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Campus Cinema “Invention of Trust“ von Alex Schaad

Stell dir vor, alles von dir steht im Netz. "b.good“, ein dubioses Internetunternehmen speichert deine Daten und verkauft sie. Du wirst erpressbar. Genau davon handelt "Invention of Trust“. Gar nicht so surreal. Campus Cinema trifft Regisseur und Studenten-Oscar-Gewinner Alex Schaad.

Von: Campus CINEMA

Stand: 28.09.2021

Filmszene aus "Invention of Trust" | Bild: HFF München

Studenten-Oskar in Gold

2016 konnte Alex Schaad mit seinem Kurzspielfilm "Invention of Trust", einem Social-Media-Thriller, die strenge Academy of Motion Pictures Arts and Sciences überzeugen:

Die höchste Auszeichnung für Studentenfilmer, der Studenten-Oscar in Gold für den besten fremdsprachigen Film, ging an den Studenten der Hochschule für Fernsehen und Film München. Alex Schaad steckt noch mitten in seinem Regiestudium. Eigentlich war es nur ein "Übungsfilm".

"HFF Film 02"

Dimitrji Schaad in der Hauptrolle als Lehrer Michael Gerwa

 "Invention of Trust" ein 30minütiges Drama mit Thrillerelementen, für nur 2000 Euro in 4 Tagen gedreht, ist sein sogenannter "Film 02“, der zweite Übungsfilm, den Studenten im Rahmen des Regie-Studiums an der HFF München produzieren müssen. Alex Schaad hat das Drehbuch gemeinsam mit seinem Bruder Dimitrij Schaad, der auch die Hauptrolle spielt, geschrieben. Die Bildgestaltung übernahm HFF-Kamerastudent Ahmed El Nagar, HFF-Produktionsstudent Richard Lamprecht war für die Produktion verantwortlich.

"Den Studentenoscar zu gewinnen ist ein tolles Gefühl und eine große Ehre, aber es ändert gar nicht so viel. Man bekommt leider für den nächsten Film nicht gleich ein Riesen-Budget. Es entsteht allerdings auch in gewisser Weise ein Druck! Was kommt als nächstes? Der Preis hat uns sehr viele Türen geöffnet. Aber durchgehen muss man selbst."

Regisseur Alex Schaad

"Invention oft Trust"  (dt.: Erfindung von Vertrauen)

Filmszene im Treppenaufgang

Der Kurzspielfilm handelt von den Gefahren, die soziale Medien mit sich bringen. Im Mittelpunkt steht der junge Gymnasiallehrer Michael Gewa, der eine rätselhafte Nachricht erhält: Das Unternehmen "b.good“ hat seine Internet- und Handydaten gekauft und stellt ihm aufgrund seines digitalen Fingerabdrucks ein Rating aus: Über seine persönlichen und beruflichen Fähigkeiten, über seine Beziehung. Nachdem er das Angebot ausschlägt, das Rating gegen einen monatlichen Beitrag privat zu halten, entsteht schnell ein Flächenbrand und Michael Gewa muss bei seinen Freunden, Kollegen und Schülern um seinen Ruf kämpfen.

D 2016 / Buch: Dimitrij Schaad, Alex Schaad / Regie: Alex Schaad / Kamera: Ahmed El Nagar / Schnitt: Franziska Köppel / Musik: Richard Ruzicka / Ton: Georgios Champosoglou / Ausstattung: Lena Weckelmann / Kostüm: Sandra Ogiolda / Besetzung: Dimitrij Schaad, Ulrich Wessel, Petra M. Nérette, Patrick Finger, Omid Memar, Ercan Karacayli, Sierk Radzei, Julia Heinze u. a. / Produktion: Donndorffilm in Zusammenarbeit mit der HFF München

Preise: Max Ophüls Preis „Bester mittellanger Film“, Student Academy Award „Studenten-Oscar“ in Gold (2016)

Die zündende Idee zu "Invention of Trust"

"Ich bin 1990 geboren, und ich erinnere mich an eine Jugend ohne Internet, ohne Handy. Und ich erinnere mich an eine Zeit, wo das alles auf einmal gekommen ist. Und jetzt sehe ich Jugendliche, die ein Leben ohne Smartphone und Social Media gar nicht kennen. Das beschäftigt mich seit Ewigkeiten. Dann haben wir einen Artikel über die Massen an Facebook-Usern gelesen, 1 Milliarde, glaube ich, und deren weltweite Vernetzung. Und Dimitrij sagte, was wäre denn, wenn all diese Daten und all diese Profile von heute auf morgen öffentlich werden würden? Wie schnell würde uns das als Gesellschaft verändern?"

 Regisseur Alex Schaad

"Der Hauptdarsteller ist mein älterer Bruder Dimitrij. Mit dem Bruder zu drehen und zu arbeiten, finde ich toll. Wir sind eng zusammen aufgewachsen und haben uns lange ein Zimmer geteilt. Und dadurch schöpfen wir aus demselben, haben dieselben Filme gesehen, dieselben Bücher gelesen und denken sehr ähnlich. Wir ergänzen uns fantastisch und schreiben zusammen die Drehbücher. Er schreibt oft auf und ich bin dann der erste Leser, arbeite dann weiter. Das Drehbuch zu Invention of Trust haben wir zusammen in 24 Stunden geschrieben."

Regisseur Alex Schaad

2000 Euro Budget, 4 Tage Drehzeit, ein Drehbuch, von zwei Brüdern entwickelt, die den Zeitgeist treffen und echte Teamplayer sind, und ganz viel Engagement aller Beteiligten aus der HFF und der Darsteller haben das Zeug für den Studenten-Oscar in Gold.

"Ich habe viele Skateboard-Videos gedreht und geschnitten in meiner Jugend. Ich war ein leidlich guter Fahrer, aber ich war auch ein Filmbegeisterter, habe alles geguckt, was ich in die Finger kriegen konnte. Ich habe lange Zeit überlegt, Kameramann zu werden und bin durch meinen 5 Jahre älteren Bruder Dimitrij, der Schauspiel studiert hat, mit der Branche in Kontakt gekommen, habe Schauspieler und Regisseure getroffen."

Regisseur Alex Schaad

Uraufführung feierte der Kurzfilm auf dem 37. Filmfestival Max Ophüls Preis, wo er in der Kategorie "Bester mittellanger Film“ ausgezeichnet wurde. Im Februar 2017 zeigte der  Bayerische Rundfunk "Invention of Trust“ im Rahmen einer Kurzfilmnacht im BR Fernsehen.

"Endling" - Alex Schaads neuer Film

Bernd Grawert als Bergmann Armin in "Endling"

Seinen nächsten Film, "Endling“ konnte Alex Schaad in Co-Produktion mit dem Bayerischen Rundfunk entwickeln. Gedreht im Herbst 2016, erzählt "Endling“ von einem Bergmann, der in der letzten aktiven Kohlezeche Deutschlands arbeitet, die 2018 geschlossen wird. Er steht vor dem Verlust der Existenz aber auch der Identität. Ein Arbeitsbereich, der einmal für die deutsche Wirtschaft so wichtig war, stirbt. Eine Welt verschwindet. "Endling" soll voraussichtlich 2018 im BR laufen.

Nach "Endling“ arbeiten Alex und Dimitrij Schaad an ihrem ersten gemeinsamen Langfilmprojekt.

Vita Alex Schaad

1990 in Kaskelen in Kasachstan geboren, kam Alex Schaad mit drei Jahren nach Deutschland. Er ist in Mengen (Kreis Sigmaringen) im tiefsten Schwaben aufgewachsen, hat 2010 in Mengen sein Abitur gemacht. Von 2010 bis 2013 war er Freelancer in diversen Positionen für Theater, Fernsehen und Film. Seit Oktober 2013 studiert er Regie  an der Hochschule für Fernsehen und Film München (Hff).

Filmographie:

2013 Ende (Kurzfilm)
2014 Thomas Balder und der Fortgang (HFF Film 01)
2015 Marie (Kurzfilm)
2016 Invention of Trust (HFF Film 02)
2017 ENDLING (HFF Film 03)

Die "Student Academy Awards", die September 2016  in Los Angeles zum 43. Mal verliehen wurden, zählen zu den renommiertesten Auszeichnungen für den internationalen Filmnachwuchs. Zu den Preisträgern der letzten Jahre gehören u.a. die BR-Koproduktionen "Nocebo" von Lennart Ruff (2014) und "Sadakat" von Ilker Çatak (2015).


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