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Mahnung oder Heldenkult? Kriegerdenkmäler in Bayern

Seit dem deutsch-französischen Krieg 1870 wurden unzählige Kriegerdenkmäler in Bayern errichtet. Die Konzeption der Monumente wirft oft ein helles Licht auf den Zeitgeist: Von Trauerarbeit über Verklärung und Heldenkult bis zur Vorbereitung der Revanche. Von Christian Stücken

Von: Christian Stücken

Stand: 13.11.2016 | Archiv

An manchen Orten sind sie unerwünscht, an anderen werden sie verehrt: Kriegerdenkmäler. In fast jedem Dorf steht irgendwo ein solches Denkmal, wie ein Relikt aus ferner Zeit. Während der Napoleonischen Befreiungskriege vor rund 200 Jahren wurden die ersten Kriegerdenkmäler aufgestellt. Später, durch den Ersten Weltkrieg, mutierten sie plötzlich zur Massenware. Per Katalog konnten die Gemeinden bestellen - und das taten sie. Fast jedes Dorf wollte damals so ein Denkmal.

Die Gräber der Gefallenen waren unerreichbar weit weg

Kriegerdenkmal Zorneding | Bild: BR

Kriegerdenkmal in Ebersberg

In Ebersberg errichtete man 1922 ein erstes Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. 84 Ebersberger Soldaten waren aus dem Krieg nicht mehr zurückgekommen. Und die Gräber der Soldaten lagen - für Angehörige unerreichbar - irgendwo am Rande der Schlachtfelder. Für den Kreisheimatpfleger Markus Krammer hatten Kriegerdenkmäler damit eine wichtige Funktion. Er hat viele Schicksale nachrecherchiert und bewahrt so auch die Details vor dem Vergessen.

"Jeder Mensch, der einen Gefallenen zu beklagen hatte, hat natürlich letztlich auch einen Ort gebraucht, einen Ort der Trauer, wo er des Gefallenen gedenken konnte."

Markus Krammer, Kreisheimatpfleger Ebersberg

Vom Glanz siegreicher Kriege blieb nach dem ersten Weltkrieg nichts mehr übrig - stattdessen politische Wirren und als ungerecht empfundene Reparationszahlungen.

Statt Trauer und Erinnerung: Vorbereitung zur Revanche

Nach dem 1. Weltkrieg wurde neben der Trauer auch die Opferbereitschaft der Soldaten in den Vordergrund gestellt.

In dieser Stimmung änderte sich der Charakter der Denkmäler: Der Krieg wurde zur Bewährungsprobe. Und neben der Trauer wurde die Opferbereitschaft der Soldaten in den Vordergrund gestellt. Ihr Tod soll nicht umsonst gewesen sein, heißt es oft. Plötzlich sollten die Denkmäler nicht nur die Erinnerung wachhalten, sondern Vorbereitung sein - in Stein gemeißelte Entschlossenheit. Die Revanche sollte kommen und dann sollte der Sieg auf deutscher Seite sein! Das war die Aussage vieler Kriegerdenkmäler.

Die Erinnerung lebendig halten mit der Heldenallee

Doch das war nicht überall so! Dass Erinnerung an die Gefallenen auch anders gehen kann, zeigt in Ebersberg ein sehr lebendiges Kriegerdenkmal: die sogenannte Heldenallee. Von 1929 bis 1937 wurde dort für jeden einzelnen Gestorbenen ein eigener Baum gepflanzt.

"Jeder hat sich also identifizieren können mit dem Baum, mit seinem Angehörigen und mit der entsprechenden Beschilderung."

Markus Krammer, Kreisheimatpfleger Ebersberg

Die sogenannte Heldenallee in Erbersberg

Inzwischen sind die Linden groß und prächtig, bilden eine herrliche Allee, die ins Dorf hinunter wächst und zum Aussichtsturm auf der Ludwigshöhe empor strebt. Und manch einer kommt noch heute auf einem Spaziergang an dem Baum seines gefallenen Angehörigen vorbei, liest die darauf angebrachte Tafel und erinnert sich. So ist die Heldenallee in Erbersberg heute ein Denkmal und Mahnmal zugleich. Und das sind die anderen Kriegerdenkmäler auch - nicht nur am Volkstrauertag.

Wie wir der Gefallenen gedenken


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