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Manager und ehem. VW-Chef Herbert Diess

Egal ob beim Kitesurfen, Motorradfahren oder als Top-Manager: Herbert Diess gibt stets Vollgas. Vier Jahre lang stand er an der Spitze von Europas größtem Autokonzern und polarisierte dabei wie kaum ein anderer.

Stand: 18.07.2023

portrait | Bild: picture-alliance/dpa

Herbert Diess hatte eine Vision. Er wollte Volkswagen mit Elektroautos an die Spitze bringen und Konkurrenten wie Tesla hinter sich lassen. Das brachte ihm den Spitznamen „Mr. Elektrik“ ein. Es ging ihm aber nicht um ein Prestigeobjekt, sondern um einen sichtbaren Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel.

"Die CO2-Reduzierung ist möglich, ohne dass wir unseren Lebensstandard aufgeben. Wir fliegen weiter in den Urlaub – vielleicht etwas teurer. (…) Und wir sind mobil – mit CO2-freien Autos und Flugzeugen mit synthetischen Kraftstoffen."

(elektroauto-news.net, 17.09.21)

Leidenschaft für Fahrzeuge

Schon sehr früh begeistert sich Herbert Diess für Autos. Angefangen hat alles zu Kindergartenzeiten mit einer kleinen Schachtel Matchbox-Autos. Seine Großeltern hatten einen Bauernhof, wo er sich schon früh im Traktor- und Motorradfahren üben konnte.

Die Faszination für Fahrzeuge aller Art ließ ihn auch später nicht los: Herbert Diess studierte Fahrzeugtechnik und Maschinenbau. Danach promovierte 1987 beim späteren BMW-Vorstandsvorsitzenden Joachim Milberg auf dem Gebiet der Fertigungstechnik.

Karriere in der Automobilbranche

Auf die Promotion folgte eine beindruckende Karriere in der Industrie: Er begann beim Stuttgarter Automobilzulieferer Bosch,1996 wechselte er zu BMW. Als Leiter der Werke Birmingham und Oxford verbrachte er mehrere Jahre in Großbritannien. 2003 wurde er Leiter der Motorradsparte. Vier Jahre später stieg er in den Vorstand auf, wo er zunächst für den Einkauf und das Lieferantennetzwerk zuständig war. In dieser Funktion erzielte er Einsparungen in Milliardenhöhe. 2012 übernahm er die Leitung der Forschung und Entwicklung, bevor er im Mai 2015 zu Volkswagen wechselte.

Knallharter Sanierer

Seine Anfangszeit bei VW war geprägt vom Dieselskandal, wegen dem auch Konzernchef Martin Winterkorn zurücktreten musste. 2018 wurde Diess schließlich Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG und Aufsichtsratsvorsitzender von Škoda Auto, Seat und Audi. In den folgenden Jahren musste Diess die ungeliebte Rolle des harten Sanierers übernehmen und den notorisch renditeschwachen Konzern auf Profit trimmen. In atemberaubendem Tempo verordnete Diess VW einen weltweiten Strategiewechsel und ordnete die Marken neu.

Neustart bei Infineon

Doch er hatte die Rechnung ohne den mächtigen VW-Betriebsrat mit seinem Vorsitzenden Bernd Osterloh gemacht. Ein jahrelanger Machtkampf tobte. 2022 trat Herbert Diess schließlich als Vorstandsvorsitzender des deutschen Autoriesen zurück. Seit Anfang dieses Jahrs ist er Aufsichtsratsvorsitzender des Chipherstellers Infineon. Der Konzern dürfte von seinem Know-how profitieren, schließlich macht die Autosparte rund die Hälfte des Umsatzes aus - zu den Großkunden gehören VW und Tesla.


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