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ehem. Bundestagsabgeordneter, CDU Wolfgang Bosbach

Die Ampel-Regierung habe eine Mitschuld am Erfolg der AfD, meint Wolfgang Bosbach, ehemaliger Innenexperte der CDU. Die Forderungen nach einem AfD Verbot unterstützt der langjährige Bundestagsabgeordnete nicht.

Stand: 18.01.2024 10:24 Uhr

portrait | Bild: picture-alliance/dpa

Für die Landtagswahlen in Ostdeutschland im Herbst schickt die CDU ein echtes Urgestein in den Wahlkampf: Wolfgang Bosbach ist seit über 50 Jahren Parteimitglied, bis 2017 saß er für seine Partei im Deutschen Bundestag. Um der AfD als vermutlich stärkstem Gegner entgegenzutreten, forderte er eine direkte Auseinandersetzung. Ein Verbot der AfD hält er für das falsche Signal.

"Etwas Besseres kann der AfD überhaupt nicht passieren. Ein AfD-Verbotsverfahren würde die Partei Tag für Tag in den Schlagzeilen halten."

(RTL direkt, 16.01.24)

CDU-Politiker aus Überzeugung

Der gebürtige Bergisch-Gladbacher ist nicht nur einer der bekanntesten CDU-Politiker, er gilt auch als einer, der Klartext spricht. Dabei war seine politische Karriere nicht unbedingt vorgezeichnet: Zunächst absolvierte er eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann und leitete einen Supermarkt. Später holte er über den zweiten Bildungsweg das Abitur nach und studierte Jura. Gleichzeitig begann er, sich politisch zu engagieren. Mit 20 Jahren trat Bosbach in die CDU ein.

"Die Stimmung in Deutschland war damals innenpolitisch extrem angespannt. Die RAF verbreitete Terror, es gab Streit um die neue Ostpolitik, und das Misstrauensvotum gegen Willy Brandt war unter dubiosen Umständen gescheitert. Damals haben sich viele vor allem junge Menschen parteipolitisch engagiert. Für mich kam nur die CDU infrage. Ich bin dort nicht zufällig eingetreten, sondern aus voller Überzeugung, denn die CDU entsprach schon damals meinen Werten."

(bsl, 05.01.17)

Politischer Tausendsassa

Wolfgang Bosbach übte im Laufe seiner politischen Karriere viele Ämter aus. Er war unter anderem stellvertretender Landesvorsitzender der CDU Nordrhein-Westfalen, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Vorsitzender des Innenausschusses des Deutschen Bundestages.

(K)ein Rückzug aus der Politik

2017 zog er sich aus privaten und gesundheitlichen Gründen von der politischen Bühne zurück. Dies bedeutete jedoch keineswegs einen vollständigen Abschied aus der Öffentlichkeit. In Talkrunden ist seine Expertise nach wie vor gefragt. Und auch die CDU-Spitze setzt auf die Erfahrung des 71-Jährigen. Für die Wahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg soll er wertvolle Wahlkampfhilfe leisten.

"Eigentlich wollte ich ja in puncto Wahlkampf kürzertreten. Aber die Parteifreunde in den Ländern, in denen 2024 gewählt wird, haben es schwer genug, die brauchen jede Hilfe."

(Rheinische Post, 21.12.23)


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