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Geschichten aus der Oberpfalz Im Norden

Nebelverhangene Auen, melancholische Gewässer und ruhige Gemüter unterwegs in der nördlichen Oberpfalz entdecken wir weltoffene Aktionen, kreative Köpfe und fröhliche Sängerinnen.

Von: Dr. Michael Zehetmair

Stand: 25.07.2017 | Archiv

Unsere Reise durch die nördliche Oberpfalz beginnt in Weiden. Hier ist das Stadtbild von Jugendstilbauten geprägt. Nirgends außerhalb Münchens sind solch Häuserfassaden in dieser Vielzahl vorzufinden. Der Stil des Übergangs vom 19. auf das 20. Jahrhundert ist auch in der Kirche Sankt Joseph wieder zu finden. Das sehenswerte Ikonografische Programm des Gotteshauses zeigt Episoden des Alten Testamentes über die Apokalypse zum Neuen Testament.

Doch  Weiden ist auch in der Moderne angekommen. Mit dem Slogan „Weiden ist bunt.“ wirbt die Stadt für das friedliche Zusammenleben von unterschiedlichen Kulturen und Religionen und setzt damit ein klares Zeichen gegen Rechts. In dem Bündnis engagieren sich Vereine, Gewerkschaften und auch die Stadtpolitik. Zur Arbeit gehören unter anderem Aktivitäten wie der Firmenlauf oder die Aktion „Gesicht zeigen“. Relativ neu sind der Integrationsbeirat und der Arbeitskreis Asyl, auch sie verpflichten sich dem buntem Miteinander in der Stadt.

Eine solche Offenheit zeigt sich auch im Gymnasium Neustadt an der Waldnaab. Hier spielt die einzige Klezmer Schulband Deutschlands jüdisch und arabisch geprägte Musik.

Kulinarische gibt es fast vergesse Rezepte im neuen Gewand im „Bräuwirt“ in Weiden zu verköstigen. Was beim Bierbrauen Restprodukte aus Malz sind, wird vom Bäcker zu „Treberbrot“ verarbeitet. Herbert Schmidt bereitet daraus eine süße Köstlichkeit.

Weiter geht es in den Landkreis Tirschenreuth. Dieser mutet landschaftlich, mit einer Vielzahl von Teichen, fast etwas skandinavisch an. Die Fischzucht hat hier in der „Tirschenreuther Teichpfanne“ Tradition. Bereits die früher ansässigen Zisterzienser bewirtschafteten sie, da ihnen der Verzehr von Fleisch untersagt war.

In der Ortschaft Bärnau findet man einen bekannten Knopfproduzenten. „dill – world of buttons“ hat es bis nach Amerika geschafft. In der Heimat ist neben den Produktionsstätten auch ein Museum ansässig. Hier kann man die Kulturgeschichte des Knopfes nachverfolgen.

Trotz der schönen Gegend, die nördliche Oberpfalz hat mit einem Bevölkerungsrückgang zu kämpfen. Darum gibt es vielerorts günstiges Bauland zu erstehen. In Kemnath beispielsweise wird ein Neubaugebiet erschlossen, hier kostet der Quadratmeter lediglich sechs Euro. Das kann dann doch junge Familien locken, die dies und die vorhandene Infrastruktur zu schätzen wissen.

In Neustadt an der Waldnaab treffen wir bei fröhlichem Gesang die „Zupfer-Moidln“ an. Seit mehr als einem halben Jahrhundert machen die Damen bereits Oberpfälzer Volksmusik. Da konnten sie natürlich auch schon Rundfunk Erfahrungen sammeln. Früher waren sie als Familie mit ihrem frechen und traditionellen Liederschatz unterwegs. Nachdem die Eltern verstarben singen die Schwestern nun gerne alte Lieder aus dem Fundus des Vaters und führen das Erbe fort.

Granitbauten

Im Ortsbild von Floss sind viele Granitbauten zu finden. Heute der hohen Kosten wegen unvorstellbar, wurde früher dieser jedoch aus rein pragmatischen Gründen in der Gegend verbaut. Es gibt einfach viel davon um Floss und Flossenbürg herum.

Generell sind in der nördlichen Oberpfalz viele sehenswerte alte Bauten zu betrachten. Neu restauriert werden sie nun auch wieder genutzt. So in Neustadt an der Waldnaab das „Haus am Fluss“, welches den Kunst- und Kulturverein beherbergt, oder das Schloss der Fürsten Lobkowicz, in welchem nun das Landratsamt untergebracht ist. 

Auch wenn der Norden der Oberpfalz derzeit mit einem demographischen Wandel zu kämpfen hat. Die Gegend präsentiert sich modern und offen und wahrt zugleich schützenswerte Kulturgüter. Und nicht zuletzt ist die Landschaft einen Besuch wert.


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