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CSU-Ehrenvorsitzender und ehem. Bundesfinanzminister Theo Waigel

„Wir dürfen die Freien Wähler nicht länger in unserem Revier wildern lassen“. Nach der Schlappe der CSU bei der bayerischen Landtagwahl findet Theo Waigel klare Worte. Die „Schonzeit“ mit dem Koalitionspartner müsse vorbei sein.

Stand: 11.01.2024 11:43 Uhr

portrait | Bild: picture-alliance/dpa

Theo Waigel ist sich sicher: Der Umgang mit der „Flugblattaffäre“ und die Stilisierung Hubert Aiwangers zum Opfer hat die CSU bei der letzten Landtagswahl einige Prozentpunkte gekostet. Vor allem aber macht dem CSU-Ehrenvorsitzenden das Erstarken der AfD Sorgen.

"In meiner Heimat, im Landkreis Günzburg, hat die AfD mehr als 20 Prozent geholt, obwohl es den Leuten dort wirklich gut geht. Das ist schon erschütternd. Wir müssen den Menschen besser erklären, was auf dem Spiel steht. Es geht nicht um Denkzettel, sondern um den Bestand unserer Demokratie, um den Frieden, um Stabilität. Wir müssen aber auch die akuten Probleme lösen, die der Bevölkerung Sorgen machen. Allen voran das Migrationsthema."

(Augsburger Allgemeine, 10.10.23)

Aufstieg in der Politik

Wie zerbrechlich Frieden und Demokratie sind, hat Theo Waigel schon als Kind erfahren. Sein älterer Bruder fiel im 2. Weltkrieg, sein Vater war Soldat in beiden Weltkriegen. Doch diese Erfahrungen machten Theo Waigel stark. Zielstrebig arbeitete er sich nach oben. Er studierte Rechts- und Staatswissenschaften, promovierte und wurde Gerichtsassessor bei der Staatsanwaltschaft München. Danach wurde er persönlicher Referent des damaligen CSU-Finanzstaatssekretärs Anton Jaumann. Von da an ging es steil bergauf: Nach dem Tod von Franz Josef Strauß übernahm er 1988 den CSU-Vorsitz und führte die Partei zehn Jahre lang. 1989 berief ihn Helmut Kohl schließlich als Bundesfinanzminister in sein Kabinett.

Vater des Euro

Als Finanzminister erlebte er nicht nur den Fall der Berliner Mauer mit, sondern einige Jahre später auch die Einführung einer europäischen Währung. Es war im Dezember 1995, als Theo Waigel bei der Sitzung des Europäischen Rats seinen Vorschlag für den „Euro“ einbrachte. Gegen alle Skepsis und Vorbehalte setzte sich die Währung durch, und Theo Waigel wurde zum „Mister Euro“. Zwanzig Jahre nach dessen Einführung zog er eine positive Bilanz.

"In den letzten 20 Jahren war der Euro stabiler als die D-Mark 20 Jahre zuvor. Er hat eine sehr souveräne Preisstabilität erreicht."

(BR Abendschau, 30.12.21)

Sein Rat in der Finanzkrise

Mehr Stabilität und weitsichtige Konzepte wünscht sich der ehemalige deutsche Finanzminister auch von der aktuellen Bundesregierung. In der gegenwärtigen Haushaltskrise fordert er ein schlüssiges Gesamtkonzept, das alle Ressorts berücksichtigt.

"Alles muss auf den Prüfstand, jeder Minister muss in seinem Haushalt Einsparungen vornehmen. Gerade bei Subventionen gibt es Spielraum. (…) Wenn das nicht reicht, muss Finanzminister Lindner den Rasenmäher anwerfen: Bei jedem Minister wird ein Prozentbetrag eingespart."

(BILD, 24.11.23)


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