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Journalistenpreis des Genossenschaftsverbands Bayern Vanessa Lünenschloß und Jan Zimmermann ausgezeichnet

Vanessa Lünenschloß und Jan Zimmermann haben für ihre Reportage "Europas dreckige Ernte" den Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Preis des bayerischen Genossenschaftsverbands gewonnen. Über ein Jahr hatten die beiden Autoren und Reporter recherchiert, unter welch menschenunwürdigen Bedingungen Flüchtlinge in Spanien und Italien bei der Ernte helfen, damit wir günstiges Gemüse und Obst in den Supermärkten kaufen können. "Den Preis, den wir als Verbraucher nicht zahlen, zahlen dafür andere Menschen. Das ist der verdrängte Skandal hinter dem preiswürdigen TV-Stück", so die Begründung der Jury.

Von: Astrid Freyeisen, Redaktionsleiterin Politik und Wirtschaft

Stand: 03.10.2019 | Archiv

"Europas dreckige Ernte" bekommt wieder einen Preis | Bild: BR/Jan Zimmermann

"Schauen Sie sich diese Reportage an! Sie werden nie mehr einkaufen wie zuvor!" sagte der stellvertretende Chefredakteur der Main-Post Ivo Knahn in seiner Laudatio. Und so geht es offenbar vielen Zuschauern, Hörern oder Nutzern von "Europas dreckige Ernte". Dieses multimediale Projekt war eine Kooperation von BR Recherche und der Redaktion Wirtschaft und Soziales (Redaktion: Verena Nierle, Carl-Hermann Diekmann, Dieter Lehner, Astrid Freyeisen).

Kernstück war zwar die 45-minütige Doku – die "Story im Ersten" – für die ARD. Hinzu kamen jedoch eine 30-minütige Reportage für mehr/wert, Magazinbeiträge für Plusminus, aktuelle Stücke für Tagesschau und Rundschau, eine B5 Reportage, viele weitere Hörfunk-Beiträge, eine vierteilige Podcast-Serie sowie ein aufwendiger Webauftritt.

Jan Zimmermann (3. v.li.) und Vanessa Lünenschloß bei der Preisverleihung

Insgesamt brachte all dies eine enorme Aufmerksamkeit. Die Recherche wurde von vielen wichtigen Medien in Deutschland zitiert, die beiden Autoren gaben tagelang Interviews für die ARD-Hörfunkwellen. Über Ausspielungen in den sozialen Medien wurde die "dreckige Ernte" millionenfach geklickt.

"Wir sind besonders beeindruckt davon, wie lange wir nach der ersten TV-Ausstrahlung im Sommer 2018 noch Resonanz erleben", sagten Lünenschloß und Zimmermann bei der Preisverleihung im Münchner Literaturhaus. Noch heute werden die beiden zu Diskussionen bei Vorführungen des Films in Kinos und bei Veranstaltungen in ganz Deutschland eingeladen. Eine Schule in Baden-Württemberg widmete der "dreckigen Ernte" sogar ein Kunstprojekt mit Skulpturen von Schülern, inspiriert von dem Film.

Dennoch hat sich die Faktenlage auf politischer Ebene offenbar nicht entscheidend verändert. Vanessa Lünenschloß und Jan Zimmermann wollten wissen, warum die EU Landwirte, Genossenschaften sowie Obst- und Gemüsebetriebe mit millionenschweren Subventionen unterstützt, ohne sicherzustellen, dass dort menschenwürdige Zustände herrschen und Gesetze eingehalten werden. Sie reisten ins EU-Parlament nach Straßburg, sprachen mit zahlreichen Abgeordneten und konfrontierten den EU-Agrarminister. Die Antworten blieben vage. Ein Jahr nach dem Film ziehen die beiden BR-Journalisten ein ernüchterndes Fazit: "Die Subventionspolitik ist bisher die Gleiche geblieben."  


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