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Modellauto-Affäre Ex-Partner Ponton legt nach

Der französische Geschäftsmann Roger Ponton legt in der Modellauto-Affäre um die bayerische Staatskanzleichefin Christine Haderthauer (CSU) weiter nach. Nachdem Ponton kürzlich im Bayerischen Rundfunk neue Vorwürfe gegen die Politikerin und ihren Ehemann publik machte, erhebt er nun in der "Süddeutschen Zeitung" weitere Vorwürfe.

Stand: 12.08.2014 |Bildnachweis

Bezirksklinikum Mittelfranken in Ansbach, Banner mit dem Text "Exklusiv" | Bild: BR-Studio Franken/Frank Soldner

Bei einem Treffen im Elsass belastete der Franzose Christine Haderthauer erneut schwer. "Die Führung des kleinen Betriebes lag zu hundert Prozent in ihrer Hand", so Ponton in der "SZ". Haderthauer habe die Buchhaltung geführt. Und weiter führte er aus: "Ihr habe ich eine Vollmacht gegeben, um den Betrieb zu leiten, dem Doktor habe ich keine gegeben". Bekannt ist derzeit, dass Hubert Haderthauer nur eine begrenzte Vollmacht hatte. Ob es wie von der Politikerin behauptet wirklich eine "Generalvollmacht" gab oder gibt, steht nicht fest. Damit widerspricht Ponton der Darstellung von Haderthauer, dass ihr Mann im Wesentlichen für die Geschäfte der "Sapor Modelltechnik" verantwortlich gewesen war.

Sicherheitsrisiko für Patienten

Der Bau von Luxus-Modellautos für Christine Haderthauers frühere Firma Sapor Modelltechnik im Bezirkskrankenhaus Ansbach stellte internen Unterlagen zufolge ein Sicherheitsrisiko dar. So unternahm im Jahr 1997 ein Patient einen Selbstmordversuch mit einem Skalpell, das als Werkzeug für den Modellautobau durch psychisch kranke Straftäter vorgesehen war. Dies ergaben gemeinsame Recherchen des BR-Politikmagazins „Kontrovers“ und Studio Franken. "Das Skalpell bei der Überprüfung stammte eindeutig aus dem Modellbaubereich", heißt es in einem Aktenvermerk, der dem Bayerischen Rundfunk vorliegt.

Der Patient habe das Skalpell aus seinem Nachttisch geholt, um sich damit Verletzungen zuzufügen. Es stelle sich die Frage, wie das Messer trotz Metalldetektor auf die Station gelangen konnte. Im Zimmer eines anderen Patienten fanden Pfleger den Unterlagen zufolge einen Seitenschneider und ein Sägeblatt. Außerdem wurde demnach eine Vergitterung im Modellbaubereich angesägt.  

Das Pflegepersonal fasste seine Sicherheitsbedenken 1999 in einem Schreiben zusammen, in dem mit Blick auf den Modellbau 16 kritische Punkte aufgelistet wurden: Darin warnen die Verfasser unter anderem davor, dass es sich nicht vermeiden lasse, dass Modellbau-Werkzeug auf die Station geschmuggelt werde. Außerdem seien Werkzeuge vorhanden, die für Ausbrüche oder als Waffe benutzt werden könnten. Ferner wird in dem Schreiben moniert, dass die Überwachung unzureichend und der Werkzeugbestand nicht bekannt sei.

Auch ein Mitarbeiter einer privaten Sicherheitsfirma, die vom Bezirkskrankenhaus engagiert worden war, sah im Modellbau "ein nicht kalkulierbares Sicherheitsrisiko". Seine Firma habe darauf wiederholt hingewiesen, gab er 1999 zu Protokoll. Doch bislang seien die Hinweise nicht beachtet worden.

Auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks teilte das Bezirkskrankenhaus mit, dass der Klinik weder das Schreiben des Pflegepersonals noch das Protokoll des Sicherheitsmitarbeiters vorliegen.

 

Am Modellbau entzündete sich Ende der 90er Jahre heftiger Streit im Bezirksklinikum Ansbach. Denn die Ärzte und eine Sachverständigen-Gruppe vertraten die Auffassung, von der Modellbaugruppe gehe keine besondere Gefahr aus. Kurze Zeit später wurde der Modellbau in Ansbach eingestellt und im Bezirkskrankenhaus Straubing fortgeführt. Hintergrund war nach heutigen Angaben der Klinik in Ansbach, dass die Arbeitstherapie unter den räumlichen und personellen Voraussetzungen in Ansbach ein zu hohes Risiko bedeutete. 

Ein Sprecher der Staatskanzlei antwortete heute, dass die Ministerin aufgrund laufender staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen derzeit zu Details des Themenkomplexes gegenüber den Medien keine Angaben mache. Weiter verweist er auf die bereits durch den Bayerischen Landtag veröffentlichten Antworten der Bayerischen Staatsregierung auf Anfragen von Abgeordneten.

Hubert Haderthauer hatte als Arzt am Bezirkskrankenhaus Ende der 80er Jahre den Modellbau mitinitiiert. 1997 arbeitete er bereits nicht mehr als Arzt am Bezirkskrankenhaus. Seine Frau Christine Haderthauer, die heutige Leiterin der Bayerischen Staatskanzlei, war von 1990 bis 2003 Mitgesellschafterin der Firma Sapor Modelltechnik.

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