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alpha-retro: Bier und Wein alpha-retro: Der Fassbinder (1993) Der Letzte seines Standes?

Das alte Handwerk des Fassbindens, im Jahr 1993 schon eine Rarität - der Fassbinder legt die ersten Ringe fest. | Bild: BR

Freitag, 25.09.2020
21:45 bis 22:15 Uhr

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1992

In einem kleinen Dorf an der Südtiroler Weinstraße lebt und arbeitet der Fassbinder Johann Kostner. Mit 85 Jahren steht er immer noch Tag für Tag in seiner Werkstatt, die er vom Großvater übernommen hat. Er ist einer der letzten Fassbinder, die trotz der unaufhaltsamen Entwicklung hin zu Kunststoff- und Edelstahlcontainern noch immer Fässer handwerklich herstellen - mit alten Werkzeugen, aus dem Holz der Edelkastanie. Man erfährt in diesem Film con Benedikt Kuby aus dem Jahr 1993 auch, dass einer der Gründe für das Aussterben der Fassbinder die Holzpreise sind: Das Holz, das man für den Bau eines guten Fasses braucht, ist zur Mangelware geworden und kostet daher sehr viel Geld.

Für die meisten Winzer zu viel. Man sieht dann, wie aus vielen Dauben, also Längshölzern und viel Geschick und Erfahrung ein Fass entsteht. Und man erfährt, was ein Weiberlplausch ist und warum man ihn für den Fassbau braucht: Es handelt sich um eine bestimmte Art des Rohrkolbens, die zum Abdichten der Fässer benötigt wird. Eigentlich steht diese Pflanze unter Naturschutz und Kostner muss mit dem Zug weit fahren, um sie sich zu besorgen. Kuby und seinem Kameramann gelingt während der Zugfahrt ein sehr eindringliches Porträt des Charakterkopfes von Johann Kostner. Der Film endet mit einem Ausblick: Da in Zukunft mehr Qualitätswein hergestellt werden wird, weil man auch in Südtirol mit Billigwein kein Geschäft mehr machen konnte, könnte auch der Beruf des Fassbinders eine Renaissance erfahren.

Autor/Autorin: Benedikt Kuby
Redaktion: Wolfgang Preuss