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Schädlingsbekämpfer/-in Mit der "Lizenz zum Töten"

Schädlinge übertragen Keime, verunreinigen Vorräte, treiben ihr Unwesen in Küchen und Lagerräumen. Doch zum Glück gibt es Schädlingsbekämpfer: Mit viel Fachwissen ziehen sie in den Kampf gegen Ungeziefer.

Stand: 21.10.2019

Vorsichtig tastet sich Christian Roch über einen Berg von Metallschrott. Er sucht konzentriert nach Spuren seiner Gegner. Und tatsächlich: Fressspuren und Kotreste. Auf diesem Schrottplatz sind Ratten am Werk! Aber nicht mehr lange: Mit geschickter Hand verteilt er zwischen den alten Autos und Blechtonnen kleine Päckchen: Rattenköder. Fressen die Tiere davon, verbluten sie innerlich. Als ausgebildeter Schädlingsbekämpfer hat Christian Roch die "Lizenz zum Töten", also die Berechtigung, solche giftigen Präparate einzusetzen. Die erhalten Schädlingsbekämpfer nach ihrer dreijährigen Ausbildung: Dann wissen sie alles über Fortpflanzung, Verhalten und Gefahren von Schädlingen und haben gelernt, welche Mittel sie wo einsetzen dürfen und wie die Präparate auf die Tiere wirken.

Vorbeugender Einsatz

Schädlingsbekämpfung in einer Großküche

Sven Süel steckt noch mitten in dieser Ausbildung. Schon als Azubi ist er selbstständig mit dem Firmenwagen unterwegs - mehrere hundert Kilometer am Tag. Gerade kontrolliert er in der Küche eines Sanatoriums Köder und Schädlingsdetektoren für Schaben und Mäuse, die er vor einigen Monaten aufgestellt hat. Schädlingsbekämpfer werden nicht erst aktiv, wenn die Schadtiere schon zugeschlagen haben. Fast noch wichtiger ist es, diesen Befall zu verhindern - gerade in Gaststätten und Großküchen. Alle paar Monate kommt Sven deshalb vorbei, um die Köder genau unter die Lupe zu nehmen - und falls nötig sofort mit der Bekämpfung zu beginnen. Die meisten Azubis haben übrigens die mittlere Reife. Nach der Ausbildung arbeiten viele von ihnen in den großen Unternehmen der Branche, andere machen sich selbstständig. Der Markt ist aber stark umkämpft!

"Die Arbeit macht mir sehr viel Spaß: Jeder Einsatz ist anders, ich bin selbstständig unterwegs und quasi mein eigener Chef. Und übrigens: Mit den Schädlingen selbst habe ich gar nicht so viel zu tun. Meist sehe ich von denen nur Fressspuren oder Kotreste."

Sven Süel, 25, Auszubildender im 3. Lehrjahr

Einsatz von Schlupfwespen und Mikrowellen

Sitzt der Hausbock im Balken?

Ralf Eichleiter ist sein eigener Chef. Seine Firma hat sich auf den Holz- und Bautenschutz spezialisiert - neben dem Gesundheits- und Vorratsschutz sowie dem Pflanzenschutz einer von drei Einsatzbereichen von Schädlingsbekämpfern. Gerade legt er an den Balken eines Dachstuhls mit dem Beil Fressgänge frei - Spuren des Hausbocks. Wird der nicht bekämpft, zerfrisst er die Balken - das Dach stürzt irgendwann ein. Gegen den Schädling sprüht Ralf eine Salzlösung auf das Holz. Schädlingsbekämpfer haben aber nicht nur chemische Präparate im Arsenal: Sie setzen Schlupfwespen ein, die andere Insekten fressen, arbeiten mit Gas, Wärme oder Mikrowellen und hindern Tauben mit Netzen und Eisenspitzen daran, es sich in den Nischen von Gebäuden gemütlich zu machen.

Ein Job mit Zukunft

Nest eines Eichenprozessionsspinners wird entfernt

Und Christian Roch? Der hat Ratten bekämpft, aus einer Scheune ein Wespennest entfernt, es in einer Restaurant-Küche mit Schaben aufgenommen und nimmt nun von einem Baum ein Nest des Eichenprozessionsspinners ab - und das alles an nur einem Tag. Schädlingsbekämpfer - ein Job mit Abwechslung und Zukunft. Denn Schädlinge sterben nie aus...

"Klar gibt es auch eklige Situationen: Man muss mal 'ne tote Ratte aufsammeln, man steht mal in einem Kanal knöcheltief in der Kloake, man muss mal eine Messie-Wohnung leer räumen. Aber da gewöhnt man sich dran!"

Christian Roch, Schädlingsbekämpfer

Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung

  • Offizielle Berufsbezeichnung: Schädlingsbekämpfer/-in
  • Ausbildungsdauer: Drei Jahre
  • Ausbildungsform: Duale Ausbildung im Betrieb und an der Berufsschule: Fast alle Azubis in Deutschland kommen zu überregionalen Fachklassen an das Hans-Schwier-Berufskolleg in Gelsenkirchen - zwölf Wochen im Jahr, Übernachtung im Internat inklusive; für Auszubildende aus Berlin gibt es Berufsschulklassen an der Knobelsdorff-Schule in Berlin-Spandau.
  • Prüfung: Industrie- und Handelskammer
  • Ausbildungsorte: Betriebe für Schädlingsbekämpfung und Hygiene-Dienstleister
  • Zugang: Offiziell vorgeschrieben ist kein bestimmter Schulabschluss - die meisten Azubis haben den qualifizierenden Hauptschulabschluss oder die Mittlere Reife.
  • Eignung: Bewerber brauchen gute Kenntnisse in Biologie und Chemie; sie sollten kommunikationsfreudig und flexibel sein sowie sorgfältig und gewissenhaft arbeiten; außerdem brauchen sie einen Führerschein.
  • Perspektiven: Spezialisierung auf Einsatzgebiete (Gesundheits- und Vorratsschutz, Holz- und Bautenschutz, Pflanzenschutz) oder Bekämpfungs-Verfahren; Weiterbildung zum Techniker Fachrichtung Reinigungs- und Hygienetechnik; Bachelor-Studium in Biologie oder Chemie; außerdem soll bald die Weiterbildung zum Meister möglich sein. Alternativen im Bereich Gesundheitsaufsicht/Hygiene: u. A. Fachkraft für Hygieneüberwachung, Assistent für Lebensmittelkontrolle; im Bereich Gebäudereinigung: Gebäudereiniger; im Bereich Umwelttechnik: Fachkraft für Rohr-, Kanal- und Industrieservice, Fachkraft für Abwassertechnik, Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft, Fachkraft für Wasserversorgungstechnik; außerdem: Ausbildung im Bereich Labor und im Pflanzenschutz.

Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:

Die wichtigsten Infos zum Beruf

Verdienstmöglichkeiten

Der Verdienst während der Ausbildung ist ordentlich - er liegt im Schnitt bei 520 Euro im Monat. Danach gibt es meist um die 2.000 Euro.

Kommunikation

Die Beratung ist ein wichtiger Teil des Geschäfts: Schädlingsbekämpfer erklären ihren Kunden die Situation und besprechen mit ihnen das weitere Vorgehen. Bewerber sollten nicht auf den Mund gefallen sein!

Kleidung

Je nach Einsatz tragen Schädlingsbekämpfer andere Schutzkleidung. Das geht von Handschuhen beim Ausbringen von Fressködern bis zum Vollkörperanzug mit Atemschutz beim Entfernen von Nestern des Eichenprozessionsspinners.

Mobilität

Schädlingsbekämpfer sind den ganzen Tag auf Achse. Bereits die Azubis sind oft selbstständig mit dem Firmenwagen unterwegs. Der Führerschein ist ein Muss!


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