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Prof. Dr. med. Gerd Kempermann, Neurologe Bewegtes Gehirn — glücklicher Mensch?

Welche Rolle spielen Bewegung, Ernährung und Bildung bei der Alterung des menschlichen Gehirns? Kann man durch seinen Lebenswandel den Alterungsprozess verlangsamen und vielleicht sogar Demenzen vorbeugen? An diesen Fragen forscht der Mediziner und Neurowissenschaftler Gerd Kempermann seit vielen Jahren.

Stand: 16.11.2020

Wir alle sehnen uns nach einem gesunden Alter, im vollen Besitz unserer geistigen Kräfte. „Erfolgreiches Altern“ hat viel mit dem Gehirn zu tun. Ohne Geist nützt uns der gesündeste Körper wenig.

Daher die verständliche Furcht vor der Bedrohung, die Demenzen für den Einzelnen und die Gesellschaft darstellen. Dabei ist wahrlich kein Mangel an Tipps, wie man sein Gehirn fit halten soll. Die meisten kreisen um die Themen Bewegung, Ernährung und Bildung und sind fast Allgemeingut.

Aber die guten Ratschläge, so einfach sie klingen, auch umzusetzen ist nicht leicht. Warum eigentlich nicht? Ist das nur eine Frage der Motivation? Erstaunlicherweise wissen wir zwar, dass diese Ratschläge grundsätzlich funktionieren, aber wir wissen wenig darüber, wie sie das Altern beeinflussen, wie sie zusammenspielen und ob es nicht doch große Unterschiede darin gibt, was für einzelne Menschen und ihre Gehirne „gut“ ist.

Gibt es einen gemeinsamen Kern, um den herum individuelle Antworten gesucht werden müssen? Die Hirnforschung kann hier ein paar interessante erste Antworten geben.

Vita

Gerd Kempermann ist Sprecher des Dresdner Standorts des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und Professor am CRTD, dem Forschungszentrum für Regenerative Therapien an der Technischen Universität Dresden.

Er wurde in Köln geboren und studierte Medizin in Köln und Freiburg i.Br. Von 1995 bis 1998 war er Postdoktorand bei Fred H. Gage am Salk Institut für Biological Studies in La Jolla, USA, wo er sich begann, sich mit der Neubildung von Nervenzellen im erwachsenen Gehirn zu beschäftigen. Mit seinen Kollegen entdeckte er, dass körperliche und geistige Aktivität die Nervenzellneubildung fördert. Seither versucht er, dieses Phänomen immer besser zu verstehen und für die Medizin nutzbar zu machen.

Nach zwei Jahren als klinischer Neurologe in Regensburg wurde er zunächst Gruppenleiter am Max Delbrück Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin-Buch, von wo er 2007 nach Dresden wechselte. Hauptthema seiner Arbeit sind die Bedeutung von Stammzellen für die Funktion des gesunden und erkrankten Gehirns und „erfolgreiches Altern“ sowie die Frage, wie die aktivitätsabhängige Regulation „adulter Neurogenese“ auf molekularer Ebene kontrolliert wird. Er gehört zu den meistzitierten Neurowissenschaftlern Deutschlands und hat neben über 150 Fachartikeln und einem Standardwerk zur „Adulten Neurogenese“ auch zwei Bücher für ein breites Publikum geschrieben, zuletzt „Die Revolution im Kopf – Wie neue Nervenzellen unser Gehirn lebenslang jung halten“ (DroemerKnaur). Er lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Dresden.


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