 verschiedenen Stellen, darunter auch das Treppenhaus, wurde Brandbeschleuniger in Form von Benzin gefunden und Rückstände waren auch an Zschäpes Kleidung. Weil eine gehunfähige Nachbarin im Haus war und Zschäpe auch davon ausgehen musste, dass sich zwei Handwerker im Gebäude aufhielten, sehen die Ermittler in der Tat dreifachen versuchten Mord. Die Frühlingsstraße 26 war einmal Home Sweet Home für Beate Zschäpe - nun könnte sie für die 38-Jährige jahrelange Haft bedeuten.


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