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CDU-Politiker Norbert Röttgen

Norbert Röttgen hält einen möglichen Sieg Putins in der Ukraine für eine „historische Katastrophe“. Die Weigerung des Bundeskanzlers, Taurus-Marschflugkörper zu liefern, sei daher unverantwortlich, so der CDU-Außenexperte.

Stand: 22.02.2024

portrait | Bild: picture-alliance/dpa

Norbert Röttgen gehört seit Kriegsausbruch in der Ukraine zu den eifrigsten Befürwortern der Lieferung schwerer Waffen. Der deutschen Bundesregierung wirft er Halbherzigkeit bei der Unterstützung des Landes vor.

"Ich glaube, der Kanzler und die Mehrheit der SPD verfolgen im Kern nach wie vor eine andere Russlandpolitik. Sie nehmen an, dass Russland nach dem Krieg auch wieder eine konstruktive Rolle spielen kann. Darum weigert sich der Kanzler zu sagen, dass die Ukraine gewinnen muss und weil Taurus natürlich keine Wunderwaffe, aber hochwirksam wäre, hält er sie zurück - als Signal an Russland und zum Nachteil der Ukraine. Weil es so ist, sagt er es nicht öffentlich."

(rp-online, 18.02.24)

Rasante Karriere in der CDU

Norbert Röttgen gilt bis heute als einer der profiliertesten Außenpolitiker der CDU. Noch vor dem Abitur trat er in die Partei ein. Dort engagierte er sich zunächst in der Jungen Union, wo er 1992 sogar zum Vorsitzenden des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen gewählt wurde. 1994 folgte schließlich der Einzug in den Deutschen Bundestag, dem er bis heute angehört. Von da an ging es steil bergauf: Im Oktober 2009 wurde er zum Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit ernannt. Er galt als Kronprinz von Angela Merkel und großer Hoffnungsträger der CDU.

Seine größte Niederlage

Doch 2012 folgte der Absturz und „seine persönliche Niederlage“, wie er selbst sagt. Bei der Landtagswahl 2012 in Nordrhein-Westfalen bescherte er der CDU das historisch schlechteste Ergebnis. Die Folge: Angela Merkel ließ ihn fallen. Nur wenige Tage nach der Wahlniederlage, schlug die Kanzlerin dem Bundespräsidenten Röttgens Entlassung vor.

Politisches „Stehaufmännchen“

Doch der ehrgeizige Nordrhein-Westfale ließ sich nicht entmutigen. Zwar verlor er sein Ministeramt, doch politisch kam er wieder auf die Beine. 2014 wurde Röttgen Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses, den er bis 2021 leitete. Von sich reden machte er in den vergangenen Jahren auch, als er zweimal seinen Hut für den CDU-Parteivorsitz in den Ring warf. Auch wenn ihm der CDU-Vorsitz verwehrt blieb, ist seine außenpolitische Expertise weiterhin gefragt. Einen Angriff Putins auf ein Nato-Land hält er derzeit für unwahrscheinlich.

"Putin ist ja bei allen Verwüstungen, die er anrichtet, umfassend gescheitert. Er ist weit davon entfernt, sich einen Konflikt mit der Nato leisten zu können. Das kann sich aber ändern, zum Beispiel wenn Putin sich in der Ukraine durchsetzt oder wenn Donald Trump gewählt wird und er dann als Präsident der USA die Glaubwürdigkeit der Nato von innen aushöhlt."

(rp-online, 18.02.24)


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