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FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai

„Die Iran-Strategie der letzten Jahre war naiv.“ Der Angriff auf Israel ist für den gebürtigen Teheraner die Folge einer falschen europäischen Iran-Politik. Es sei ein Fehler gewesen, sich nur auf das Atomabkommen zu konzentrieren.

Stand: 18.04.2024

portrait | Bild: picture-alliance/dpa

Als Bijan Djir-Sarai vor 47 Jahren in Teheran geboren wurde, war die Welt für seine Familie noch in Ordnung. Gemeinsam mit seiner Schwester wuchs er behütet im Herzen der iranischen Hauptstadt auf. Doch schon 1979 beendete die so genannte „Islamische Revolution“ das sorglose Leben, wenig später brach der erste Golfkrieg mit dem Irak aus. Seine Eltern entschlossen sich deshalb zu einem drastischen Schritt: Sie schickten ihren Sohn im Alter von elf Jahren zu seinem Onkel und dessen Frau nach Deutschland. Der Vater wollte verhindern, dass sein Sohn eines Tages zu den Waffen gerufen wird. Die schrecklichen Erlebnisse im Iran prägen Bijan Djir-Sarai bis heute.

"Was wir als Kinder im Iran erlebt haben, wird uns nie mehr loslassen."

(Zeit, 22.11.22)

Gelungene Integration in Nordrhein-Westfalen

Der Onkel, ein Tierarzt im nordrhein-westfälischen Grevenbroich, tat alles, um dem jungen Bijan eine möglichst sorgenfreie Jugend zu ermöglichen. Er schickte seinen Neffen trotz geringer Deutschkenntnisse aufs Gymnasium. Die Integration gelang: Bijan lernte Deutsch und spielte mit den Nachbarskindern Fußball. Er nahm die deutsche Staatsbürgerschaft an und studierte nach dem Abitur Betriebswirtschaftslehre an der Universität Köln.

Karriere bei den Liberalen

Bijan Djir-Sarai begann seine politische Laufbahn 1995 bei den Jungen Liberalen und wurde bereits zehn Jahre später zum Vorsitzenden der FDP im Rhein-Kreis gewählt. 2009 zog er in den Deutschen Bundestag ein. Beobachter sagten ihm schon damals eine große Karriere voraus. Dennoch musste er sich 2013 vorübergehend neu orientieren, als die FDP erstmals aus dem Bundestag flog. Er arbeitete beim kommunalen IT-Dienstleister ITK Rheinland im Neusser Hammfeld und wurde später zum hauptamtlichen Dezernenten für Informationstechnologie in der Kreisverwaltung Neuss gewählt.

Mission: FDP-Generalsekretär

2017 dann der Neustart für ihn im Bundestag. In seiner zweiten Legislaturperiode wurde er außenpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion und Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen. Ende 2022 folgte schließlich sein bisher größter Karriereschritt: Er wurde von Parteichef Christian Lindner zunächst zum kommissarischen Generalsekretär der FDP ernannt und im darauffolgenden April per Wahl im Amt bestätigt. Sein Versprechen damals:

"Ich werde niemals, niemals, niemals ein zusätzlicher Regierungssprecher sein. Meine Mission lautet FDP."

(tagesschau.de, 24.04.22)

Flirt mit der Union

Seine wichtigste Mission: Dass die Partei auch bei der nächsten Bundestagswahl den Wiedereinzug schafft. Während die Risse in der Ampelregierung kaum zu kitten scheinen, flirtete der FDP-Generalsekretär im Februar offen mit der Union.

"Ich bin fest davon überzeugt, dass eine bürgerliche Koalition aus CDU, CSU und FDP, in der Lage wäre, die Probleme des Landes nicht nur gemeinsam richtig zu analysieren, sondern tatsächlich auch gemeinsam Lösungen zu finden. In gemeinsamen Sitzungen mit Vertretern von CDU und CSU müsste ich nicht jedes Mal die Grundlagen der sozialen Marktwirtschaft erklären."

(BILD, 18.02.24)


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