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Studentisches Wohnen 7 Learnings für Wohnungssuchende

Hauptsache bezahlbar und ein Dach über dem Kopf - das sagt sich die 19-jährige Malin Krüger, als sie nach fast drei Monaten Suche immer noch keine Bleibe in München hat. Dass sie rechtzeitig zum Semesterstart noch etwas findet, daran glaubte sie fast nicht mehr. Sieben Learnings aus ihrer Suche.

Von: Margarete Jall

Stand: 19.10.2019

1. Ansprüche runter schrauben

Das hört keiner gern, aber man sollte sich grade bei der Suche in Großstädten ein realistisches Ziel stecken. Wer etwas halbwegs Bezahlbares finden möchte, muss deshalb wohl auch seine Ansprüche an die Lage und Ausstattung des Zimmers runter schrauben. Auch Malin hat diese Erfahrung gemacht: 

"Ich wusste, dass München teuer wird, allerdings dachte ich am Anfang noch ich finde vielleicht doch was in einer Studenten-WG mit Leuten in meinem Alter, damit ich Kontakte knüpfen kann. Diese Hoffnung hat sich relativ schnell in Luft aufgelöst. Inzwischen hab ich kaum mehr Ansprüche. In das Zimmer muss einfach nur ein Bett und ein vernünftiger Schreibtisch passen, so was wie ein Balkon ist völlig nebensächlich. Hauptsache ich habe ein Dach über dem Kopf."

Malin, wohnungsuchende Studentin in München

2. Uni-Viertel muss nicht sein

Malins Zwischenlösung in München: Campingplatz

Auch die Ansprüche an die Lage sollte man überdenken. Die Mieten am Stadtrand sind in der Regel günstiger als in der Innenstadt. Mit einer guten Verkehrsanbindung ist man trotzdem schnell an der Uni. Malin wollte zwar am liebsten in einer Studenten-WG wohnen, die zentral liegt, doch nach fast drei Monaten erfolgloser Suche hat sie diesen Wunsch aufgegeben.

"Mittlerweile wär mir einfach nur wichtig, dass ich ein Zimmer hab, wo ich meine Sachen lassen kann. Das muss auch nicht sonderlich zentral sein, Hauptsache ich hab Anbindung zur Uni."

Malin, wohnungssuchende Studentin

Studentisches Wohnen in Deutschland – die Zahlen

Die Zahl der Studenten in Deutschland ist seit 2010 um etwa 28 Prozent auf 2,84 Millionen  gestiegen. Gleichzeitig hinkt die Bautätigkeit dem Einwohnerwachstum in vielen Städten hinterher, die Folge: der Wohnungsmarkt für Studenten ist angespannt.
Der aktuelle Studentenwohnpreisindex im Auftrag des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zeigt für alle Städte einen Anstieg der Mietpreise. Studierende müssen demnach in München 51% und in Berlin sogar 67% mehr Miete zahlen als noch 2010.
In München zahlen Studierende mit durchschnittlich 600 Euro deutschlandweit am meisten Miete, gefolgt von Frankfurt am Main mit 488 Euro monatlich. Am günstigsten lässt es sich derzeit in Magdeburg wohnen. Dort verlangen Vermieter im Schnitt 200 Euro.
Laut neuester Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks haben Studierende im Monat 918 Euro zur Verfügung. Je nach Hochschulstandort geht also zwischen rund einem und zwei Drittel des Geldes für die Miete drauf.

3. Schnell reagieren

Malin hat für ihre Suche hauptsächlich auf das Online-Portal 'wg-gesucht' gesetzt. Auf den Seiten hat sie jeden Tag mehrmals neue Angebote gecheckt. Ihr Tipp:

"Wenn man was gefunden hat, muss man auch schnell sein mit dem Anschreiben."

Malin, wohnungssuchende Studentin

Denn die meisten Anbieter bekommen oft schon in den ersten Minuten nach dem Hochladen der Anzeige hunderte Zuschriften. Malins Erfahrung zeigt:

"Wenn man eine Anzeige sieht, die schon mehrere Stunden online ist, braucht man es eigentlich gar nicht mehr probieren."

Malin, wohnungssuchende Studentin

4. Gesuch aufgeben

Statt nur auf Anzeigen zu reagieren, ist es ratsam auch selbst ein Gesuch aufzugeben. Denn manche Vermieter geben selbst keine Anzeige auf, weil sie befürchten, mit Anfragen überflutet zu werden. Und bei 'wg-gesucht' kann man z.B. sein Gesuch gleich mit Abreißzettelchen ausdrucken.

5. Fürs Erste Zwischenmiete

Die meisten Studierenden suchen zum Semesterbeginn, also März bis April oder September bis Oktober. Wenn man diese Zeit z.B. mit einer Zwischenmiete überbrückt, kann man erst mal in der Stadt ankommen und dann erneut auf Wohnungssuche gehen, wenn sich die Lage etwas entspannt hat.  Für Malin war das letztlich auch die Lösung, um zum Unistart doch noch ein Zimmer zu finden.

"Bei meinen letzten Besichtigungen war es jetzt öfter so, dass es einfach bei einer Dame war, die ein Zimmer untervermietet. Ich muss ja nicht das ganze Studium da bleiben. Jetzt geht’s wirklich nur noch da drum, möglichst bald etwas einigermaßen Bezahlbares zu finden."

Malin, wohnungssuchende Studentin

6. Privatzimmervermittlung

Malin wohnt zum Semesterstart im Zelt auf einem Campingplatz

Wer über den freien Wohnungsmarkt kein Glück hat, kann es noch auf den Seiten des örtlichen Studentenwerks versuchen. Dort findet man unter dem Stichwort „Privatzimmervermittlung“ private Anzeigen, die das Studentenwerk vermittelt - zum Beispiel von Familien, die ein leerstehendes Kinderzimmer vermieten. Die Privatzimmervermittlung des Studentenwerks München vermittelt z.B. jedes Jahr mehrere hundert Zimmer an Studierende, die eine Unterkunft suchen. Die Warmmiete liegt dabei im Durchschnitt bei ca. 365 Euro.

7. Authentisch bleiben

Wenn man dann endlich einen Termin für eine Besichtigung hat, zählt vor allem der erste Eindruck. Die 19-jährige Malin hat die Erfahrung gemacht, dass man am ehesten punktet, wenn man authentisch ist: 

"Ich finde, es kommt gut rüber, wenn man auf die Person eingeht mit der man zusammen wohnt und sich nicht nur für das Zimmer interessiert. Aber das Beste ist, denke ich, dass man sich nicht verstellt. Schließlich ist es besser, wenn man gleich bei der Besichtigung merkt, wenn man mit der Person nicht klarkommt und nicht erst wenn man da einen Monat wohnt."

Malin, wohnungssuchende Studentin


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