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Finnland Der Postbote mit dem Rasenmäher

Nein, das hier ist keine Freizeitbeschäftigung für Briefträger Eetu Paakanen, der Postmann ist streng dienstlich hier. Und die Pflege des Grüns in einem Vorort von Helsinki gehört inzwischen zu seinem Job.

Von: Clas Oliver Richter

Stand: 24.07.2016 | Archiv

Eetu Paakanen beim Rasenmähen | Bild: BR

Nur Briefe austragen, das war einmal. Die Postler müssen sich neue Beschäftigungen suchen.

"Es wird einem heiß, aber insgesamt ist das schon eine gute Arbeit."

Eetu Paakanen, Postbote

Eetu Paakanen

In Finnland mähen die Postboten jetzt auch den Rasen, immer dienstags, wenn die wenigsten Briefe zugestellt werden müssen, die Auslastung am niedrigsten ist! 65 Euro pro Rasenfläche, das Doppelte, wenn der Garten besonders groß ist.
Umsonst helfen die Briefträger nicht! Vor allem alte Leute nutzen den neuen Service aber gerne:

"Dieses Angebot ist eine fantastische Idee, wenn man so alt ist, wie ich, 75 Jahre: dann ist einem jeder Service willkommen."

Matti Tertsunen, Rentner

Petri Kokonen

Finnland ist ein modernes Land. Das bekommen sie auch hier im Briefverteilzentrum zu spüren. Natürlich schreiben sich die Menschen weiterhin, nutzen aber vor allem elektronische Wege: E-Mail, SMS, Whatsapp. Der gute alte Brief ist zum Auslaufmodell geworden. Vor allem Rechnungen werden noch in Papierform verschickt. Was also machen, mit all den Postboten? Entlassen?
Bei der finnischen Posti suchen sie da lieber nach neuen Aufgaben für ihre Mitarbeiter:

"Wir haben die Briefträger gefragt, welche Dienstleistungen wir noch gut anbieten können. Wofür sehen sie ihn ihrem Zustellbezirk Bedarf? Das ist alles freiwillig. Jeder Briefträger, der etwas Neues machen will, oder eine abwechslungsreiche Aufgabe übernehmen will, macht bei diesem Projekt mit. Und alle sind begeistert."

Petri Kokonen, Posti Finnland

Mit den neuen Serviceangeboten kämpft die finnische Post ums wirtschaftliche Überleben. Denn trotz aller Rationalisierungen der vergangenen Jahre, trotz neuer automatisierter Maschinen lässt sich mit dem Kerngeschäft kaum noch Gewinn machen.

Heidi Eilola

Heidi Eilola fährt Essen aus, jeden Tag. Auch sie arbeitet bei der Post, auch sie hatte in den vergangenen Jahren nicht mehr so viel zu tun. Ein Viertel ihrer Arbeitszeit verbringt die Briefträgerin inzwischen auf der Essenstour. Viele der alten Menschen sind behindert, einige an Alzheimer erkrankt. Drehen können wir Heidis Kunden deshalb nicht. Die leben allzu häufig allein in ihren großen Häusern und freuen sich, wenn sie überhaupt ein paar Worte wechseln können.

"Drei Minuten habe ich, drei Minuten sind vorgegeben. Man kann ein paar Wort wechseln, fragen wie es so geht. Und wenn der Kunde noch etwas benötigt, dann nehmen wir Kontakt mit den häuslichen Pflegediensten auf. Wir haben ihre Telefonnummern in unseren Listen. Die kümmern sich dann um alles Weitere. Und wenn etwas Akutes passiert ist, dann melden wir uns beim Notruf."

Heidi Eilola

Nach dem Mähen ist vor dem Austragen: Zwei Stunden hat Eetu Paakanen den Rasen gemäht, dann ist er fertig. Jetzt muss er zusehen, dass er seine Runde heute dann noch schafft. Er kann sich vorstellen, dass die Post ihre Dienstleistungsangebote noch erweitert.

"Umzüge könnten wir machen, zum Beispiel am Wochenende, die Logistik dafür hat die Post. Ich wäre auf jeden Fall mit dabei."

Eetu Paakanen, Postbote

Eetu Paakanen ist schon wieder ganz Briefträger. Auch wenn sie viele neue Ideen haben, bei der finnischen Post, müssen vor allem die Briefe pünktlich zugestellt werden.


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Reinhard, Sonntag, 24.Juli 2016, 17:10 Uhr

1. Weit hergeholt

Wenngleich es weniger Briefe geben mag, durch Amazon, Zalando, EBay und Co. hat sich dafür das Päckchen und Paketaufkommen mindestens verfünffacht. (Wahrscheinlich macht das in den nördlichen Ländern auch keinen Halt)
Also Rasenmähen für Briefträger wahrscheinlich auf Sicht eher in Deutschland nicht der Fall. Es sei den Drohnen setzen sich irgendwann durch ??