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Island Tauchen in Vulkanspalten

Wir sind mit dem Berufstaucher Erlendur Bogason unterwegs, dem Einzigen hier oben im Nordosten von Island.

Von: Thomas Mauch

Stand: 03.05.2015 | Archiv

Ein Taucher | Bild: BR

Die Tauchplätze, die Erlendur uns zeigen will, liegen nur knapp unterhalb des Polarkreises. Zwei wirklich einzigartige Gewässer, verspricht er uns - entstanden durch vulkanische Aktivität.

Die halbstündige Bergtour bis zum Tauchplatz, in voller Montur und mit kompletter Kameraausrüstung hat uns der Isländer vorsichtshalber verschwiegen.

Erlendur Bogason

Diesen zunächst unscheinbaren, schmalen Wassergraben hat er erst vor ein paar Jahren durch Zufall entdeckt.

"Dieser Riss hier ist durch vulkanische Aktivität und durch Erdbeben entstanden. Ich bin gerade von einem Kontinent zum anderen gesprungen. Auf der einen Seite ist die nordamerikanische Kontinentalplatte, auf der anderen Seite ist Europa. Island wird jedes Jahr um ein paar Zentimeter weiter auseinander gerissen."

Erlendur Bogason

Es ist ein Tauchgang zwischen zwei Kontinenten in einem Gebiet höchster vulkanischer Aktivität. Täglich werden hier zahlreiche Erdbeben registriert.

Nachdem wir den Graben durchschwommen haben, wechseln wir in den angrenzenden See. Wir sind uns sicher, dass es keinen Ort auf der Welt gibt, wo das Wasser klarer ist. Im isländischen Kontinentalgraben beträgt die Unterwassersicht 150 Meter.

Durch die Verbindung zwischen Kontinentalgraben und dem Meer werden die Gewässer auch regelmäßig von Fischen aufgesucht. Gut einhundert stattliche Lachse kreuzen unseren Weg.

Am Grund des Sees entdecken wir riesige Lavafelder, die uns daran erinnern, dass dieser Teil Islands fest im Griff der Naturgewalten ist.

Wasser, Feuer, Eis und Schwefeldämpfe - Erlendur Bogason hat sich daran gewöhnen müssen - von frühester Kindheit an.

"1973 als ich zehn Jahre alt war, wohnte ich auf den Vestmänner-Inseln. Am 23. Januar ist dann mitten in der Nacht der Eldfell ausgebrochen. Ich konnte mich mit meiner Familie und den anderen 5500 Bewohnern gerade noch retten. Mein ganzes Leben war immer von Vulkanismus bestimmt."

Erlendur Bogason

Der herbe Charme der endlosen Lavawüsten vermittelt Endzeitatmosphäre. Wer Ruhe sucht und keine Gesellschaft braucht, der entdeckt hier oben sein ganz persönliches Paradies.

"Wir fahren jetzt gleich auf die andere Seite des Bergs zu unserem Tauchplatz. Wenn es hier regnet, versickert das Wasser im Boden, wird durch das Lavagestein gefiltert und fließt dann in den Fluss, in dem wir gleich tauchen werden. Bis es dort ankommt, dauert es gut 100 Jahre."

Erlendur Bogason

Wir sind überrascht. Der Boden ist hart gefroren, ein paar Schneefelder sind noch zu sehen, doch die Litla a, die Erlendur uns als einzigartiges Tauchrevier vorstellt, dampft wie ein Wasserkessel.

"1976 gab es hier ein großes Erdbeben. Der Fluss hinter mir führte immer eiskaltes Wasser, aber dann taten sich plötzlich riesige Risse auf und plötzlich floss heißes Wasser in den kleinen Fluss."

Erlendur Bogason

"Es wird der flachste Tauchgang sein, den du in deinem Leben jemals gemacht hast", verspricht mir Erlendur. Aber was sich hier abspielt ist ziemlich eindrucksvoll.

Das Wasser sprudelt überall aus kleinen Kratern empor. Es ist ein Tauchgang auf einem Vulkan.


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