BR Fernsehen - Sonntags-Stammtisch


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Schauspielerin Jutta Speidel

„Als Schauspielerin mache ich dann Schluss, wenn ich die Nase voll habe.“ Seit über 50 Jahren zählt Jutta Speidel zu den beliebtesten deutschen Schauspielerinnen.

Stand: 22.04.2024

portrait | Bild: picture-alliance/dpa

Schon als Kind, als sie sich zu Hause mit Theaterkostümen verkleidete, wusste Jutta Speidel, dass sie einmal Schauspielerin werden wollte. Mit 15 Jahren wurde sie als Komparsin neben Jungstar Hansi Kraus im Erfolgsfilm „Die Lümmel von der ersten Bank - Pepe, der Paukerschreck“ entdeckt.

"Ich hab wahnsinnig viel Wert darauf gelegt, dass ich mich hinter den Hansi Kraus setze, weil in den war ich ein bisschen verknallt. Und außerdem dachte ich mir, wenn ich mich hinter den setze, dann bin ich immer im Bild."

(Lebenslinien,26.07.21)

Vielseitige Schauspielerin

Nach diesem ersten Erfolg absolvierte die Münchnerin eine Schauspiel- und Gesangsausbildung. Der internationale Durchbruch gelang ihr 1979 mit dem Kinofilm „Fleisch“. In dem Thriller um eine illegale Organhändler-Mafia überzeugte Jutta Speidel die Kritiker im In- und Ausland. Das Publikum liebt sie aber bis heute für ihre Haupt- und Nebenrollen in Familien- und Vorabendserien wie „Rivalen der Rennbahn“ oder „Forsthaus Falkenau“. Ihre bekannteste Rolle war die der Schwester Lotte in der ARD-Serie „Um Himmels Willen“ an der Seite von Fritz Wepper. Für ihre Darstellung wurde sie mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet.

Engel für Bedürftige

Im wirklichen Leben ist sie zwar keine Nonne, aber für viele ein Engel: Seit fast 27 Jahren hilft Jutta Speidel obdachlosen Frauen und Kindern mit ihrem Verein „Horizont“. Die Idee zur Initiative kam Speidel, als sie in einer Obdachlosenzeitschrift vom Schicksal wohnungsloser Kinder in ihrer Heimatstadt München las. Der Verein bietet in zwei Häusern sicheren Wohnraum, verknüpft mit umfassender Beratung, Betreuung und Förderung. Ein drittes Haus wird derzeit gebaut. Für ihr soziales Engagement wurde die Münchner Ehrenbürgerin vor drei Jahren mit der bayerischen Verfassungsmedaille in Gold ausgezeichnet. All diese Ehren sind für sie Ansporn weiterzukämpfen. Noch heute erinnert sie sich an die schwierige Anfangszeit der Initiative.

"Ich weiß noch, wie ich im Münchner Sozialreferat saß und man vehement versucht hat, mir die Idee auszureden, indem mir gesagt wurde: ‚Frau Speidel, Sie sind Schauspielerin, kümmern Sie sich mal da drum und nicht um Dinge, die Sie nicht kennen.‘ Da dachte ich mir: Diese Hochnäsigkeit, die ihr habt! Ich zeig es euch!"

(Apotheken-Umschau, 10.11.23)

Mit 70 hat man noch Träume

Und obwohl Jutta Speidel Ende März ihren 70. Geburtstag feierte, hat sie immer noch einen vollen Terminkalender und viele Pläne. Gerade hat sie ihren ersten Roman mit dem Titel „Amaryllis“ veröffentlicht. Darin träumt die Hauptfigur Valerie davon, als große Artistin und weiblicher Clown in der männerdominierten Zirkuswelt berühmt zu werden.

"Ich bin einfach darauf gestoßen, weil ich mich immer schon mit Clowns beschäftigt habe und einfach auch eine wahnsinnige Affinität dazu habe, dass es eigentlich gar keine guten, berühmten Clowninnen gibt. Also gute gibt es schon, aber keine weltweit berühmten, sondern es sind immer Männer."

(swr.de, 25.03.24)


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