Berlin geht in die Sommerferien Von Ökostrom bis Erbschaftssteuer
Der Bundestag verabschiedet sich in die Sommerferien. Nach einer Mammut-Sitzung inklusive EM-Halbfinale am Donnerstag standen die letzten Entscheidungen an.

Erbschaftssteuer
Die Reform der Erbschaftssteuer wird nicht mehr vor der Sommerpause Wirklichkeit. Der Bundestag hatte schon im Juni beschlossen, dass Firmenerben auch in Zukunft weitgehend von der Erbschaftssteuer befreit werden, wenn sie das Unternehmen fortführen und Arbeitsplätze erhalten. Das Gesetz liegt vor allem der CSU und Bayerns Ministerpräsident Seehofer am Herzen.
"Uns geht es in erster Linie um die Sicherung von Arbeitsplätzen"
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer im Bundesrat.
Nur wer seinen Betrieb über einen längeren Zeitraum fortführe und so die Arbeitsplätze dauerhaft erhalte, verdiene eine steuerliche Verschonung. Die Länder mit grüner und linker Regierungsbeteiligung stören sich allerdings daran, dass auch große Unternehmer-Erbschaften über 26 Millionen Euro unter bestimmten Voraussetzungen begünstigt werden. Dies habe nichts mehr mit der Sicherung von Arbeitsplätzen zu tun. Nach der Sommerpause wird sich der Vermittlungsausschuss des Bundesrats mit dem Streitfall beschäftigen.
EEG-Reform
In der letzten Bundestagssitzung vor der Sommerpause heute haben die Abgeordneten die Reform des Erneuerbare Energien-Gesetzes (EEG-Reform) beschlossen. Am Mittag hat in einem Schnellverfahren auch der Bundesrat über das umfangreiche Gesetzespaket entschieden. Mit der Reform will der Gesetzgeber den Ausbau von Solar-, Windkraft- und Biomasse-Anlagen besser steuern und das Fördersystem hin zu mehr Wettbewerb gestalten. Grüne und Linke kritisieren, mit dem Gesetz werde die Energiewende ausgebremst. Wirtschaftsminister Gabriel hält dagegen, er sieht die beschlossenen Obergrenzen für die Förderung von Ökostrom positiv:
"Das ist dringend nötig! Das EEG war ein Technologie-Fördergesetz, das eine Nischen-Technologie fördern wollte. Jetzt sind die Erneuerbaren die bestimmende Säule des Strommarkts."
Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel
Kernpunkt der Reform ist, dass Betreiber von Windparks oder größerer Solaranlagen nicht mehr wie bisher eine für 20 Jahre garantierte Vergütung für den eingespeisten Strom bekommen. Stattdessen werden neue Projekte ausgeschrieben, wer am wenigsten Subventionen verlangt, bekommt den Zuschlag.
Mammut-Sitzung im Bundestag gestern:
Meldegesetz
Der Umzug ins Ausland soll einfacher werden. Künftig reicht eine elektronische Abmeldung bei der Meldebehörde, eine schriftliche Bestätigung des Vermieters ist nicht mehr nötig.
Ausweitung von "Sophia"
Der Bundestag hat die Ausweitung der EU-Marine-Mission "Sophia" im Mittelmeer beschlossen. Zwei Schiffe der Bundeswehr sind seit etwa einem Jahr im Einsatz. Sie kämpfen gegen Menschenschmuggel und haben bislang etwa 17.000 Menschen aus Seenot gerettet. Künftig sollen die deutschen Soldaten auch gegen Waffenschmuggel vorgehen.
Transplantationsregister
Deutschland bekommt ein bundesweites Transplantationsregister. Damit soll die Organspende künftig besser organisiert und transparenter werden.
Unterschiedliche Bilanz der Koalitionäre
Union und SPD ziehen vor der Sommerpause eine unterschiedliche Bilanz. Die Sozialdemokraten haben vor allem die gesamte bisherige Legislaturperiode im Blick und rühmen sich für die von ihnen durchgesetzten Sozialprojekte: den Mindestlohn, die Frauenquote oder die Rentenbeschlüsse. Die Union blickt vor allem auf den ausgeglichenen Staatshaushalt und stellt die soliden Finanzen in den Vordergrund.
Aber es gibt auch einige Projekte, die sich beide Seiten auf die Fahnen schreiben und bei denen sie die gute Zusammenarbeit in der Großen Koalition loben:
Das gestern verabschiedete Integrationsgesetz gehört dazu, die heute auf der Tagesordnung stehende EEG-Reform und natürlich das geänderte Sexualstrafrecht, das den Grundsatz "Nein heißt Nein" in den Mittelpunkt stellt.
48 Prozent sind mit GroKo zufrieden
Dazu passt der aktuelle Deutschland-Trend. Die Bundesregierung konnte Vertrauen bei den Bürgern zurückgewinnen: Nach abnehmender Unterstützung in den Vormonaten, äußert sich mit 48 Prozent (6 Prozentpunkte mehr als im Juni) knapp die Hälfte der Bundesbürger zufrieden mit dem Kabinett von Angela Merkel. 52 Prozent sind hingegen weniger oder gar nicht zufrieden mit der Großen Koalition.
Die gestiegene Zufriedenheit mit Kanzlerin Merkel und der Bundesregierung insgesamt wirkt sich in der politischen Stimmung auch positiv für Union und SPD aus. Wäre am nächsten Sonntag Bundestagswahl, käme die CDU/ CSU auf einen Wähleranteil von 34 Prozent, ein Plus von zwei Punkten im Vergleich zu Anfang Juni.
Die SPD gewinnt ebenfalls hinzu und erreicht mit nun 22 Prozent einen Punkt mehr. Grüne (13 Prozent), Linke (9 Prozent) und FDP (6 Prozent) halten ihren Stimmenanteil konstant. Drei Prozentpunkte verliert die AfD auf nun zwölf Prozent. Dies dürfte vor allem an der Debatte um die Europäische Union liegen, in deren Zuge die EU-skeptische AfD an Zustimmung verliert. Die offen zu Tage getretenen Streitigkeiten in der Landtagsfraktion Baden-Württemberg und in der Parteispitze spielten zum Zeitpunkt der Befragung noch keine Rolle.
Viel Arbeit nach der Sommerpause
Die Freude über die guten Umfragezahlen dürfte in den Reihen der Großen Koalition nach der Sommerpause rasch schwinden. Denn der Wahlkampf für die Bundestagswahl 2017 wird im Herbst zunehmend in den Vordergrund rücken, so dass viele Themen den steigenden Spannungen zwischen SPD und Union zum Opfer fallen könnten. Umstritten ist schon jetzt das Gesetz für die Lohngleichheit für Männer und Frauen. Auch für das Bundesteilhabegesetz gibt es viel Kritik, es soll Menschen mit Behinderung ein selbstbestimmteres Leben ermöglichen.
Zu den Themen, die die Große Koalition im Herbst noch lösen muss gehört die Erbschaftsteuer, aber auch die komplizierten Finanzbeziehungen zwischen Bund und Ländern. Allerdings verlaufen bei diesen Themen die Konfliktlinien nicht in erster Linie zwischen SPD und Union, sondern sowohl zwischen den einzelnen Ländern als auch zwischen dem Bund und den Ländern.
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Rumplhanni, Samstag, 09.Juli 2016, 08:54 Uhr
6. Auch die Entscheidung der Einstufung Maghreb-Staaten steht noch aus
Grün(?)-Rot typisch gespalten.
Wer fürchtet sich vorm Schwarzen Mann? CSU „droht“ mit Verfassungsklage. Auszug entgleistem „Monitor“-Interview“ (März) Kretschmann: „Sie können fragen was Sie wollen aber es steht doch in der Verfassung. Ich stehe doch nicht über der Verfassung nur weil mir ein Verfassungsartikel nicht gefällt.“
Grün(?)-Röter, Presse-hofiert, heran gezogen zu Wähler-gewinnenden Themen. Die Frauenquote wird gelobt - scheint SPD mehr geschadet, als genutzt. Das aktuelle Urteil „Nein heißt Nein“ wird bejubelt. Wer kennt sie nicht? Gutmütige Männer, hilfsbereit, ehrlich - Priester, Lehrer,… vermehrt sebstgefälligen Emanzen ausgeliefert. Um Fahimi ist es still geworden.
Ich vermisse noch immer Grün(?)-Rote Aussagen zum Bamberger Gerichtsurteil der Kinderehe. Rixinger - der die Bibel zitiert - wäre sicher geeignet, auch Kippings Aussage wäre interessant. Roth und Beck - sehr verständig - haben dazu sicher ebenso eine gefestigte politische Meinung. Nach dem Urlaub?
Ida, Freitag, 08.Juli 2016, 14:10 Uhr
5.
@Franz: Sie glauben die Umfragen aus dem Regierungsblättchen?
Schon klar, was nicht passt ist rechts oder links*GRINS*
Demokrat, Freitag, 08.Juli 2016, 13:56 Uhr
4. GroKo
48 Prozent sind mit GroKo zufrieden ? Wer wurde da befragt ? Die GroKo ? Man will nicht zugeben das man gescheitert ist und auf ganzer Linie versagt.
Raymond, Freitag, 08.Juli 2016, 13:10 Uhr
3. sehr schade ....
und vor allem fuer die Regierung , dumm , das die Fussball Euphorie jetzt vorbei ist .....kann man die Entscheidungen nicht so
leicht durch druecken ....den waehrend ...nimmt kaum jemand Kenntnis ....von den Machenschaften
Schwarzspecht, Freitag, 08.Juli 2016, 10:53 Uhr
2. Arbeit der Bundesregierung
Die Mehrheit der Bundesregierung(siehe Abstimmungsverhalten) stimmte für die Waffenexporte - deshalb ist die Bundesregierung meiner Meinung nach eine Waffenlieferungsregierung. Bei der Erbschaftssteuer werden wieder die "Reichen" von der Regierung hoffiert. Die Umfragen vom Deutschland Trend glaube ich schon lange nicht mehr, war bei den BREXIT Umfragen genauso.
Cameron war nach dem Brexitvotum konsequent, Merkel und Junker sollte auch konsequent sein! Die Beiden sind mit URSACHE.
Antwort von Franz, Freitag, 08.Juli, 11:32 Uhr anzeigen
Welchen Umfragen glauben Sie denn ? Denen aus dem AfD-Blättchen ?
Antwort von Zwiesel, Freitag, 08.Juli, 14:08 Uhr anzeigen
@Schwarzspecht:
Cameron war nicht konsequent. Sonst wäre er sofort zurückgetreten, hätte sofort den Artikel 50 gezogen und hätte den Hetzern für den Brexit die Verantwortung übertragen. Er beteiligt sich jetzt selbst an dem unwürdigen Spiel der Erschrockenen um den (Nicht-)Austritt.