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Volker Schlöndorff Mehr als Licht, Schatten und Bewegung

Die "Die Blechtrommel" brachte ihm vor mehr als 30 Jahren den Oscar und die Goldene Palme ein. Seitdem ist Volker Schlöndorff einer der international erfolgreichsten deutschen Filmemacher. Auf der Berlinale zeigt er "Das Meer am Morgen".

Von: Claudia Sessner

Stand: 08.02.2012 | Archiv

Mit der Kinoadaption des Günter-Grass-Romans "Die Blechtrommel" feierte Volker Schlöndorff einen unvergessenen Triumph. 1979 gewann er mit dem Film die Goldene Palme in Cannes. Ein Jahr später erhielt er für sein Meisterwerk die höchste Auszeichnung, die die internationale Filmbranche zu vergeben hat, den Oscar.

Schüler der Nouvelle Vague

Geboren wurde Volker Schlöndorff am 31. März 1939 in Wiesbaden als Sohn eines Arztes. 1956 besuchte er ein Jesuiteninternat in der Bretagne, nach dem Baccalaurèat studierte er in Paris Politische Wissenschaften. Von 1960 an arbeitete er als Volontär und Assistent mit den damals jungen, später weltberühmten Regisseuren der Nouvelle Vague Louis Malle, Jean-Pierre Melville und Alain Resnais zusammen. Zu Schlöndorffs Wegbegleitern gehören auch Fritz Lang, Billy Wilder, Brigitte Bardot, Alain Delon, Arthur Miller, Heinrich Böll, Günter Grass oder Max Frisch.

Ein Freund von Literaturverfilmungen

Eine erste, eindrucksvolle Probe seines Könnens als Filmemacher gab Schlöndorff 1966 mit "Der junge Törless" nach der literarischen Vorlage von Robert Musil, für den er in Cannes den Preis der internationalen Filmkritik erhielt. Schon in seinem ersten Film zeigte sich ein Grundthema, das Schlöndorff in fast allen seinen Arbeiten beschäftigt: Das Individuum in der Verantwortung für sein (Nicht-)Handeln und für die Gesellschaft.

Eine weitere Vorliebe des Regisseurs wurde ebenfalls bereits in "Der junge Törless" deutlich, sein Faible für Literaturverfilmungen. 1975 inszenierte Schlöndorff mit seiner damaligen Ehefrau Margarethe von Trotta den Publikumserfolg "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" nach der literarischen Vorlage von Heinrich Böll. Vier Jahre später folgte sein Meisterwerk, die Leinwandfassung des berühmten Günter-Grass-Romans "Die Blechtrommel". Weitere Beispiele für seine Literaturadaptionen sind "Tod eines Handlungsreisenden" (1986) mit Dustin Hoffman, "Homo Faber" (1991) oder "Der Unhold" (1996) mit John Malkovich.

Kunst statt Kommerz

Schlöndorffs Kinoprojekte der vergangenen Jahre, darunter "Der neunte Tag" (2004) oder "Straijk - Die Heldin von Danzig" (2006), waren kommerziell wenig erfolgreich, künstlerisch dafür aber umso mehr: Die Produktionen wurden mit dem Bayerischen Filmpreis oder der Friedenspreis des Deutschen Films ausgezeichnet.

2008 musste er nach mehrjähriger Vorbereitung die Verfilmung des Bestsellers "Die Päpstin" an seinen Kollegen Sönke Wortmann abgeben. Doch dieses Debakel hatte auch sein Gutes: Schlöndorff fand nun Zeit seine bereits lange geplanten Memoiren "Licht, Schatten und Bewegung - Mein Leben und meine Filme" zu schreiben.

Auf der 62. Berlinale zeigt Schlöndorff seinen neuesten Film, die BR-Koproduktion "Das Meer am Morgen". Das Drama rekonstruiert minutiös eine Vergeltungsaktion der deutschen Besatzer in Frankreich: Als junge kommunistische Widerstandskämpfer einen Offizier der Wehrmacht erschießen, fordern die Nazis den Tod von 150 Franzosen.

Filmografie (Auswahl)

1965 Der junge Törless
1969 Michael Kohlhaas, der Rebell
1975 Die verlorene Ehre der Katharina Blum
1976 Fangschuss
1977 Deutschland im Herbst
1979 Die Blechtrommel
1983 Krieg und Frieden
1985 Tod eines Handlungsreisenden
1991 Homo Faber
1992 Billy Wilder, wie haben Sie's gemacht?
1995 Der Unhold
1998 Palmetto
2000 Die Stille nach dem Schuss
2004 Der neunte Tag


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