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Österreich Moderne Kunst zum Apres-Ski

Die Arlbergregion – berühmt für ihre imposante Bergkulisse und rasanten Abfahrten. Wer im Winter hierher kommt, will Ski fahren oder seine schicke Skikleidung herzeigen oder beides.

Von: Antje Drinnenberg

Stand: 24.01.2016 | Archiv

Florian Werner mit einem Architekturmodell | Bild: BR

Arlberg gilt als das mondänste und luxuriöseste Skigebiet Europas. Aus aller Welt kommen Urlauber hierher, vor allem wegen der Schneesicherheit, aber auch um die eine oder andere Berühmtheit auf der Piste zu treffen.

"William und Kate auf der Piste zu treffen, das wäre ein Highlight! Dann machen wir ein Bild mit denen. Ein Selfie!"

Ein Tourist

Edi Haueis

Bekannt in aller Welt wurde der Arlberg unter anderem durch Filme wie "Der weiße Rausch" mit Leni Riefenstahl und Hannes Schneider, dem Gründer der Skischule Arlberg, der ersten Österreichs. Der Film löste einen Boom aus, der in den 60er Jahren dann seinen Höhepunkt erreichte. Edi Haueis war damals einer der angesagtesten Skilehrer und ist es mit seinen 82 Jahren heute noch: Zu Hause am Arlberg gab er Königen und Prinzessinnen Skiunterricht.

Und hier, in dem 27-Einwohner-Dorf, fing alles an: St. Christoph. Mitten im Ort steht das traditionsreiche Arlberg Hospiz-Hotel, ein Grandhotel. Einst war das Haus eine kleine Schutzhütte in einem unerschlossenen Gebiet. Später als Berggasthaus diente es den Pionieren des Skifahrens als Anlaufstation: In dieser Stube wurde 1903 der Skiclub Arlberg gegründet, der erste Österreichs und einer der ältesten der Welt. Nur wenige Vereine haben so viele Olympiasieger und Weltmeister hervorgebracht.

Auch Adi Werner, der Senior-Chef des Hotels und ein weltweit anerkannter Weinsammler, hat von der Popularität des Ortes profitiert. Später, ab den 70er Jahren, kamen dann auch Königs- und Fürstenfamilien zum Arlberg. Sie nächtigten dann bei Adi Werner im Hotel; für den damals jungen Hotelier eine goldene und aufregende Zeit.

St. Christoph

Das Hospiz verdankt seinen Namen einer wundersamen Geschichte: Der Sage nach wurde das Haus im 14. Jahrhundert von Heinrich dem Findelkind als Schutzhütte für Reisende gebaut. Viele, die über den Arlbergpass wollten, fanden hier im Schnee den Tod. Erst mit der Schutzhütte wurde der von Wetterkapriolen heimgesuchte Pass zur passierbaren Reiseroute. Findelkind gründete hier die Bruderschaft St. Christoph und sammelte im Adel Gelder für seine Rettungsmissionen. So ähnlich wie Adi Werner, der heute der Bruderschaft als Meister vorsteht. Werner und seine Familie zelebrieren diese Tradition seit über 50 Jahren, jeden Donnerstag, ehrenamtlich und mit viel Humor: Ein echtes Event für royale und normale Gäste.

Doch auch St. Christoph wird, wie viele andere Orte in den Alpen, von einer unsichtbaren, schleichenden Veränderung bedroht: Die Gäste sind dank Internet immer bestens über das Wetter informiert und buchen immer flexibler – bleibt der Schnee aus, dann bleiben auch sie weg. Zudem hat sich die Ankunft des Winters um einen Monat nach hinten verschoben und die Saison dauert nur noch vier anstatt fünf Monate. Mancherorts wird dieser Umstand mit hilflosen Maßnahmen bekämpft.

Florian Werner

Doch Florian Werner, der jetzige Chef des Hospizhotels, will sich unabhängig vom Schnee machen. Direkt neben sein Hotel baut er unterirdisch auf einer Fläche von 700 Quadratmetern eine Konzerthalle und ein Museum. Ein gigantisches und modernes Projekt für den kleinen Ort, mit seiner langen Geschichte. Doch Werner steht, wie eine ganze, junge Hoteliersgeneration mit ihm, vor einer schwierigen Aufgabe: Das, was die Eltern geschaffen haben, in ein neues, verändertes Zeitalter zu übertragen.

Um auch in Zukunft als Hotel dieser Größe wirtschaftlich zu sein, will er das Haus vom Wintersportluxushotel in einen Ganzjahresbetrieb umwandeln. Seine große Leidenschaft, die moderne Kunst, ist schon jetzt überall im Hotel präsent. 130 Künstler hat er in den letzten Jahren hierher eingeladen, damit sie vor Ort an ihren Objekten arbeiten können. So versucht Werner den bisherigen Ski-Tourismus um den Aspekt Kunst zu erweitern.

Florian Werner hat nicht nur das Glück mit dem Kunstbau seinen Lebenstraum verwirklichen zu können, sondern auch die finanziellen Mittel, es in dieser Größenordnung zu tun.

Doch auch anderswo sind die Hoteliers gezwungen, sich neue Konzepte zu überlegen. Orte als reine Skidestinationen zu vermarkten, wie hier in der Vergangenheit am Arlberg geschehen, wird im Zuge von veränderten Reisegewohnheiten und globalen Klimaschwankungen womöglich nicht mehr ausreichend sein.


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