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alpha-planet Das süße Gold Amazoniens Von Menschen und Bienen

Die stachellosen Wildbienen Amazoniens, sogenannte Meliponen, bestäuben 90 Prozent der Urwaldpflanzen. | Bild: Lindenfilm

Montag, 18.12.2023
21:00 bis 21:50 Uhr

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2023

Der Honig der stachellosen Wildbienen verschafft den Uferbewohnern des Amazonas ein Einkommen. Seinen Urbewohnern hilft er, ihre Identität zu wahren. Ein Schweizer Forstingenieur will «das süsse Gold» jetzt in alle Welt exportieren. Und damit die Abholzung des Regenwaldes eindämmen.

1839 brachte ein portugiesischer Priester, den es nach Honig gelüstete, die europäischen Apis-Bienen nach Brasilien. 1950 holte der brasilianische Wissenschafter Warwick Kerr in Südafrika 50 afrikanische Bienenköniginnen, um mittels Kreuzung die heimische Honigproduktion zu verbessern. Einige Königinnen entkamen ihm und breiteten sich als afrikanische Killerbienen auf dem ganzen Kontinent aus.

Aus Reue über die ökologische Katastrophe begann Kerr die einheimischen stachellosen Wildbienen zu erforschen, die zu 90 Prozent den Regenwald bestäuben. Jetzt will der Schweizer Forstingenieur Dieter Bratschi den besonders wertvollen Honig der Meliponen-Bienen in die ganze Welt exportieren. Um damit, nach dem Motto «Schützen durch Nützen», den Uferbewohnern des Amazonas ein nachhaltiges Einkommen zu ermöglichen.

Die «Ribeirinhos» bewohnen die Flussufer, weit entfernt von den Annehmlichkeiten der Zivilisation. Sie leben von Jagd und Fischfang, pflanzen Maniok und Gemüse. Um zu etwas Einkommen zu kommen, brennen sie den Wald ab und halten Vieh. Weil der Fluss alljährlich die Weideflächen überschwemmt, ist die Rinderzucht wenig einträglich.

Auf einer Studienreise verliebte sich der Schweizer Forstingenieur Dieter Bratschi in den Regenwald am Amazonas. Er suchte nach Möglichkeiten, dem Wald einen ökonomischen Wert zu geben, ohne ihn abzuholzen. Dabei stiess er auf die Forschungen von Warwick Kerr. Er begann, in den abgelegensten Teilen des Amazonas, Bienenvölker zu verteilen und die Uferbewohner in die Kunst der Imkerei einzuführen. Jetzt baut er die erste industrielle Anlage für den Export des «süssen Goldes des Amazonas». Damit bekommen die Uferbewohner ein Einkommen, das einträglicher und nachhaltiger ist als die Rinderzucht.

Für das indianische Volk der Satere Mawes sind die Bienen heilig. Die Honigproduktion soll ihnen helfen, ihre gefährdete Kultur zu schützen, die vielseitig bedroht ist, auch von Holzfällern und illegalen Goldsuchern.

Am Rande des Amazonasbeckens aber kommt es zur grossen Katastrophe. «Eine Atombombe», so nennt es ein Bienenzüchter, der mit dem Näherkommen der Agrarfront alle seine 1400 Bienenvölker verloren hat. Studien zeigen, dass der Tod von Milliarden von Bienen an der Agrarfront auch mit den Chemikalien der Soja-Produktion zu tun.

An den Flussufern im Innen des Amazonasbecken aber geben immer mehr Bewohner die Rinderzucht zugunsten der Honigproduktion auf. Mit der Bienenhaltung wächst auch das Bewusstsein für den Wert des Waldes. Oder, wie es Dona Rosario, Mutter von zwölf Kindern und Hüterin von 120 Bienenstöcken im Film sagt: «Wir tun es nicht nur für uns, wir tun es für die Welt.»

Redaktion: Andrea Wich