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Hassparolen auf Facebook Razzia gegen rechtsradikale Internet-Hetzer

Sie posteten Bilder mit Hakenkreuzen und verbreiteten fremdenfeindliche Kommentare: Wegen einer rechtsextremen Facebook-Gruppe hat die Polizei Wohnräume in mehreren Bundesländern durchsucht. Schwerpunkte in Bayern waren Franken und das Allgäu.

Von: Peter Kveton und Stefanie Gentner

Stand: 13.07.2016 |Bildnachweis

Facebook Razzia | Bild: Reuters/Dado Ruvic

Die Ermittlungen richten sich gegen insgesamt 36 Beschuldigte, wie das bayerische Innenministerium mitteilte. Sie gehörten demnach einer geheimen Facebook-Gruppe an, die über Monate hinweg den Nationalsozialismus verherrlichte und mit antisemitischen, islam- und fremdenfeindlichen Hasspostings Straftaten wie Volksverhetzung beging. Es sei auch zur Gewalt gegen Ausländer aufgerufen worden, berichtet die federführende Staatsanwaltschaft in Kempten.

Die beiden Administratoren der Facebook-Gruppe sind den Angaben nach ein 42-Jähriger aus dem Landkreis Ostallgäu und ein 37-Jähriger aus Nürnberg. Bei den Hauptbeschuldigten und vier weiteren Beschuldigten aus Bayern - Männer im Alter von 33 bis 51 Jahren in den Landkreisen Nürnberger Land, Roth, Augsburg und im unterfränkischen Haßberge - stellten die Ermittler Beweismittel wie Computer, Handys und Propagandamaterial sicher. Festnahmen gab es laut Landeskriminalamt zunächst keine.

Zeichen gegen den "Verbalradikalismus"

Dem Bundeskriminalamt zufolge wurden in der Facebook-Gruppe im Zeitraum zwischen Juli und November 2015 "regelmäßig" Straftaten begangen. 42 Wohnräume seien bundesweit durchsucht worden. Wie das BKA weiter mitteilte, wollte man mit der Razzia in insgesamt 14 Bundesländern dem stark zunehmenden "Verbalradikalismus" und den damit verbundenen Straftaten im Netz entgegentreten. Konkret geht es beispielsweise um die Androhungen von Gewalt, öffentliche Aufrufe zu Straftaten, Nötigung oder Erpressung.

Die sogenannten Hasspostings werden über das Internet und vornehmlich via Facebook, Twitter und Co. verbreitet. Das Problem: Die vermeintliche Anonymität im Netz lasse die Hemmschwelle beim Verfassen von Hasspostings sinken, hat das BKA in einer Pressemitteilung bekanntgegeben.

"Die Fallzahlen politisch rechts motivierter Hasskriminalität im Internet sind auch im Zuge der europäischen Flüchtlingssituation deutlich gestiegen."

BKA-Präsident Holger Münch

Hasskriminalität im Netz dürfe nicht das gesellschaftliche Klima vergiften. Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte seien häufig das Ergebnis einer Radikalisierung, die auch in sozialen Netzwerken beginnt, so Münch.

Bayerns Innenminister Herrmann spricht von sprunghaftem Anstieg

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU)

Laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sind die Fälle von Hasskriminalität im Internet in der letzten Zeit sprunghaft angestiegen. Während es zwischen 2011 und 2013 bayernweit jährlich rund 50 Delikte gab, hatte sich die Zahl in den folgenden Jahren jeweils verdoppelt. Herrmann sagte, Hasspostings seien häufig die Vorstufe für eine weitere Radikalisierung. Rechtsextreme Umtriebe hätten deshalb auch im virtuellen Raum nichts zu suchen.

Sensibilisierung der Bevölkerung

BKA-Präsident Münch betonte: "Die heutige Aktion macht deutlich: Die Polizeibehörden des Bundes und der Länder gehen entschlossen gegen Hass und Hetze im Internet vor." Mit dem Einsatz verfolgt das BKA auch den Zweck, die Bürger beim Umgang mit rechtsgerichteten Äußerungen in sozialen Netzwerken zu sensibilisieren. Wer im Internet auf Hasspostings stößt, solle Anzeige erstatten. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) sagte, den Verfassern von Hasspostings drohten "empfindliche Strafen".

"Das entschlossene Vorgehen der Behörden sollte jedem zu denken geben, bevor er bei Facebook in die Tasten haut."

Bundesjustizminister Heiko Maas

Zentrale Bund-Länder-Projektgruppe "Bekämpfung von Hasspostings"

Insgesamt waren mehr als 25 Polizeidienststellen bei der Aktion involviert. Das BKA koordinierte als Teil der Ende 2015 eingerichteten Bund-Länder-Projektgruppe "Bekämpfung von Hasspostings" den bundesweiten Einsatz.







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Isabell Speidel, Mittwoch, 13.Juli 2016, 15:00 Uhr

20. Totalitäres Mittel ?

Wer sich nicht mehr sicher ist, ob er noch berechtigte Kritik am von der Politik angerichteten Asylchaos übt oder doch schon „das gesellschaftliche Klima vergiften“ könnte, hält also besser vorsorglich die Klappe. Einen bestrafen, hundert erziehen, denkt sich da wohl auch Heiko Maas und droht den Untertanen hämisch, der Polizeieinsatz „sollte jedem noch mal zu denken geben, bevor er in die Tasten haut“.Moment mal... Sollten die Beamten sich nicht lieber verstärkt um Einbrecherbanden kümmern oder mal einen Aktionstag gegen Sexattacken und Übergriffe durchführen, die für unbescholtene Bürger, Frauen und Mädchen Schwimmbadbesuche zum unkalkulierbaren Risiko machen?Und wieso, sind eigentlich „Indymedia“ und andere linksextreme Haßseiten – trotz der pseudoobjektiven Ankündigung des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann. Unkontrollierte Masseneinwanderung ist halt doch kein ganz einfaches Menschen-Großexperiment, heiligt der Zweck auch quasi-totalitäre Mittel.

  • Antwort von gwastlhuber, Mittwoch, 13.Juli, 15:54 Uhr anzeigen

  • Antwort von gwastlhuber, Mittwoch, 13.Juli, 15:56 Uhr anzeigen

  • Antwort von MarieS, Mittwoch, 13.Juli, 16:21 Uhr anzeigen

  • Antwort von Rosa Riebl, Mittwoch, 13.Juli, 16:24 Uhr anzeigen

  • Antwort von gwastlhuber, Mittwoch, 13.Juli, 16:50 Uhr anzeigen

  • Antwort von MarieS, Mittwoch, 13.Juli, 16:53 Uhr anzeigen

  • Antwort von Wanninger, Mittwoch, 13.Juli, 17:43 Uhr anzeigen

  • Antwort von Rosa Riebl, Mittwoch, 13.Juli, 17:52 Uhr anzeigen

  • Antwort von MarieS, Mittwoch, 13.Juli, 20:18 Uhr anzeigen

  • Antwort von Rosa Riebl, Mittwoch, 13.Juli, 21:42 Uhr anzeigen

birkhahn, Mittwoch, 13.Juli 2016, 14:18 Uhr

19. Hassparolenverfolgung

Im Mittelalter war Gotteslästerung strafbar. Wann der Straftatbestand erfüllt war, entschieden die Büttel von Klerus und Adel.

Jetzt sind Hassparolen strafbar. Wann der Straftatbestand erfüllt ist, entscheiden politische Parteien und ihre Justiz.

Unsere Politiker erfinden immer neue Straftatbestände entsprechend ihrer Interessenlage. Dieser Kommentar wurde von der BR-Redaktion entsprechend unseren
Kommentar-Richtlinien bearbeitet.

  • Antwort von Wanninger, Mittwoch, 13.Juli, 15:19 Uhr anzeigen

  • Antwort von Herzbua, Mittwoch, 13.Juli, 15:49 Uhr anzeigen

  • Antwort von Isabell Speidel, Mittwoch, 13.Juli, 16:29 Uhr anzeigen

  • Antwort von Fragender, Mittwoch, 13.Juli, 16:47 Uhr anzeigen

  • Antwort von KSLL, Mittwoch, 13.Juli, 17:00 Uhr anzeigen

  • Antwort von Knurrhahn, Mittwoch, 13.Juli, 19:48 Uhr anzeigen

  • Antwort von Rumplhanni, Mittwoch, 13.Juli, 20:26 Uhr anzeigen

EMGI , Mittwoch, 13.Juli 2016, 13:51 Uhr

18. Löschhkultur

Ich bin heute zweimal bei T-Online gelöscht worden. Ich hatte zur Meldung, dass die Minister mehr Geld bekommen geäußert:

Profis kann man für € 16.000 im Monat nicht erwarten. Deswegen kommen viele auch aus dem öffentlichen Dienst und den Gewerkschaften. Denn als Minister bekommt man das Vierfache eines Lehrers (Fall Gebriel) oder das 16 fache eines Hartz 4 Empfängers (Fall Nahles - nach 22 Semestern ohne Abschluss wäre wohl kaum mehr drin gewesen). Außerdem seien € 18.000 für die Kanzlerin im Monat relativ. Dafür könne man nur 18 Flüchtlingen - Truderinger also aufgemerkt - einen Monat lang zu hiesigen Konditionen den Aufenthalt ermöglichen. Das ist offenbar schon löschwürdig. Wenn das Hass seien soll, dann Gute Nacht Meinungsfreiheit. Denn das ist ja nicht einmal eine von mir geäußerte Meinung sondern nur eine Aufzählung von Tatsachen. Oder ist Gabriel kein Lehrer?

  • Antwort von Truderinger, Mittwoch, 13.Juli, 16:56 Uhr anzeigen

  • Antwort von EMGI , Mittwoch, 13.Juli, 19:29 Uhr anzeigen

  • Antwort von Vergleicher, Mittwoch, 13.Juli, 19:50 Uhr anzeigen

Griebl Helmut, Mittwoch, 13.Juli 2016, 13:35 Uhr

17. und wer überprüft den muslimischen Teil

Warum wird hier nur auf die deutschsprechende Facebookgemeinde rumgetrampelt. Unser lieber Herr heiko Maas sollte mal lieber auf den Arabischen Teil von von facebook schauen. Aber nein , da tauschen sie nur Kochrezepte aus und tun Bilder tauschen...... hahahh. Wo kommen die vielen freiwilligen Is-Kämpfer her.
Aber das ist unsere Regierung , das eigene Volk unterdrücken, Nicht-Deutsche können auf dem deutschem Gesetz rumtanzen. Das füge ich jetzt noch an.
z.B. das Tierschutzgesetz . Muslime dürfen Tiere ohne Betäubung abstechen. Warum gibt es dann ein deutsches Tierschutzgesetz wenn Migranten es nicht einhalten brauchen. Die müssen sich ja gar nicht integrien. (wie es immer so schön heißt in den Medien ) das war nur ein Beispiel aber so ziehr es sich durch die ganze Gesellschaft.

  • Antwort von Wanninger, Mittwoch, 13.Juli, 14:11 Uhr anzeigen

  • Antwort von Anton H., Mittwoch, 13.Juli, 14:23 Uhr anzeigen

  • Antwort von Internet Neuländer, Mittwoch, 13.Juli, 19:53 Uhr anzeigen

Chris, Mittwoch, 13.Juli 2016, 12:56 Uhr

16. wen wählen?

Auch wenn es noch über ein Jahr bis dahin ist, ich stelle mir wirklich schon sehr die Frage wen man bei der nächsten Bundestagwahl als normaler Bürger wählen soll.
Linke, Grüne, SPD, FPD, CDI/CSU, AfD, NPD, alles unwählbar für mich.
Zu Links, zu Rechts, zu Öko, zu Kapitalistisch, zu Sozialistisch, eines oder mehrere davon trifft für mich auf alle Parteien zu.
Aber nicht wählen ist genauso schlecht. :(

  • Antwort von Lotti, Mittwoch, 13.Juli, 13:02 Uhr anzeigen

  • Antwort von MarieS, Mittwoch, 13.Juli, 13:10 Uhr anzeigen