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Halbjahreszahlen E.ON verrechnet sich um Milliarden

Die Befürchtungen haben sich bewahrheitet. Der Energiekonzern E.ON hat den Wert seiner Kraftwerkstochter Uniper zu hoch angesetzt und muss jetzt Milliarden abschreiben. Die Halbjahreszahlen lassen nichts Gutes ahnen für den Börsengang im September.

Von: Dirk Vilsmeier und Birgit Gamböck

Stand: 10.08.2016

Dunkle Wolken hängen über der E.On-Zentrale | Bild: pa/dpa

Der einst wertvollste Konzern Deutschlands kommt aus dem Straucheln nicht heraus. Seit der Energiewende kämpft E.ON um seine Zukunft mit Öko- statt Atom- und Kohlestrom. Im ersten Halbjahr fuhr der Essener Konzern einen Verlust von 2,93 Milliarden Euro ein. Das Minus hat sich damit meh als verdoppelt. Ursache hierfür sind unter anderem Wertberichtigungen und Drohverlustrückstellungen bei der Kraftwerkstochter Uniper von 3,8 Milliarden Euro.

Teure Fehlbewertung

In Uniper lagert E.ON seine Risiken aus der alten Energiewelt aus: Gas- und Kohlekraftwerke, den Großhandel mit Energie und die Gasproduktion. 53 Prozent der Tochter sollen im September an die Börse gebracht werden. Die Mutter will sich dann voll auf den lukrativen Ökostrom konzentrieren. Soweit, so sauber.

Unsauber waren allerdings die Berechnungen. Der Wert von Uniper wurde offenbar zu hoch angesetzt. Zuletzt stand er mit 15,5 Milliarden Euro in den Büchern. Analysten sehen den Wert aber nur mehr bei 5,5 Milliarden. Es droht also eine Wertberichtigung in Höhe von rund zehn Milliarden Euro – nach unten. Und das bei einem aktuellen Börsenwert von lediglich 20 Milliarden Euro.

Schlechte Börsenwerte

Im Ökostromgeschäft konnte E.ON den Gewinn steigern - um 53 Millionen auf 254 Millionen. Insgesamt schrumpfte der Konzerngewinn um sechs Prozent auf rund zwei Milliarden Euro. Die E.ON-Aktie stürzte um bis zu 6,6 Prozent auf ein Fünf-Wochen-Tief von 8,81 Euro ab und war größter Verlierer im Leitindex Dax.

2008 war E.ON mit 100 Milliarden Euro noch fünf Mal so viel wert wie heute. Ob der neue E.ON Konzern, der auf erneuerbare Energien und Dienstleistungen setzt, je wieder dorthin kommt, scheint fraglich. Immerhin haftet E.ON noch für die Risiken und Kosten der Atomkraft.


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