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Italien Gefährliche Straßen

"Strade Killer" heißen sie in Italien: die Straßen, die zur tödlichen Falle werden können. Schlaglöcher können Menschenleben kosten, aber auch einfach Fahrzeuge aller Art beschädigen. Jetzt treten Privatleute zum Kampf an.

Von: Michael Schramm

Stand: 22.07.2018 | Archiv

Schlaglöcher auf Roms Straßen | Bild: BR

Roberto Massulo

In gewisser Weise lebt Roberto Massulo auf den Straßen der ewigen Stadt. Seit drei Jahrzehnten rollt oder besser rumpelt er mit seinem Taxi durch Rom. Millionen Kilometer hat er dabei zurück gelegt. Roberto Massulo sieht sich als Opfer: Tag für Tag bedroht von den unzähligen Schlaglöchern in den Lebensadern seiner Stadt.

"Was wir heute auf den Straßen sehen, ist nicht neu. Es ist das Ergebnis von 15 Jahren Vernachlässigung Roms durch die Politik! Wenn ich bei meiner Steuererklärung jeden Reifenschaden, den ich infolge der Löcher hatte, angeben würde, dann müsste ich am Ende des Jahres keine Steuern mehr zahlen!"

Roberto Massulo, Taxifahrer Rom

Rom und seine Schlaglöcher – noch nie wurden sie gezählt. Nur so viel gibt die Statistik her: Im Schnitt etwa alle zehn Meter soll ein kleiner Abgrund klaffen. Rom ist löchrig wie ein Schweizer Käse – eine Lebensgefahr für alles, was sich bewegt.

Für die Römer sind Schlaglöcher Teil ihres Lebensalltags, für Touristen eine Attraktion der besonderen Art, neben den vielen weltberühmten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Deren Verwaltung kommt mit dem Stopfen der Löcher erkennbar nicht nach, obwohl die Stadtverwaltung nach eigenem Bekunden derzeit tief in die Tasche greift, um der Plage beizukommen.

Cristiano Davoli

So tun inzwischen Bürger das, was eigentlich Sache der Stadt wäre: mit Kaltasphalt und Schaufeln kämpfen sie freiwillig und unbezahlt gegen Bodenlosigkeit. Bereits fast 6000 Löcher hat die Organisation "Tappami", zu Deutsch, "Stopf mich!" nach eigenen Angaben beseitigt. Die Baustoffe sind in den meisten Fällen Spenden von Firmen. Die Stadtverwaltung lässt sie lediglich gewähren, unterstützt sie aber nicht.

"Wir sind eine freiwillige Bürgerinitiative! Wir opfern unsere Freizeit, um ein ernstes Problem unserer Stadt lösen zu helfen. Die Gefahr insbesondere für Motorradfahrer ist schließlich real! Wir haben eine Internetseite. Dort sind wir im Kontakt mit den Bürgern. Dort weisen sie uns auf besonders gefährliche Löcher hin!"

Cristiano Davoli, Initiative Tappami

Vor allem an den Wochenenden zieht Cristiano Davoli mit seinem fünfköpfigen Hobby-Straßenbau-Team los. Dessen Rekord liegt bei fast einhundert gefüllten Löchern an einem Tag. Ist die "Tappami"-Initiative ein Beleg für eine nicht funktionierende Stadtverwaltung?

Virginia Raggi

Seit zwei Jahren regiert in Rom Virginia Raggi von der Fünf-Sterne-Bewegung. Sie weist die Verantwortung von sich.

"Untersuchungen haben ergeben: In den letzten 20 Jahren wurden die Löcher in den Straßen Roms nicht mit Teer, sondern mit Schmiergeldern gefüllt!"

Virginia Raggi, Bürgermeisterin Rom

"Unserer Meinung nach hat die Politik Angst zuzugeben, dass sie etwas allein nicht schafft. Vielleicht denkt man, dass das in der Öffentlichkeit als Zeichen des Versagens angesehen wird."

Cristiano Davolo, Initiative Tappami

Rom, die teure und schicke Weltstadt mit verheerenden Straßen: Sogar die Teilnehmer der diesjährigen Giro d`Italia bekamen das buchstäblich zu spüren. Die ewige Stadt, sie hat eben auch ewige Probleme.


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Gabriel Lauchard, Sonntag, 22.Juli 2018, 15:10 Uhr

1. meine Meinung

sehr interessanter Bericht, und zeigt wieder mal die Unfähigkeit der Politik und der Verwaltung und stellt die Frage wo das dafür eigentlich bereit gestelte Geld hin fließt ??? !!!!