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alpha-retro: München in den Siebzigerjahren alpha-retro: Die Sendlingerstraße in München (1971)

Sendlinger Straße in München 1971 - noch keine Fußgängerzone. | Bild: BR

Freitag, 28.02.2020
22:00 bis 22:30 Uhr

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BundesRepublikDeutschland (historisch) 1971

Die Sendlinger Straße in München ist vor einiger Zeit nun auch zur Fußgängerzone geworden, 1971 war sie noch eine extrem viel befahrene Straße und der Marienplatz und die Kaufingerstraße waren dies ebenfalls noch, da die Münchner Fußgängerzone erst 1972 eröffnet wurde. Aber die weithin berühmte spätbarocke Asamkirche gab es selbstverständlich bereits in der Sendlinger Straße. Darüber hinaus gab es damals noch jede Menge kleiner, Inhaber-geführter Läden in dieser Straße: mehrere Schmuckgeschäfte, ein Geschäft für Seilerwaren und Netze usw.

Ein großes Sportgeschäft hatte dort immer schon seinen Sitz und die Süddeutsche Zeitung und die Abendzeitung gab es dort ebenfalls direkt nebeneinander. Beide Zeitungen sind seit Jahren aus dieser Straße verschwunden und deswegen ist es wohl erst recht interessant, dem Autor und „Spaziergänger“ Sigi Sommer zuzuhören, wenn er auf der Dachterrasse der AZ von früher erzählt und wie das war in der Sendlinger Straße vor dem Zweiten Weltkrieg und dann unmittelbar nach dem Krieg und wie das mit seiner Karriere als Zeitungsschreiber angefangen hat und warum manchmal Dinge nur deshalb in der Zeitung stehen, weil sie halt platzmäßig genau hineinpassen.

Das Interessanteste aus heutiger Sicht sind allerdings die Menschen, die jeden Dienstag und Donnerstag ab 18.00 Uhr vor dem Verlagsgebäude der „Süddeutschen“ standen: Sie warteten auf die Mittwochs- bzw. Freitagsausgabe der Zeitung, weil darin der Mietwohnungsmarkt enthalten war. 1971 waren es an diesen Tagen jeweils Hunderte von Menschen, die eine Zeitung ergattern wollten, um dann möglichst schnell in eine Telefonzelle zu sprinten, um den Vermieter in spe zu erreichen. Handys? Gab es noch nicht. Einen Wohnungsmangel freilich sehr wohl.

Redaktion: Corbinian Lippl