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Zupfinstrumentmacher/-in Vom Stapel Holz zur Konzertgitarre

Hinter jedem Klang einer Gitarre stecken das Können eines Musikers und das Geschick von Zupfinstrumentenmachern. So lautet die offizielle Berufsbezeichnung, denn Gitarrenbauer beherrschen auch die Herstellung von Hackbrettern, Zithern, Lauten und Mandolinen.

Stand: 06.08.2019

Ob am Lagerfeuer oder meisterlich gespielt auf einer großen Bühne: die Gitarre ist das beliebteste und am meisten verbreitete Zupfinstrument. Bestens geeignet für Musik von Klassik bis Pop. Doch bis eine Gitarre spielfertig ist und ein Musiker loslegen kann, sind vorher 220 Arbeitsschritte zu erledigen. Michaela Henze ist Gitarrenbauerin bei der Firma Hanika im fränkischen Baiersdorf. Die 26-jährige Gesellin hat schon zahlreiche Gitarren gebaut und weiß, worauf es ankommt. Mal bedient sie Pressen, in denen frisch verleimte große Bauteile zusammengehalten werden. Eine praktische Arbeitserleichterung, die speziell in ihrem Betrieb entwickelt wurde. Manchmal fixiert sie Korpusteile noch nach alter Methode mit einer speziellen Seilwicklung. Ganz gleich, bei jedem Schritt zur fertigen Gitarre arbeitet sie äußerst präzise und geschickt.

Gespür für Holz

Schablone für eine Gitarre

Gleich neben ihrem Arbeitsplatz sortiert Gitarrenbaumeister Michael Bretscher Fichtendecken für unterschiedliche Gitarrenqualitäten. Unregelmäßigkeiten in der Maserung markiert er. So eine Gitarre wird dann günstiger verkauft. Den Blick für das Holz trainieren angehende Zupfinstrumentenmacher in der Ausbildung. Zwei bis drei Jahre dauert es, bis sie Hölzer schon vom Ansehen nach ihrer Klangqualität beurteilen können. Der 27-jährige Michael Bretscher hat schnell Karriere gemacht, schon kurz nach der Ausbildung machte er seinen Meister und wurde bei Hanika gleich Betriebsleiter. Trotzdem baut er genau wie alle anderen 14 Mitarbeiter täglich neue Gitarren, kümmert sich aber nebenbei auch um Daniel Ott, den Lehrling, der jetzt erst angefangen hat. Immer wieder zeigt er ihm spezielle Techniken. Jetzt muss Daniel in eine Fichtendecke rund ums Schall-Loch eine etwa zwei Zentimeter breite Vertiefung schnitzen. Da muss später eine vorgefertigte Verzierung genau passen. Zwei bis drei Stunden braucht Daniel für diese Arbeit. Trotzdem, er hat Geduld, und es macht ihm Spaß.

"Weil ich das vorher schon als Hobby hatte, bin ich relativ schnell reingekommen, ist mir die Arbeit nicht besonders schwer gefallen."

Daniel Ott, Auszubildender

Gitarre erhält Lack

Die meisten Gitarrenbauer, die eine der seltenen Lehrstellen ergattern, sind mit Leib und Seele dabei. Sie lassen sich von scharfen Messern und Sägen, von Holzstaub und Lackdämpfen nicht einschüchtern. Denn schließlich ist es für sie später der größte Lohn, wenn ein bekannter Musiker genau ihr Instrument vor einem großen Publikum zum Klingen bringt.

Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung

  • Offizielle Berufsbezeichnung: Zupfinstrumentenmacher/-in
  • Ausbildungsdauer: Drei Jahre
  • Ausbildungsform: Duale Ausbildung, aber auch rein schulische Ausbildung ist möglich
  • Prüfung: Handwerkskammer
  • Ausbildungsorte: Im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule. Staatliche Berufsfachschule in Mittenwald (Bayern). Berufliches Schulzentrum für Technik Oelsnitz-Außenstelle Klingenthal (Sachsen)
  • Zugang: Duale Ausbildung: keine bestimmte schulische oder berufliche Vorbildung rechtlich
  • vorgeschrieben, Betriebe stellen überwiegend angehende ZIM. mit Hochschulreife ein. Schulen legen eigene Zugangskriterien fest.
  • Eignung: gutes musikalisches Gehör, beherrschen der Grundrechenarten und geometrische Kenntnisse (Konstruktionszeichnungen), physikalisches Grundwissen, Kenntnisse und Freude am technischen Werken.
  • Perspektiven: Beschäftigung in Klein- und Mittelbetrieben des Musikinstrumentenbaus, in Museen mit Restaurierungsabteilungen für Musikinstrumente oder im Musikalienfachhandel mit angeschlossener Reparaturwerkstatt.
  • Weiterbildung: Weiterbildung zum Handwerksmeister, Betriebsleiter, Schritt in die Selbständigkeit
  • Ausbildungsalternativen: Geigenbauer/Geigenbauerin, Holzblasinstrumentenmacher/Holzblasinstrumentenmacherin, Handzuginstrumentenmacher/Handzuginstrumentenmacherin, Bogenmacher/Bogenmacherin
  • Tipp: Stellengesuch wegen Lehrstelle: Anzeige formulieren im vierteljährlich erscheinenden Rundschreiben vom "Verband Deutscher Geigenbauer und Bogenmacher e.V." Kontakt: Markus Lage, e-mail: m-lage@t-online.de

Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:

Die wichtigsten Infos zum Beruf

Geschicklichkeit

Die Arbeiten mit Zahnhobel und Ziehklinge, mit Schnitzmesser, Feile und Sandpapier erfordern einen geschickten Handwerker. In mittleren Betrieben müssen günstige Gitarren oft in wenigen Stunden komplett fertig gestellt werden, und da bleibt den Zupfinstrumentmachern manchmal nicht viel Zeit. Und: Musikinstrumente müssen den Musikern gut in den Händen liegen und die spüren jede kleine Unregelmäßigkeit.

Genauigkeit

Das Zupfinstrument ist ein kleines Wunderwerk aus Holz. Bevor es klingt, müssen rund 220 Arbeitsschritte ausgeführt werden. Oft muss ein Kompromiss zwischen optimalen, möglichst dünnen und dadurch schwingungsfreudigen Hölzern und der statischen Stabilität gefunden werden. Dafür ist äußerst präzises Arbeiten notwendig.

Gefahr

Zupfinstrumentmachern arbeiten oft mit äußerst scharfen Messern und Sägen, da droht oft Verletzungsgefahr. Dazu kommt das Einatmen von Staub und Lackdämpfen, und das Arbeiten unter Lärm.


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