16

Manfred Deix ist tot Das Enfant terrible der österreichischen Karikaturisten

Österreich hat seinen wichtigsten Satiriker verloren. Manfred Deix starb am Samstag im Alter von 67 Jahren. Jahrzehntelang hatte er mit seinen derb bis obszönen Bildern seinen Landsleuten den Spiegel vorgehalten. Die liebten und hassten ihn zugleich.

Von: Roana Brogsitter

Stand: 27.06.2016

Manfred Deix | Bild: imago/imagebroker

Manfred Deix wurde am 22. Februar 1949 im niederösterreichischen St. Pölten geboren. Seine Eltern betrieben später in Böheimkirchen einen Gasthof. Für eine Ausbildung als Grafiker fehlten Deix gleichermaßen Disziplin und Sitzfleisch.

Von der "Höheren Graphischen Lehr- und Versuchanstalt" in Wien wurde er wegen Schulschwänzens rausgeworfen, das Studium an der "Akademie der Bildenden Künste" brach er nach 14 Semestern ohne Abschluss ab. Zu diesem Zeitpunkt war er ohnehin bereits im ganzen Land bekannt.

"Nackertpatzerl"

Manfred Deix Karriere begann angeblich bereits als Sechsjähriger. Für zehn bis 15 Groschen verhökerte er laut eigenen Erzählungen "Nackertpatzerl" an seine Mitschüler. Seine ersten Cartoons veröffentlichte er ausgerechnet in der "Niederösterreichischen Kirchenzeitung". Elf Jahre war er damals alt. Später zierten Deix' Zeichnungen u.a. die Titel von "Spiegel", "Stern", "Titanic" und "Playboy".

Wöchentlich kommentierte Manfred Deix in verschiedenen Magazinen mittels seiner Aquarelle und Cartoons das Zeitgeschehen. Er war das Enfant terrible der österreichischen Karikaturisten. Seine Beobachtungsgabe war für viele geradezu unerträglich.

Ziel seines Spotts waren vor allem die menschlichen Abgründe. Deix kannte keine Tabus. Er zeichnete Zechgelage, Pornokonsumenten, Nazis, pädophile Priester, Politiker. Eines seiner liebsten Objekte war der verstorbene Rechtspopulist Jörg Haider. Ihn stellte er u.a. als Kampfhund und Hannibal Lecter dar.

Schonungslose Darstellung seiner Zeitgenossen

Berühmt wurde Deix aber auch durch seine liebevoll überzeichneten Porträts ganz normaler Österreicher. Er karikierte sie alle:

Die Fetten, die Kleingeister, die Alkoholiker, die Bigotten, die Triebgesteuerten, die Korrupten, die Spießer. Seine Bilder hielten seinen Landleuten schonungslos den Spiegel vor.

Vielen gingen sie zu weit. Diffamierungen und Prozessse, die vor allem die FPÖ und die katholische Kirche gegen ihn führten, waren die Folge.

Seine Figuren fanden sogar unter dem Begriff "Deixfigur: ins Lächerliche verzerrte Darstellung eines Menschen" Eingang in den Duden.

Manfred Deix war Mitbegründer des 2001 eröffneten Karikaturenmuseums Krems, das ihm auch eine Dauerausstellung mit 250 Exponaten widmet. Seine Cartoons sind in zahlreichen Sammelbänden veröffentlicht.

Manfred Deix war nicht nur schonungslos mit seinen Zeitgenossen, sondern auch mit sich selbst. "Ich zeichne, rauche, saufe", sagte er über sich selbst. Privat galt seine große Liebe den Katzen und den Beach Boys. Er nahm sogar eine CD mit Songs der US-Band im Wiener Dialekt auf.


16