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Prof. Dr. Susan Arndt, Literaturwissenschaftlerin Rassismus - Eine viel zu lange Geschichte

Rassismus ist eine Machtstruktur mit System und einer langen Geschichte. Ein Blick zurück zeigt Parallelen zur aktuellen Flüchtlingskrise auf. Die Idee von einem gerechten, freien und gleichen Europa kann nur umgesetzt werden, wenn wir insbesondere in Deutschland mit der humanitären Katastrophe verantwortlich umgehen und aus unserer Geschichte lernen.

Stand: 02.12.2023

Laut UNHCR liegt die Zahl der gegen ihren Willen vertriebenen Menschen bei 68,5 Millionen. Davon sind ca 25,4 Millionen Geflüchtete. Doch die wenigsten kommen nach Europa und nach Deutschland. Die meisten Geflüchteten schaffen es nur bis in ihre Nachbarländer und viele sterben auf der Flucht. Trotzdem wird in Europa geklagt und von einer Flüchtlingskrise gesprochen. Darf die europäische Idee von Gleichheit, Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität nur in den eigenen Grenzen stattfinden, abgegrenzt zum Rest der Welt? Diese Überlegenheit ist bekannt aus der langen Geschichte über Rassismus. Ein Europa kann nur wachsen, wenn es mit der humanitären Katastrophe unserer Zeit verantwortlich und empathisch umgeht. Dazu gehört auch, die Migrationsgesellschaft als Gewinn zu betrachten und gegen jegliche rassistische Ausgrenzungen anzugehen.

Susan Arndt studierte von 1986 bis 1992 Anglistik, Germanistik und Afrika-Literaturwissenschaft in Berlin und London. Sie promovierte an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer Arbeit über Frauenliteratur in Nigeria. Nach wissenschaftlichen Anbindungen an der Universität Oxford, Humboldt-Universität zu Berlin, dem Zentrum für Literaturforschung, Berlin sowie der Goethe-Universität Frankfurt am Main ist sie seit 2010 Professorin für Englische Literaturwissenschaft an der Universität Bayreuth. Sie forscht und publiziert zu britischen, afrikanischen und diasporischen Literaturen sowie zu Sprache, Diskriminierung und Empowerment im theoretischen Umfeld der Gender Studies, Intersektionalitätsstudien und Rassismusforschung. Sie arbeitet an einer umfänglichen Studie zu Weißsein in der britischen Literaturgeschichte sowie zu Rassismuskritik im Werk William Shakespeares und zu Zukunft als kritischer Analysekategorie der Critical Humanities/GeWissenschaft. Zu ihren Monografien zählen Sexismus (C.H. Beck 2019), Die 101 wichtigsten Fragen: Rassismus (C.H. Beck 2012), The Dynamics of African Feminism (Africa World Press 2002).


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