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Bumeders Buchtipps Die Bayerische Bücherschau Pfingsten 2016

Die Pfingstferien sind eine gute Zeit, um zu lesen. Doch die Zahl der Neuerscheinungen ist groß, auch an bayerischen Büchern. Um die Auswahl zu erleichtern, stellt Franz Bumeder seine Lieblingstitel aus und über Bayern vor.

Von: Franz Bumeder

Stand: 14.05.2016 | Archiv

Bücherstapel im Gras | Bild: colourbox.com

Bücherliste Bücherschau Pfingsten 2016

  • Riepertinger Rainhard et al. (Hg.): Bier in Bayern. Katalog zur Bayerischen Landesausstellung 2016. Verlag Friedrich Pustet
  • Albrecht Günter, Bayern Luitpold Prinz von: Ohne Bayern kein Bier. Ohne Bier kein Bayern. Volk Verlag
  • Vogel Reiner: 52 faszinierende Orte und Sehenswürdigkeiten in Niederbayern und der Oberpfalz. SüdOst Verlag
  • Rohrmayer Erich: Lerne Wallachen. Buch und Kunstverlag Oberpfalz
  • Schweiggert Alfons: Ludwig II. und die Frauen. Allitera Verlag
  • Weigand Katharina, Zedler Jörg (Hg.): Ein Museum der bayerischen Geschichte. Herbert Utz Verlag
  • Fleischhauer Steffen G. et al.: Essbare Wildpflanzen einfach bestimmen.AT Verlag

Franz Bumeders Buchtipps:

"Bayern des samma mir - Bayern und das bayerische Bier
Bayern und das Reinheitsgebot, des is unser flüssige Brot."

Haindling

Der Katalog zur Landesausstellung

Vielleicht trifft dieses etwas holprige Verslein von Hans Jürgen Buchner alias Haindling das was zur Zeit im niederbayerischen Aldersbach veranstaltet wird, am besten: die Bayerische Landesausstellung 2016. Thema: „Bier in Bayern“. Bei aller Kritik an der Ausstellung, zu sehr auf Altbayern fixiert, Franken und die dortige Biertradition zu wenig berücksichtigt, und überhaupt: wie kann man nur eine mit Steuermitteln subventionierte Ausstellung zu einem Sucht erzeugenden Genussmittel veranstalten. Bei aller Kritik, den Katalog zur Ausstellung in die Hand zu nehmen, lohnt sich.

Es geht nämlich um viel mehr als um Bier: es geht um Kultur- und Wirtschaftsgeschichte schlechthin. Äußerst spannende und aufschlussreiche Aufsätze stehen neben Kapiteln eines klassischen Ausstellungskatalogs. Information satt, dazu viele Hochglanzbilder von Exponaten aus Aldersbach, ein rundum gelungener Band zum, wie es der Chef des Hauses der Bayerischen Geschichte Richard Loibl formuliert, zum

"Fast schon heiligen Dreiklang aus Bayern, Bier und Reinheitsgebot."

Richard Loibl

Ohne Bayern kein Bier. Ohne Bier kein Bayern.

Zum selben Thema hat der Münchner Volk-Verlag ein lesenswertes Bändchen vorgelegt: Unter dem Titel „Ohne Bayern kein Bier – ohne Bier kein Bayern“ blickt der ehemalige BR-Journalist Günter Albrecht auf 500 Jahre Reinheitsgebot zurück. Kein Werk für Historiker, eher was zum Schmunzeln für – sagen wir mal – „bierhistorisch“ interessierte Laien.

Dass zum Bier Karten, Spielkarten auf den Tisch kommen, wer in heutigen so genannten "Landgasthäusern" seine Halbe  trinkt, der kann sich das kaum mehr vorstellen. Alte bayerische Kartenspiele drohen auszusterben.

Lerne Wallachen

Munter dagegen anzukämpfen hat sich Erich Rohrmayer vorgenommen. In seinem mittlerweile dritten Heftchen widmet sich der Autor nach dem Schafkopfen und dem Wattn jetzt dem kaum mehr bekannten Wallachen. Als Kind hat man dieses von drei Spielern gespielte Kartenspiel vielleicht noch gekannt, wer auffrischen oder neu lernen will, dem kann Erich Rohrmayers Heft nur empfohlen werden. Grundverständnis fürs Karteln ist allerdings Voraussetzung.

"Ich hatte nun Zeit, mich zu prüfen, mit mir zu Rate zu gehen und sehe, dass nach wie vor meine treue, innige Bruderliebe zu dir tief in meiner Seele wurzelt, nicht aber die Liebe zur Vereinigung in der Ehe erforderlich ist."

Ludwig II.        

Ludwig II. und die Frauen

Aus dem Abschiedsbrief König Ludwigs II. an Herzogin Sophie Charlotte in Bayern. Ein Beispiel für das manchmal heikle, manchmal skurrile oder manchmal wie im Fall Sophie auch tragische Verhältnis des Märchenkönigs zur Weiblichkeit. Mit seinem neuen Buch „Ludwig II. und die Frauen“ hat der Historiker Alfons Schweiggert enorme Fleißarbeit geleistet. Von Ammen oder Erzieherinnen, die die königliche Kindheit prägten, bis hin zu Schauspielerinnen, Sängerinnen und mythologischen Frauengestalten. Weit über 100 Persönlichkeiten beschreibt Schweiggert in seinem Werk, das nach eigenen Worten ein „bislang vernachlässigtes Thema“ behandelt und auch ganz neue Aspekte aufzeigt.

"In diesem Buch wird erstmals verdeutlicht, dass Frauen für den König eben nicht nur eine Randerscheinung waren, wie bisher behauptet wurde, sie gehörten vielmehr wesentlich zu seinem Leben und prägten und breicherten es maßgeblich."

Alfons Schweiggert

Seine durchaus vollmundig klingende Ankündigung macht der Autor auf rund 300 Seiten aber durchaus wahr.

Ein Museum der bayerischen Geschichte

Und noch ein monumentales Geschichtswerk, durchaus geeignet aber auch als Lesebuch: die beiden Experten für bayerische Geschichte, Katharina Weigand aus München und Jörg Zedler aus Regensburg als Herausgeber schaffen ein virtuelles „Museum der bayerischen Geschichte“ – so auch der Titel des Buches. Vom Tassilo-Kelch über den Hosenbandorden Friedrichs V. von der Pfalz bis hin zu den Flugblättern der Weißen Rose, in 24 abgeschlossenen Kapiteln verschiedenster Autoren werden solche und andere virtuellen Exponate, so Katharina Weigand, „samt ihrer jeweils eigenen Geschichte“ vorgestellt. Beispiel: der immer noch geheimnisvolle Tassilo-Kelch:

"Den Tassilokelch deutete man bisweilen als Taufkelch, der anläßlich der Taufe Teodos, des ältesten Sohnes von Tassilo und Liotperg angefertigt worden war.  Gegen diese Bestimmung spricht jedoch, dass der Tassilokelch von seiner Funktion her kein Tauf-, sondern ein Spendekelch war."

Katharina Weigand                         

Oder vielleicht doch ein Hochzeitskelch oder ….. oder – auf jeden Fall spannend erzählt. Kapitel für Kapitel – ein lesenswertes Buch!

Ein Büchlein voller Anregungen stammt aus der Feder des Regensburger BR-Kollegen Reiner Vogel: „52 faszinierende Orte und Sehenswürdigkeiten“ hat er zusammen gestellt, aus Niederbayern und der Oberpfalz:

Der Reiseführer für jedes Wochenende in Niederbayern und der Oberpfalz

"Die Zahl symbolisiert ganz eindeutig, dass es Vorschläge sind für jedes Wochenende im Jahr. Also man kann durchaus anhand dieses Büchleins sich 52 Touren heraussuchen und ist jedes Wochenende, wenn man, will auf hoffentlich angenehme Weise beschäftigt."

Reiner Vogel                                 

Im Mittelpunkt stehen dabei nicht die sowieso in jedem Reiseführer beschriebenen Sehenswürdigkeiten. Für Vogel sind die beschriebenen Orte vielmehr Kulisse für interessante Geschichten. Manchmal hätte man sich allerdings konkrete Hinweise wie Karten, Wegbeschreibungen, Internet-Links etc. gewünscht, um diese Orte und die damit verbundenen Geschichten auch zu finden.

Ebenfalls lesenswert - und ganz praktisch umsetzbar für jemand, der oder die jetzt im Frühling auf Wiesen und Weiden spazieren geht:

"Wir haben also hier einen Spitzwegerich stehen. Bisschen haarig ist er, aber dann deutlich lanzettförmige Blätter. Ist also ein vorzügliches Salatkraut."

Steffen Fleischhauer

Essbare Wildpflanzen einfach bestimmen

Wie so ein Salat mit Sellerie und Kürbiskernöl entsteht, wie man den Spitzwegerich eindeutig bestimmt, beschreibt der Biologe Steffen Fleischhauer nicht nur bei einer Kräuterführung in der Nähe von Freising, sondern auch in dem Band „Essbare Wildpflanzen einfach bestimmen“:

"Das soll sich an die Menschen wenden, die sich bis jetzt noch nicht getraut haben, Wildpflanzen alleine zu erkennen. Also, es soll die einfachsten Wildpflanzen, die man auf jeder Wiese finden kann, umfangreich bebildert und botanisch erklärt darstellen."

Steffen Fleischhauer

Und das funktioniert bei 50 Arten auf über 400 zum Teil fantastischen Fotos mit überschaubaren Texten und verständlichen und übersichtlichen Bestimmungstafeln. Wiesenkerbel, Sauerampfer, Taubnessel – als Salat, Gewürz oder Tee. Empfehlenswert nicht nur für überzeugte Vegetarier! Guten Appetit!


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