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Slowenien und Kroatien Wem gehört die Bucht?

Malerisch schön und friedlich liegt es da, das bei Touristen so beliebte slowenische Küstenstädtchen Piran. Und niemand hier ahnt auch nur etwas von den kleinen Dramen, die sich nur wenige Seemeilen von hier entfernt draußen in der Bucht abspielen.

Von: Michael Mandlik

Stand: 28.01.2018 | Archiv

Polizeiboote | Bild: BR

Der Hafen von Piran

Der kroatische Fischer Ecio hat es jedenfalls eilig: er und sein Kumpel Adriano werfen die Netze so schnell es geht aus, bevor die slowenische Polizei anrückt. Dabei ist die kroatische schon da - sie gibt den Fischern seit Verlassen ihres Hafens im kroatischen Savudrija gleich mit zwei Booten Geleitschutz.

"Da hinten kommen sie..."

Ecio Kocijancic, kroatischer Fischer aus Savudrija

Ecio Kocijancic

Mit hoher Geschwindigkeit rauscht das slowenische Polizeiboot heran. Aus der Sicht der slowenischen Behörden fischen die Kroaten nunmehr in fremden, nämlich slowenischen Gewässern. Die seit 1. Januar veränderte Grenzziehung in der Bucht von Piran wird von der slowenischen Polizei strikt überwacht. Dabei hat Ecio sein Leben lang genau hier gefischt; er versteht die Welt nicht mehr.

"Wenn unsere Polizei jetzt nicht dabei wäre, ich würde nicht mehr rausfahren, denn die Slowenen würden mich aufbringen und nach Slowenien schleppen. Bei manchen Fischern liegen die Nerven blank und auch ich habe Angst, dass es zu größeren Zwischenfällen kommen könnte."

Ecio Kocijancic

Was dann geschieht, erinnert stark an eine Groteske. Jeder Versuch der Annäherung des kleineren slowenischen Polizeiboots wird vom größeren kroatischen vereitelt. Den Slowenen bleibt nach mehreren Versuchen nur eine Aufforderung per Lautsprecher an die kroatischen Fischer, die slowenischen Hoheitsgewässer umgehend zu verlassen - unter Androhung hoher Geldstrafen.

Die kroatische Polizei wiederum sieht sich mit ihrem Handeln im Recht. Sie befolgt nur die Anweisung ihrer Regierung, wonach die durch Slowenien erfolgte neue Grenzziehung in der Bucht von Piran unrechtmäßig sei:

"Wir halten uns an die Grenze, die auch bisher galt und das ist die Grenze durch die Mitte der Bucht. Und diesen Teil betrachten wir als unser Territorialgewässer. Demgemäß verfahren wir und schützen unsere Fischer in dieser Zone."

Alen Klabot, Präsident Polizeidirektion Istrien

Die Regierung in Zagreb nämlich ficht den vor einem halben Jahr erfolgten Schiedsspruch des Schiedshofs in Den Haag an - wegen zuvor erfolgter Verfahrensunregelmäßigkeiten. Nun pocht man auf neue Grenzverhandlungen mit Slowenien:

"Es geht dabei vor allem um die übertriebenen, ja extremen Forderungen Sloweniens gegenüber Kroatien hinsichtlich von Land- und Seegrenzen. Das hat all die Jahre verhindert, zu einer abgesprochenen und qualitätsvollen bilateralen Lösung zu kommen."

Andreja Metelko-Zgombic, Staatssekretärin kroatisches Außenministerium

Karl Erjavec

Die slowenische Regierung hingegen hat kein Interesse an Neuverhandlungen. Für sie ist der erfolgte Schiedsspruch des Den Haager Tribunals bindend:

"Wir haben 20 Jahre lang mit Kroatien verhandelt und jede Absprache verfiel, weil die kroatische Seite sie nicht eingehalten hatte. Es geht jetzt darum, dass wir internationales Recht, das Rechtsstaatsprinzip und auch das EU-Recht wahren müssen. Es geht also nicht mehr darum, ob wir hier Spielraum haben oder nicht."

Karl Erjavec, Außenminister Slowenien

Die kroatischen Fischer Ecio und Adriano jedenfalls haben längst genug: Fischen unter Polizeischutz und die ständige Angst vor hohen Bußgeldern, das machen sie jetzt nicht mehr mit. Sie wollen aufhören. Denn hinzu kommt: Fische gibt es hier ohnehin immer weniger...


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