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Brigadegeneral a.D. Erich Vad

Er war Angela Merkels wichtigster militärischer Berater und einer der ersten, die vor der Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine warnte. Bis heute kritisiert er die deutsche Ukraine-Politik als zu kurzsichtig.

Stand: 15.03.2024

portrait | Bild: picture-alliance/dpa

Das „Nein“ von Bundeskanzler Olaf Scholz zur Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine hält Erich Vad für die richtige Entscheidung.

"Mit dem Taurus kann man den Kreml und damit den russischen Regierungssitz zerstören. (…) Aus deutscher Sicht wäre eine kurzfristige Taurus-Lieferung und die damit verbundene Bereitstellung von Soldaten, die das Waffensystem bedienen können, eine klare Kriegsbeteiligung."

(rnd, 04.03.24)

Von der viel diskutierten Rolle von Taurus als „Gamechanger“ hält er nichts.

"Weder Kampfpanzer, Taurus-Raketen noch die geforderten F-16-Kampfflugzeuge können Wunderwaffen sein und die militärische Gesamtlage zugunsten der Ukraine verändern."

(Berliner Zeitung,15.02.24)

Karriere beim Militär

Bereits nach dem Abitur entschied sich der gebürtige Arnsberger für eine militärische Laufbahn und trat als Offiziersanwärter in die Bundeswehr ein. Parallel dazu studierte er Geschichte und promovierte 1986 über den Militärtheoretiker Carl von Clausewitz. Weitere Stationen seiner militärischen Laufbahn waren das US-Kampftruppenzentrum in Fort Knox und das NATO-Hauptquartier in Brüssel.

Angela Merkels Mann fürs Strategische

Zurück in Deutschland wurde Erich Vad Referent im Verteidigungsministerium und im Auswärtigen Amt, bevor er 2001 als verteidigungspolitischer Berater der CDU/CSU-Bundestagsfraktion seine spätere Chefin Angela Merkel kennenlernte. Ob es um die Tornados in Afghanistan, die Absicherung der Wahlen im Kongo oder die politische Vorbereitung des Libanon-Einsatzes ging, Erich Vad war als militärischer Berater Angela Merkels Mann im Hintergrund. Ihre ruhige und besonnene Art schätzt er bis heute.

Einschätzung des Ukraine-Kriegs

Nachdem der Brigadegeneral 2013 in den Ruhestand verabschiedet wurde, schlug er einen neuen Weg ein. Seit 2015 ist er Unternehmensberater und lehrt an verschiedenen Universitäten im In- und Ausland. Seine militärische Expertise ist nach wie vor gefragt. Im vergangenen Jahr wurde er in den Medien stark kritisiert, weil er den Kriegsverlauf zunächst falsch eingeschätzt und sich für Friedensverhandlungen mit der Ukraine und Russland eingesetzt hatte. Auch ein Jahr später ist er nicht vom Erfolg der ukrainischen Armee überzeugt.

"Zuerst wurde im vergangenen Jahr eine Frühjahrsoffensive publizistisch heraufbeschworen. Nachdem diese Fata Morgana verpufft war, sollte es eine Frühsommeroffensive werden, und so weiter. Ich habe keine erfolgreiche ukrainische Militäroffensive wahrgenommen. Es gab vereinzelte Vorstöße, die an keiner Stelle die russische Verteidigung durchstoßen konnten und sich nachhaltig auf das Kriegsgeschehen auswirkten."

(Berliner Zeitung,15.02.24)


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