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Brunnenbauer/-in Dem Wasser auf den Grund gehen

Mit Hilfe moderner Technik erschließen Brunnenbauer unterirdische Wasservorräte und machen sie nutzbar. Sie errichten Pumpwerke, verlegen Rohrleitungen und reinigen Brunnen. Außerdem bauen sie Erdwärmesonden ein und machen Bodenschätze ausfindig.

Stand: 15.06.2020

Langsam gräbt sich der Meißel in die Erde, der Boden unter Martin Poduschnicks Füßen vibriert. Im Nürnberger Land baut seine Firma einen 216 Meter tiefen Brunnen für die kommunale Wasserversorgung. Für den 21-Jährigen im ersten Lehrjahr ein Heimspiel, denn normalerweise ist er auf Baustellen in ganz Deutschland unterwegs und kommt nur am Wochenende nach Hause.

Wasser fließt erst nach Wochen

Der Beruf fordert technisches Verständnis: Martin lernt, wie er die unterschiedlichen Maschinen bedient. Aber auch Handarbeit ist gefragt: Er muss feilen, schweißen und Rohre verlegen. Dafür benötigt er neben Geschick auch Kraft. Außerdem muss er sorgfältig arbeiten: Jeden Meter nimmt er eine Bodenprobe, die er am Ende des Tages analysiert und mit Hilfe eines Laptops dokumentiert. Das Bohrgerät dröhnt immerzu, Martin steht bis zu den Knöcheln in Schlamm, seine Arme sind schmutzig. Zum Schutz tragen er und seine Kollegen stets Sicherheitsschuhe, Gehörschutz und Helm. Wenn das Loch gebohrt ist, wird der Brunnen mit Filterrohren und Filterkies ausgebaut, irgendwann wird die Pumpe installiert. Bis Wasser fließt, dauert es mehrere Wochen.

Gespür für den Boden

Entnahme von Bodenproben

Brunnenbauer müssen ein Gefühl dafür entwickeln, was unter der Erde passiert. Die Bohrlöcher sind oft mehrere hundert Meter tief, hineinsehen kann da niemand. Exakte Berechnungen sind deshalb ganz wichtig. Um Mathematik und Physik kommt in diesem Beruf also keiner herum. Wer außerdem Interesse für Geologie und Mechanik hat, bringt gute Voraussetzungen für die Ausbildung mit.

"Ich arbeite gerne im Freien. Außerdem mag ich an diesem Beruf, dass man fast jeden Tag etwas anderes macht. Die Aufgaben ähneln sich zwar, aber dieselben sind es nie - schon alleine deshalb, weil man immer auf anderen Baustellen arbeitet."

Martin Poduschnick, 1. Lehrjahr (21 Jahre)

Reinigung mit Kamera und Düse

Brunnenreinigung

In den Schweinfurter Wehranlagen, dem Naherholungsgebiet der Stadt, stehen 42 Brunnen. Im Laufe der Jahre hat sich ihre Leistung verschlechtert, deshalb müssen sie gereinigt, also von Ablagerungen befreit werden. Regenerierung nennt das der Fachmann. Auch diese Aufgabe erledigen Brunnenbauer. Jessica Stahl bereitet die Kamera vor, die an einem Seil hinunter in den Schacht gelassen wird. Gemeinsam mit ihren Kollegen kann sie so sehen, an welchen Stellen besonders viele Partikel haften. Ihr Kollege Michael Greiner reinigt die Filterrohre mit Hilfe einer Düse. An einer Winde lässt er sie Zentimeter für Zentimeter nach unten, sorgfältig werden die Ablagerungen entfernt und durch einen Schlauch herausgespült. Den Erfolg kontrolliert Jessica Stahl später wieder mit der Kamera.

Umweltfreundliche Energiequelle

Brunnenbauer machen außerdem die Geothermie nutzbar, also die in der Erdkruste gespeicherte Wärme. Dazu führen sie Bohrungen durch und bauen dann Sonden ein. Mit Erdwärme kann man heizen, kühlen und auch Strom erzeugen. Die umweltfreundliche Energiequelle wird immer beliebter - und eröffnet dem ohnehin vielfältigen Beruf weitere Perspektiven.

Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung

  • Offizielle Berufsbezeichnung: Brunnenbauer/-in
  • Ausbildungsdauer: 3 Jahre
  • Ausbildungsform: Duale Ausbildung im Betrieb und an der Berufsschule. Im zweiten und dritten Lehrjahr werden die Azubis aus fast allen Bundesländern, darunter auch Bayern, in länderübergreifenden Fachklassen in Bad Zwischenahn (Niedersachsen) unterrichtet. Dort haben sie jeweils zwei bis drei Wochen Blockunterricht und absolvieren außerdem eine überbetriebliche Ausbildung.
  • Zugang: Grundsätzlich wird keine bestimmte schulische oder berufliche Vorbildung vorgeschrieben, die Schulpflicht muss jedoch erfüllt sein. Die Betriebe stellen überwiegend Bewerber mit Mittlerer Reife ein.
  • Eignung: Technisches Verständnis ist in diesem Beruf ebenso wichtig wie handwerkliches Geschick und Teamarbeit. Brunnenbauer/-innen müssen jeden ihrer Arbeitsschritte dokumentieren und deshalb sorgfältig arbeiten können. Außerdem dürfen sie Schmutz und Lärm nicht scheuen.
  • Wichtige Schulfächer: Wer in den Fächern Physik, Werken/Technik und Mathematik fit ist, bringt gute Voraussetzungen mit für eine erfolgreiche Ausbildung zum/zur Brunnenbauer/-in.
  • Perspektiven: Nach ihrer Ausbildung können Brunnenbauer/-innen die Meisterprüfung ablegen, studieren und/oder sich mit einem eigenen Betrieb selbstständig machen. Daneben gibt es die Möglichkeit, sich zu spezialisieren oder Weiterbildungen zu absolvieren, zum Beispiel zum/zur Staatlich geprüften Techniker/-in Fachrichtung Bohrtechnik. Gefragt sind Brunnenbauer/-innen außerdem in der Entwicklungshilfe.


Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:

Die wichtigsten Infos zum Beruf

Geld

Angehende Brunnenbauer/-innen bekommen ein überdurchschnittliches Azubigehalt: im Monat verdienen sie brutto zwischen 600 Euro (1. Lehrjahr) und 1.200 Euro (3. Lehrjahr).

Info

Brunnenbauer/ -innen sind überwiegend auf Baustellen im Einsatz, meist bundesweit oder sogar im angrenzenden Ausland. Dann kommen sie nur am Wochenende nach Hause. Schlechtes Wetter gibt es in diesem Beruf nicht - Brunnenbauer/ -innen arbeiten bei 35 Grad im Schatten ebenso wie bei Schnee oder im strömenden Regen.


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