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Jersey Kunst am Strand

Andy Coutanche nutzt den Strand als Leinwand. Er wurde auf Jersey geboren und kennt hier jede Bucht. Sein einziges Werkzeug ist ein alter Rechen seines Urgroßvaters.

Von: Elke Schwab

Stand: 02.10.2016 | Archiv

Kunstwerk im Sand | Bild: BR

"Was ich mache, hängt von der Beschaffenheit des Strandes ab, wer da gewesen ist, auch von den Felsen. Am Anfang habe ich immer nur eine ganz vage Idee."

Andy Coutanche, Jersey Sandman

Es dauert Stunden, bis er ein Werk vollendet hat und nicht selten löscht es die Flut schon wieder aus, bevor er fertig ist.

"Das passiert immer wieder. Das ist ja das Schöne daran, dass es vergänglich ist. Es ist da und dann ist es weg, das ist freie öffentliche Kunst. Toll."

Andy Coutanche

Die Flut kommt diesmal sogar zu schnell für ein Foto, wie er es sonst immer macht.

"Mich befriedigt das sehr, es ist kreativ und jedes Mal anders. Es gibt ja viel, was Leute einfach nur so machen, weil sie Lust dazu haben, und das hier ist so gut wie alles anderes. Ich komme raus, es hält mich fit, bringt mich an tolle Orte. Das ist doch gut, oder?"

Andy Coutanche

Andy Coutanche

Vergängliche Kunst, die nur auf Fotos überlebt. Seine Bilder hat Andy Coutanche schon auf der ganzen Welt in den Sand gezeichnet und sich damit einen Namen gemacht. Vor zwei Jahren organisierte er sogar einen internationalen Sandkunstwettbewerb auf Jersey. Dabei ist der gelernte Zimmermann nur per Zufall zum Sandkünstler geworden.

"Das war vor ein paar Jahren in Neuseeland, dort lebt mein Bruder, und wir bauten ein kleines Segelboot, das einen Hubkiel hat. Wir zeichneten das Design für den Kiel in den Sand, denn wir arbeiteten ja vor allem am Strand, und als wir dann von einem Spaziergang mit dem Hund zurückkamen, dachte ich: 'Oh, wie nett!' Und ich begann immer größere Muster zu machen."

Andy Coutanche

Die Sandkunst genügt dem 40-jährigen Andy Coutanche schon längst nicht mehr. In einem Tunnel aus dem Zweiten Weltkrieg entstehen seine neuesten Werke. Das ehemalige Munitionsdepot der deutschen Besatzer ist der perfekte Ort für seine neue Leidenschaft: die Lichtkunst. Andy Coutanche fotografiert seine Bewegungen im dunklen Tunnel bei langer Belichtungszeit.

"Abends, wenn es dunkel ist, kann ich ja meine Sandkunst nicht machen, und so bin ich per Zufall auf das hier gekommen. Davon wird man süchtig, muss ich gestehen. Wenn ein Bild fertig ist, dann denkt man: 'Okay, das plane ich jetzt genauer und mache es das nächste Mal besser.'"

Andy Coutanche

Was hier entsteht, sieht er erst hinterher. Seine Fotos zeigt der Künstler auf seiner Website. Wie bei der Sandkunst, fasziniert ihn vor allem die Entstehung – für ihn ein fast schon meditativer Prozess.

"Das denkt er sich ja alles aus, und das ist so kunstvoll, nicht wahr?"

Ein Mann

"Ich würde meinen Fuß bestimmt an die falsche Stelle setzen und alles kaputtmachen."

Eine Frau

Nach zwei Stunden ist das Kunstwerk fertig und wird dokumentiert, denn die Flut kommt bestimmt.

"Das fügt sich gut in die Bucht hier ein. Der Sand hier ist ziemlich weich, und man sieht meine Fußspuren deutlicher, aber abgesehen davon, bin ich ziemlich zufrieden."

Andy Coutanche

Der Strand als Freiluftatelier. Inzwischen inszeniert Andy Coutanche auch seine Lichtkunst im Freien.

"Mir gefällt es, weil man das überall auf der Insel machen kann, wo es ruhig ist und man ganz für sich allein ist. Ich genieße die Einsamkeit genauso wie alles andere auf Jersey. Es müssen nicht immer belebte Strände sein. Es gibt viele ruhige Ecken hier, und das ist toll."

Andy Coutanche

Vergängliche Kunst, deren Faszination gerade in ihrer Flüchtigkeit liegt.


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