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Journalistin Anna Clauß

Seit mehr als zehn Jahren schreibt sie für den hanseatischen „Spiegel“. Dennoch sagt Anna Clauß: „Im Süden schlägt mein Herz schneller.“ Da trifft es sich gut, dass ihr Lebens- und Arbeitsmittelpunkt München ist.

Stand: 06.07.2023

portrait | Bild: Julia Rebecca Rotter

Nach dem Abitur verschlug es die gebürtige Tübingerin zunächst nach Niederbayern. In Passau studierte sie Kulturwissenschaften und stellte ihre Wortgewandtheit bei Poetry Slams im Scharfrichterhaus unter Beweis. Nach einem Zwischenstopp in der Werbebranche holte sie sich den letzten Schliff an der Deutschen Journalistenschule.

Meinungsstarke Journalistin

Nach Stationen bei der „Süddeutschen Zeitung“ und dem „Bayerischen Rundfunk“ ist „Der Spiegel“ seit zwölf Jahren ihre journalistische Heimat. Zunächst als Redakteurin und Bayern-Korrespondentin, seit 2021 als Leiterin des Ressorts „Meinung und Debatte“.

Die „andere“ Söder Biographie

Unbequeme Meinungen auszusprechen ist ihre Spezialität. In „Söder – die andere Biographie“ porträtierte sie den bayerischen Ministerpräsidenten, den sie über viele Jahre in den verschiedensten Situationen traf - bei Parteiveranstaltungen oder in Äthiopien. Ihr Urteil über den bayerischen Landesvater fiel wenig schmeichelhaft aus.

"Söder ist ein Klassenstreber, der sich besonders dann über die Eins im Zeugnis freut, wenn die anderen nur Dreien haben."

(aus: „Söder – die andere Biographie“)

Bei aller kritischen Beobachtung bescheinigt sie ihm aber ein großes Talent.

"Wenn Markus Söder eine Zauberkraft besitzt, dann die, ein voll besetztes bayerisches Bierzelt in eine Steinzeithöhle zu verwandeln. In deren Mitte ein warmes Lagerfeuer lodert, an dem die Ureinwohner enger zusammenrücken. Söder ist ein fulminanter Festzeltredner."

(aus: „Söder – die andere Biographie“)

Aus dem wirklichen Leben

So wichtig ihr im Beruf die Distanz ist, so persönlich wird die 42-Jährige, wenn es um ihre Familie geht. Eine besondere Rolle spielt dabei ihr achtjähriger Sohn, für den sie „die beste Freundin des Königs von Deutschland“ ist. In ihrer „Elternkolumne“ greift sie auch ernste Themen auf. So ging es in ihrem aktuellen Beitrag darum, wie man seinem Kind den Holocaust vermittelt. Dabei zog sie auch Parallelen zu ihrem eigenen Leben.

"Früher, als ich selbst in etwa so alt war wie unser Junge jetzt, stellte sich die Frage nach dem richtigen Augenblick nicht. Damals, Mitte der Achtzigerjahre, gab es für uns Kinder noch einen Alltag mit Zeitzeugen aus der NS-Zeit. Mein Opa Walter zum Beispiel, der im Zweiten Weltkrieg unter anderem als Minenentschärfer an der französischen Front eingesetzt war. (…) Den perfekten Moment für ein Gespräch über den Holocaust gibt es vermutlich nicht. Vielleicht ist das die pädagogisch wichtigste Lektion, die man als Eltern beachten sollte."

(Spiegel, 02.03.23)


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