BR Fernsehen - weiß blau


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weiß blau Rund um Reit im Winkl

Reit im Winkl. Das kennt man. Wozu also eine 30minütige Sendung über die Kultur dort? Vermutlich, um das, was man mehr oder weniger gut kennt, zu kennen glaubt oft nur, einmal intensiv und mit Tiefgang darzustellen – Kultur, und Menschen, die Kultur machen, in Reit im Winkl. Einem – gemessen an seinem Bekanntheitsgrad – erstaunlich überschaubarem Ort mit nicht einmal 2400 Menschen. Was in Sachen Idylle und Beschaulichkeit nicht schaden kann.

Stand: 22.03.2014 | Archiv

Wegen der Idylle und Beschaulichkeit des Ortes und der wunderbaren Natur drumherum, der frischen Luft, den Wandermöglichkeiten und sicher noch aus vielen anderen Gründen kommen jedes Jahr viele Holländer nach Reit im Winkl. Einer, der daran nicht ganz unschuldig ist, ist Ruud Wichers. Er ist ein Holländer, wie man ihn sich vorstellt: Redselig, relaxed, und wenn er Deutsch spricht, klingt das irgendwie instinktiv sympathisch. Und auch weiterhin holländisch vom Akzent her, warum auch nicht, obwohl Ruud Wichers ja längst Reit im Winkl zu seinem Lebensmittelpunkt gemacht hat. Und bei seinen Landsleuten aktiv beruflich Werbung für den Ort an der Grenze zu Österreich macht.

Apropos "Österreich". Fast wäre ja Reit im Winkl heute ein Teil der Alpenrepublik. Aber halt nur fast, denn mit einem Schelln-Unter hat der Landesherr von Bayern noch entscheiden gestochen, gegen seine Konkurrenten aus Tirol, Salzburg. Beim Wattn? Beim Schafkopf? Offenes Rätsel, egal: Reit im Winkl ist bei Bayern gelandet. Und in Reit im Winkl ist heute nicht nur mindestens ein Holländer gelandet. Auch eine US-Amerikanerin. Die heißt Suzanne Calabro. War einst Opernsängerin bis hin nach New York City. Und leitet heute den Kirchenchor von Reit im Winkl. Wo die Liebe hinfällt.

An zwei Orte gleichzeitig fällt die Liebe des Poetry Slammers "Bumillo" hin. Da ist München, heute sein Wohnort, vielfältig, kreativ. Und da ist seine Heimat Reit im Winkl, wo er gerne hinkommt, zu den alten Spezln. Eintaucht, in einen Ort, "wo irgendwie keine Zeit vergangen ist", auch wenn man länger mal nicht da war. Schön formuliert. Zeitlosigkeit strahlt auch die Kunst von Andreas Kuhnlein aus, Bildhauer aus dem benachbarten Unterwössen. Archaisch-rauh sind die Holzoberflächen seiner Skulpturen, sie strahlen eine – nun ja eben eine zeitlose – Kraft aus, die einen nicht so leicht loslässt.

Auch in der Sendung: Ein Kurzporträt von Reit im Winkl, seiner kargen Geschichte bis die Touristen kamen, und danach; Betrachtungen von Wolfgang Binder (ein Rosenheimer, kein Reit im Winkler) darüber, wie es sich anfühlen mag, in einem Touristenort zu leben, zu Stosszeiten wie den Weihnachtsferien. Und – natürlich – geben wir Hinweise darauf, warum ein kleiner Ort überregional so bekannt sein mag. Vielleicht hat es ja auch mit Rosi Mittermeier, Evi Sachenbacher, Margot und Maria Hellwig zu tun? Wäre nicht schlimm, bei allem Respekt vor der Werbeleistung von Ruud Wichers.

Last, but not least: Günter Dirnhofer, der Wirt des Alpengasthofs "Hindenburghütte". Dort in den Bergen oberhalb Reit im Winkls versammelt er regelmäßig Musikanten aus der Gegend zum "Hoagascht". Einfach nach Herzenslust Musik machen, alle zusammen, bis in die Nacht hinein. Übrigens: es gibt zwei Günter Dirnhofer, den Senior und den Junior. Wie schon eingangs geschrieben: Man muss genau hinschauen, auch und gerade bei einem bekannten Ort. Wie Reit im Winkl.


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