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Gärtner/-in Friedhofsgärtnerei Trost durch Blumen

Gärtner/-innen der Fachrichtung Friedhofsgärtnerei gestalten, bepflanzen und pflegen Grabstätten. Sie fertigen Grabschmuck und dekorieren die Trauerhalle. Jeden Tag werden Friedhofsgärtner mit dem Tod konfrontiert.

Published at: 9-1-2023

Tobias muss sich sputen. Der 20-Jährige kommt aus der Friedhofsgärtnerei. Auf dem Arm trägt er einen frisch gebundenen Kranz. Der wird für eine Beerdigung benötigt. "Unser Friedhof steckt voller Leben", meint Tobias. Gemeinsam mit einem Dutzend Friedhofsgärtnern kümmert er sich in Würzburg um Gräber. Die Blumen brauchen viel Wasser und so wird morgens viel gegossen. 18.000 Gräber gibt es auf dem Würzburger Hauptfriedhof. Tobias muss aufpassen, dass er die richtigen gießt.

Viele Familien können das Grab nicht selbst pflegen, ihnen fehlt die Zeit oder sie wohnen weit weg. Gärtner der Fachrichtung Friedhofsgärtnerei kümmern sich gegen Bezahlung um die Grabpflege, entfernen verwelkte Blumen, jäten Unkraut, düngen und gießen die Pflanzen. Interesse an Botanik sollte vorhanden sein. Während der Ausbildung gibt es viel zu lernen. Insbesondere das Pauken der vielen lateinischen Pflanzennamen ist nicht einfach, findet Tobias. Doch für seinen Traumberuf strengt er sich gern an.

"Schon als Kind wollte ich Gärtner werden. Doch den gibt es in verschiedenen Fachrichtungen. Zierpflanzenbauer hat mir nicht gefallen, da wäre man nur im Gewächshaus gewesen. Und Baumschule, mit Bäumen - auch nicht so meins. Und Landschaftsgärtner, mit Steinen und so weiter auch nicht. Deswegen Friedhofsgärtner."

Tobias Jäckle (20), 2. Lehrjahr

Bevor die Blumen auf die Gräber kommen, ziehen sie die Gärtner in Gewächshäusern groß. Tobias lernt viel von seinem Chef: Optimale Temperatur, Belichtung, Belüftung und Bewässerung sind wichtig. Nur wer gerne zupackt eignet sich für diesen Beruf. Anfangs hatte Tobias abends immer Muskelkater. Die Gärtner sind mit den Gräbern das ganze Jahr über beschäftigt.

Tobias gefällt die Kreativität an seinem Beruf. Kein Grab muss wie das andere aussehen. Er gibt sich viel Mühe bei der Auswahl der Pflanzen und setzt sie liebevoll auf den Grabhügel. So wie sein Chef Philipp Ziegler möchte er sich weiter qualifizieren, als Techniker im Gartenbau. Die beiden wissen: durch ihre Blumen können sie Trost spenden.

Wenn Tobias seinen Freunden von der Arbeit auf dem Friedhof erzählt, hört er meistens: Das könnte ich nicht. Auch Tobias hatte anfangs Schwierigkeiten, jeden Tag mit dem Tod konfrontiert zu sein. Er gibt sich viel Mühe. Das Grab soll schön aussehen, ist es doch das letzte, was an den Verstorbenen erinnert.

"Ja, man versucht es eigentlich immer schön zu machen. Die Leute kommen ans Grab und wollen sich verabschieden oder denken an ihren Vater, Mutter oder im schlimmsten Fall an die eigenen Kinder. Dann ist es wichtig, dass die Blumen schön blühen. Das macht einen traurigen Moment vielleicht nicht mehr ganz so traurig. Man versucht deshalb immer sein Bestes zu geben."

Philipp Ziegler, Techniker im Gartenbau

Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung:

  • Offizielle Berufsbezeichnung: Gärtner/-in Fachrichtung Friedhofsgärtnerei
  • Ausbildungsdauer: Drei Jahre
  • Ausbildungsform: Die praktische Ausbildung findet in Friedhofsgärtnereien statt.  Die Theorie wird an bestimmten Wochentagen an Berufsfachschulen vermittelt.  
  • Ausbildungsorte: Friedhofsgärtnereien
  • Zugang: Ein bestimmter Schulabschluss ist nicht vorgeschrieben. Die meisten Auszubildenden haben einen Hauptschulabschluss.
  • Eignung: Gute Noten in Biologie, Chemie und Mathematik erleichtern die Ausbildung. Nur wer gerne zupackt und im Freien arbeitet, dem gefällt dieser Beruf auf Dauer.
  • Prüfung: Handwerkskammer oder IHK
  • Perspektiven: Nach der Ausbildung besteht die Möglichkeit der Selbstständigkeit. Zudem kann man auch im Ausland arbeiten.
  • Alternative: Gärtner/-in Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau oder Fachrichtung Baumschule; Florist/-in

Die wichtigsten Infos zum Beruf

Kraft und Ausdauer

Hacken, Schneiden, Graben – viel Handarbeit erfordert dieser Beruf. Dabei erledigt man viele Arbeitsschritte auf Knien. Auch das schwere Heben von Säcken belastet den Körper. Im Sommer die Hitze, im Winter die Kälte – nur wer gern im Freien arbeitet hält auf Dauer durch.

Kreativität

Kein Grab muss dem anderen gleichen. Schöne Gräber sind das Aushängeschild der Gärtner und können neue Kundschaft anlocken. Viele Angehörige überlassen dem Profi die Auswahl und so kann man seine eigene Kreativität ausleben. Immer wieder kommen neue Blumensorten auf den Markt. Auf Messen werden die neuesten Trends vorgestellt.

Arbeitszeit

Im Frühjahr werden viele Gräber neu bepflanzt, im Sommer muss intensiv gegossen werden. Erfahrungsgemäß geht es im Winter ruhiger zu. Viele Aufträge kommen erst sehr kurzfristig. Stehen viele Beerdigungen an, können Überstunden anfallen.


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