NSU-Prozess


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Tagebuch der Gerichtsreporter Endlich geht es um Inhalte

Die positive Nachricht vom fünften Verhandlungstag des NSU-Prozesses ist: Es geht voran. So fasste jedenfalls Thomas Bliwier, Anwalt von Opferangehörigen, die Botschaft des Tages nüchtern zusammen.

Von: Tim Aßmann

Stand: 04.06.2013 | Archiv

Tim Aßmann | Bild: BR

04 Juni

Dienstag, 04. Juni 2013

Mit dem Beginn der Aussage des Angeklagten Carsten S. tritt der NSU-Prozess in der Tat in eine neue Phase ein: Es geht um Inhalte.

Langatmige Anträge

Der Vormittag des fünften Verhandlungstages war aber noch einmal geprägt von einem weiteren Antrag der Verteidigung. Auf 37 Seiten hatten die Anwälte von Beate Zschäpe zusammen gefasst warum das Verfahren aus Ihrer Sicht eingestellt werden muss. Fazit: Die Mandantin wurde von den Ermittlern vorverurteilt. Ein faires Verfahren ist nicht mehr möglich. Zschäpes Verteidigerin Anja Sturm brauchte für die Antragsverlesung allerdings deutlich länger als das Gericht für die Ablehnung.

Erste Aussage

Als Carsten S., der geständige Waffenbeschaffer des Terrortrios, dann begann auszusagen, drehte sich Beate Zschäpe zu ihm um, schaute ihn aus kurzer Distanz direkt an. S. blieb ungerührt. Er hatte sich auf seine Aussage offenbar lange vorbereitet, schilderte in aller Ruhe die Verwicklung des Angeklagten Wohlleben in die Waffenbeschaffung und die Übergabe der Ceska-Pistole. 

Offene Fragen

Vor dem nächsten Verhandlungstag bleiben allerdings viele offene Fragen: Wie glaubhaft ist zum Beispiel, dass Carsten S. jahrelang nicht auf die Idee kam, die von ihm besorgte Waffe könnte etwas mit der Mordserie zu tun haben, obwohl die Marke der Waffe in den Medien immer wieder genannt wurde? Bisher bleibt der Eindruck eines Angeklagten, der schwere Schuld auf sich geladen hat, aber vor Allem bemüht ist die eigene Rolle herunter zu spielen.


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